Klickbetrug – Ein unterschätztes Risiko

Das Thema Klickbetrug ist aktueller denn je. So effizient die unterschiedlichen Instrumente des Online-Marketing auch sind, sie regen leider immer wieder den Einfallsreichtum von Betrügern an. Manche Varianten des Klickbetrugs gehen inzwischen weit über die Grenzen von vereinzelten Konkurrenzschädigungen hinaus.

Betrügerische Geldmacherei ist längst keine Seltenheit mehr – und dabei geht es häufig um beträchtliche Summen. Anbieter von Suchmaschinen-Marketing und Affiliate-Plattformen wie Google™, Overture®, Miva®, affilinet®, TradeDoubler oder zanox mussten gerade in den vergangenen Monaten einen starken Vertrauensverlust bei ihren Kunden verzeichnen. Die Zahl der Werbetreibenden, die gegen ihre Marketing-Partner klagen, häuft sich. Bereits 2004 zahlte Google™ regelmäßig einen Anteil seiner Umätze an die Werbekunden zurück – als Ausgleich für mögliche Klickbetrügereien. Auf Kundenseite ist man sich jedoch einig, dass Suchmaschinen-Betreiber und Affiliate-Plattformen weitreichendere Maßnahmen ergreifen müssen, um sich und ihre Werbepartner vor Klickbetrug zu schützen. Letzten Endes stellen sich allen Beteiligten dieselben Fragen: Wie lässt sich Klickbetrug systematisch aufdecken?

Und mit welchen Mitteln können die tatsächlichen Betrüger identifiziert und darüber hinaus auch haftbar gemacht werden?

Formen des Klickbetrugs

Ein Großteil der Klickbetrügereien spielt sich rund um die Marketing-Maßnahmen ab, bei denen pro Klick abgerechnet wird. Diese spezielle Form der Online-Werbung, das Cost-per-Click- oder kurz CPC Modell, kommt sowohl im klassischen Keyword Advertising als auch beispielsweise bei den Google AdSense™ zum Einsatz. Inzwischen treten spezielle Formen des Klickbetrugs jedoch auch im Affiliate-Marketing auf. Und hierbei zählt häufig nicht die Summe der Klicks, sondern die Effizienz der einzelnen Werbemaßnahmen: Kauft der vermittelte Website-Besucher, so erhält der Werbepartner beispielsweise eine vom Bestellwert abhängige Provision. Drei wesentliche Formen von Klickbetrug lassen sich unterscheiden: Betrug im Keyword Advertising, bei Google AdSense™ und im Affiliate Marketing.

Klickbetrug im Keyword Advertising

Sponsored Links sind Textanzeigen in Suchmaschinen, die nach der Eingabe eines Suchbegriffs über oder neben den klassischen Ergebnissen des natürlichen Indexes einer Suchmaschine angezeigt werden.

Bei den Sponsored Links, auch Keyword Advertising genannt, rechnen Suchmaschinenbetreiber nach dem CPC-Modell mit dem Werbetreibenden ab: Ähnlich einer Auktion wird die Werbung des Meistbietenden ganz oben in der Liste der käuflichen Links angezeigt.

Die simpelste Variante des Klickbetrugs im Keyword Advertising zielt auf die finanzielle Schädigung der Konkurrenz ab. Dazu klickt ein Mitbewerber meist manuell mehrfach auf den Sponsored Link seines Konkurrenten – dieser muss deshalb letztlich auch für Klicks zahlen, die nicht von seiner Zielgruppe stammen. Regelrecht professionell wird der Klickbetrug, wenn sogenannte Robots oder Click-Bots zum Einsatz kommen. Bei diesen handelt es sich um Software-Tools, die automatisch und mit hoher Frequenz auf Sponsored Links und Werbeanzeigen klicken. Automatisiertes Klicken ist für Betrüger insbesondere dann ein probates Mittel, wenn die Werbeanzeige, die ein Mitbewerber geschaltet hat, komplett aus der Liste der Sponsored Links verschwinden soll. Durch ein Tagesbudget legt der Werbetreibende nämlich die maximalen Ausgaben und damit die Anzahl der möglichen Klicks pro Tag fest. Die Robots können darum einfach so lange auf einen gut gelisteten Link klicken, bis dessen festgelegte Tagessumme ausgeschöpft ist. Häufig wird so das CPC-Budget durch die Robots bereits in der Nacht aufgebraucht. Die Folge: Der Mitbewerber ist am Morgen ganz aus der Liste der Sponsored Links verschwunden, seine Anzeige erscheint an diesem Tag nicht mehr. Inzwischen bieten sogar Dritte ihre Dienste an, wenn es darum geht, die Konkurrenz entweder durch manuelles oder durch automatisiertes Klicken auf die Sponsored Links zu schädigen.

Beispiel: Ein namhafter Anbieter von Krankenversicherungen wird bei Google™ in den Sponsored Links an erster Stelle gelistet, sobald ein Internet-Nutzer die Suchbegriffe „Krankenversicherung Vergleich“ eingibt. Er zahlt dafür den Betrag von 7,50 Euro pro Klick; das Tagesbudget ist auf 11.250 Euro, also exakt 1.500 Klicks festgelegt. Nun beauftragt ein Konkurrenzunternehmen einen Klickbetrüger mit dem Wegklicken des Mitbewerbers. Mit einer speziell zu diesem Zweck entwickelten Robot-Software ist es für den Betrüger ein Leichtes, 1.500 Klicks zu tätigen. Er beginnt damit kurz nach Mitternacht, und am folgenden Morgen ist der Krankenversicherungsanbieter aus der Liste der Sponsored Links verschwunden. Dem Werbetreibenden ist dabei ein doppelter Schaden entstanden: Zum einen hat er mehrere tausend Euro in eine Marketing-Maßnahme investiert, die absolut keinen Nutzen erzielt, zum anderen entgehen ihm für den entsprechenden Tag Neukundengewinne, Interessenten geraten an die Konkurrenz.

Klickbetrug bei Google AdSense™

Das AdSense-Programm von Google™ ist eine erweiterte Form des Keyword Advertising. Es ermöglicht dem Werbetreibenden, seine Werbeanzeige auf themenrelevanten Partnerwebsites zu platzieren.

Um AdSense als Online-Marketing-Instrument zu nutzen, müssen Website-Inhaber beim Keyword Advertising in Googles AdWords™ nur die Option „AdSense“ einschalten. Die Werbeeinblendungen erscheinen sowohl in Suchmaschinen in Form von Sponsored Links als auch auf inhaltlich adäquaten Websites. Google™ prüft im Vorfeld all jene Websites, die sich als Werbeträger zur Verfügung stellen, auf ihre Seriosität und ihre thematische Eignung. Die Einblendung der Anzeigen erfolgt nach der Kontrolle dieser werbetragenden Websites und der Festlegung der Keywords jedoch automatisch. Auch hier wird über das CPC-Modell abgerechnet. Ein Teil der Klick-Einnahmen kommt dabei dem Inhaber der werbetragenden Seiten zugute, ein Teil geht an Google™.

Die Motivation zum Klickbetrug bei Google AdSense™ liegt weniger in der Schädigung der Konkurrenz, als schlichtweg darin, dass ein Website-Betreiber, der Google AdSense™ auf seiner Website schaltet, durch zahlreiche Klicks mehr Geld verdienen kann. Deshalb geht ein Großteil der Betrügereien bei Google AdSense™ auf das Konto von Werbepartnern, die – manuell oder automatisiert – auf die Links der bei ihnen gelisteten Unternehmen klicken. Die Zahl der Betrüger, die scheinbar thematisch relevante Websites erstellen, nimmt inzwischen beträchtliche Ausmaße an.

Beispiel: Ein Online-Händler von Trekking-Ausrüstungen definiert in Google AdWords™ unter anderem die Keywords „Zelten“, „Camping“ und „Trekking“ für seine Werbeanzeigen. Gleichzeitig aktiviert er Google AdSense™ für die zusätzliche Werbeeinblendung auf themenspezifischen Websites. Dadurch erscheint der Link zu seinem Online-Shop jetzt automatisch beispielsweise auch auf Special-Interest-Portalen zum Thema Trekking und auf Websites von Individualreise-Anbietern. Eine der Special-Interest-Seiten, ein Forum zum Thema „Camping in Skandinavien“, ist ausschließlich erstellt worden, um als Werbeplattform Gewinne zu erzielen. Der Betreiber des Camping-Forums begnügt sich jedoch nicht mit den regulären Einnahmen, die er durch die Klicks seiner Website-Besucher auf die Links des Trekking-Ausrüsters erzielt. Er steigert seine Erträge dadurch, dass er mehrfach am Tag selbst auf die entsprechenden Links klickt, intelligente Robots zu Klickgenerierung einsetzt oder professionelle Klickbetrüger beauftragt. Hier entstehen für den Werbenden je nach Höhe des CPC ebenfalls erhebliche finanzielle Schäden – ganz abgesehen davon, dass vielleicht seine gesamte Online-Marketing-Kampagne ohne Wirkung verpufft.

Klickbetrug im Affiliate Marketing

Wer einen größeren Kreis potenzieller Kunden auf sein Web-Angebot aufmerksam machen will, kann mithilfe von Affiliate-Plattformen wie affilinet, TradeDoubler oder zanox interessante Werbepartner, sogenannte Affiliate-Websites, akquirieren. Diese Websites bieten ergänzende Produkte und Dienstleistungen an oder richten sich an eine ähnliche Zielgruppe. Im Affiliate Marketing kann ein Merchant, wie der Werbetreibende hier heißt, seine Leistungen und Produkte durch Dritte bewerben lassen. Der Affiliate, beispielsweise der Webmaster einer Website, bindet dabei einen definierten Programmcode in seine Webseiten ein – das können Banner mit Link zur Website des Werbetreibenden, aber auch ganze Websites oder Shop-Module sein. Gelangt der Besucher einer Affiliate-Website über eine Werbeanzeige beispielsweise in den Online-Shop eines Werbetreibenden, so erhält der Affiliate-Partner eine Vergütung. Pay-per-Click (pro Klick), Pay-per-Lead (pro Interessent, Download, Abonnent etc.) und Pay-per-Sale (pro Verkauf) sind gängige Varianten der Partnervergütung, die je nach Vereinbarung auch häufig miteinander kombiniert werden. Höchst lukrativ ist für den Affiliate-Partner die direkte Gewinnbeteiligung: Diese erfolgsbezogene Form der Werbe-Partnerschaft kann zwischen 3 und 30 Prozent des Preises eines bestellten Produkts einbringen. Doch wie lässt sich erkennen, über welchen Affiliate ein neuer Kunden kommt? Dazu werden von der Affiliate-Plattform Cookies hinterlegt, sobald der Website-Besucher auf das entsprechende Werbemittel eines Merchants klickt und auf die Website des Online-Händlers weitergeleitet wird. Kommt es zu einem Kauf, wird auf der Bestellbestätigungsseite ein unsichtbares Pixel geladen und der beim Werbemittel-Klick gesetzte Cookie ausgelesen.

Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, dass der Kauf unmittelbar nach dem Klick auf das Werbemittel der Affiliate-Website stattfindet.

Wenn es zu einem nachträglichen Kauf kommt, der sogenannten Postkonversion, erhält der Affiliate-Partner häufig noch bis zu 30 Tage, nachdem der Käufer über dessen Website auf das entsprechende Produkt aufmerksam geworden ist, die vereinbarte Vergütung.

Im Affiliate Marketing wird nur selten über Einzelklicks auf Banner oder Links betrogen, da CPC-Modelle hier keine große Verbreitung haben. In den meisten Fällen erschleichen sich sogenannte Affiliate-Hopper unrechtmäßig Provisionen, indem sie für denselben Merchant auf mehreren Affiliate-Plattformen als Affiliate registriert sind. So ist es möglich, dass dem Affiliate ein und derselbe Einkauf bei einem Merchant durch die unterschiedlichen Plattformen mehrfach vergütet wird. Da die einzelnen Affiliate-Plattformen autark arbeiten und einen Cookie einer anderen Plattform nicht auslesen können, ist es technisch für die Plattformbetreiber nicht möglich, diesen Betrug festzustellen. Diese Betrugsvariante funktioniert nur dann, wenn Merchants ihr Partnerprogramm auf mehreren Affiliate-Plattformen betreiben und auf diesen dieselben Affiliate-Partner an dem Programm teilnehmen.

Die technische Umsetzung ist simpel: Schaltet ein Merchant im Rahmen seiner Kampagne ein bestimmtes Werbebanner, veröffentlicht der Affiliate-Partner dieses zwar auf seiner Website, er verlinkt es jedoch geschickt mit sämtlichen Affiliate-Programmen, bei denen der Merchant registriert ist. So geht jeweils eine Rückmeldung beispielweise an affilinet®, TradeDoubler und zanox, obwohl es nur einen Kaufabschluss gab. Das Resultat für den Betrüger: Er kassiert für eine einzelne Leistung gleich dreifach.

Möglich ist diese Form des Betrugs zum einen, weil es wie bereits erwähnt zwischen den einzelnen Affiliate-Plattformen praktisch keinen Austausch gibt. Viele Betrügereien fallen jedoch auch deshalb nicht auf, weil der Rückkanal zwischen Online-Verkauf und Warenwirtschaft des Merchants nicht transparent genug ist. Falls ein Händler überhaupt registriert, dass die Zahl der von ihm ausgeschütteten Provisionen weit über der Zahl der Verkaufsabschlüsse liegt, ist es meist viel zu spät, um gezielt auf den Betrug zu reagieren und einzelne Betrüger in der Masse der seriösen Affiliate-Partner ausfindig zu machen. Dieser mangelhafte Rückkanal führt des Weiteren dazu, dass häufig selbst dann Provision eingestrichen wird, wenn der Käufer die Bestellung später storniert und faktisch gar kein Kauf stattfindet. Diese Stornierungen werden von Affiliate-Betrügern häufig selbst getätigt oder an Dritte in Auftrag gegeben. Ähnlich wie bei Google AdSense™ ist es auch hier denkbar, dass ein Betrüger eine Website lediglich aus dem Grund erstellt, um an Affiliate-Programmen teilnehmen und möglichst viel Provision einstreichen zu können. Die Konsequenz für aufrichtige Affiliates: Der Merchant bereinigt seine Ausfälle durch Affiliate-Hopper pauschal und zieht von allen Provisionen einen durchschnittlichen Wert ab.

Beispiel: Ein großes Modehaus möchte die Besucheranzahl und damit gleichzeitig die Verkaufsrate in seinem Online-Shop erhöhen.
Dazu betreibt es sowohl bei affilinet® und TradeDoubler als auch bei zanox ein Affiliate-Programm. Nun erstellt ein Webmaster ein Webportal zum Thema „Mode und Lifestyle“ und meldet sich bei den drei Plattformen als Affiliate-Partner für das Modehaus an. Er schaltet das aktuelle Werbemittel des Modehauses jedoch nur einmal und verknüpft dieses so geschickt mit den einzelnen Programmen der Plattformen, dass ein Werbemittelklick bei allen drei Plattformen registriert wird. Nun wird nicht nur ein Cookie gesetzt, wenn ein Besucher seiner Website über das Werbemittel in den Online-Shop des Modehändlers gelangt, vielmehr sind es gleich drei. Bestellt der Kunde jetzt ein Produkt, so wird bei Bestellung ebenfalls für jede der drei Plattformen je ein unsichtbares Pixel geladen. Die Folge: Jede Plattform registriert die Bestellung und ordnet den Verkauf dem Affiliate zu. Der Affiliate-Betrüger streicht so für nur eine Bestellung dreifach die vereinbarte Gewinnbeteiligung ein.

Doch damit nicht genug: Um seine unrechtmäßigen Erträge weiter zu erhöhen, macht sich der Affiliate-Betrüger den fehlenden Rückkanal zwischen Warenwirtschaft und Affiliate-Plattform zu Nutze. Hierzu bestellt er zunächst sehr kostspielige Produkte selbst, beispielsweise teure Herrenanzüge und Abendkleider. Diese Bestellungen storniert er jedoch umgehend. In Ermangelung einer Schnittstelle zwischen der Warenwirtschaft, in der die Stornierungen verwaltet werden, und den Affiliate-Plattformen, die den Verkauf registriert haben, ist keine Transparenz darüber gegeben, ob eine Bestellung widerrufen wurde. So kann das Modehaus im Affiliate-System nicht detailliert erkennen, welche Waren tatsächlich gekauft und welche Bestellungen storniert wurden. Der Affiliate-Betrüger nutzt diesen blinden Fleck und streicht lukrative Provisionen für Verkäufe ein, die faktisch nicht zu Stande gekommen sind. Um die Verluste durch Affiliate-Betrug auszugleichen, nimmt das Modehaus jeden Monat eine pauschale Provisionsbereinigung vor, die sich an der aktuellen Stornoquote bemisst. Die Abzüge, die durch diese Provisionsbereinigung entstehen, sind für den Affiliate-Hopper jedoch praktisch irrelevant, denn er fährt nach wie vor enorme Provisionssummen ein.
Und das bei geringstem Aufwand.

Wie Klickbetrüger ihre Spuren verwischen

Die wenigsten Klickbetrüger gehen so ungeschickt ans Werk, dass sie über ihre IP-Adresse oder Cookies ausfindig gemacht werden können. Hinter dieser kleinen Gruppe von Amateur-Betrügern verbergen sich in den meisten Fällen vermutlich Unternehmer, die durch manuelle Klicks auf Sponsored Links oder Werbebanner ihrem Konkurrenten auf die Schnelle Schaden zufügen wollen. Der Großteil der professionellen Klickbetrüger bedient sich jedoch wesentlich ausgereifterer Methoden, um über das Internet unrechtmäßig Gewinn zu machen.

Inzwischen ist es selbst für Laien kein Problem mehr, sich im Internet völlig anonym zu bewegen. Viele Maßnahmen schützen jedoch nicht nur die Privatsphäre von aufrichtigen Nutzern, sie ermöglichen es auch Klickbetrügern, nahezu unentdeckt zu bleiben. Üblicherweise kann über die IP-Adresse, die an jeden Internet-Nutzer vergeben wird, festgestellt werden, wer sich hinter dem Besucher einer Website verbirgt. Das lässt sich jedoch leicht umgehen: Durch sogenannte Proxies ist es so gut wie unmöglich, einen Nutzer zu identifizieren.

Proxy heißt „Stellvertreter“ und bezeichnet einen Netzwerkserver, der anstelle eines Client-Rechners Netzwerkverbindungen aufbaut und so die Rolle des Internet-Nutzers übernimmt. Ähnlich einem Boten führt der Proxy die Anweisungen des Internet-Nutzers stellvertretend für diesen durch und verwendet dabei seine eigene IPAdresse.

Durch dieses Proxy-Prinzip kann eine Zwischenspeicherung der transportierten Daten (Caching-Proxy) und eine Datenflusskontrolle (Security-Proxy) realisiert werden. Proxy-Server werden überwiegend von größeren Unternehmen, Institutionen und Providern eingerichtet, bei denen ein reger Datenverkehr herrscht. Bei offenen Proxies handelt es sich zumeist um Server, die fehlerhaft konfiguriert sind. Sie nehmen im Gegensatz zu regulär eingestellten Proxy-Servern jegliche externe Anfrage entgegen und reichen diese in ihrem Namen weiter. So wird die Identität der anfragenden Person nicht sichtbar, letztlich kann jedermann einen offenen Proxy als virtuelle Zwischenstation verwenden. Um sich im Internet anonym hinter offenen Proxies zu bewegen, kann ein Nutzer Listen abonnieren, die entsprechende offene Proxy-Server aufführen. Wer die hierzu erforderlichen Einstellungen nicht manuell tätigen will, kann für geringe Beträge (ab 15 Euro im Fachhandel oder als Download) Anonymisierungssoftware herunterladen, die sämtliche Arbeitsschritte automatisiert. Viele Anonymisierungsinstrumente nutzen offene Proxies, um in kurzen Zeitabständen die IP-Adresse zu wechseln , mit der ein Nutzer sich im Internet bewegt. Auf diesem Weg bleiben Klickbetrüger, die auf einzelne Links klicken, in der Regel völlig unentdeckt.

Und auch die vorgetäuschte Bestellung von Produkten eines Affiliate-Merchants bleibt so anonym. Erschwerend kommt hinzu, dass viele professionelle Klickbetrüger aus dem Ausland heraus agieren. Sie können also selbst dann häufig nicht rechtlich belangt werden, wenn ihre Identität aufgedeckt wurde.

Häufigkeit von Klickbetrug

Der Betrug über den Verbrauch des Tagesbudgets (Klickbetrug im Keyword Advertising) ist in Europa zur Zeit noch nicht so stark verbreitet, in den USA ist er aber längst ein großes Thema. Klickbetrug über Google AdSense™ bewegt sich in machen Branchen hingegen inzwischen auch in Europa im zweistelligen Prozentbereich. Ebenso wächst die Zahl der Affiliate Hopper. Bei großen Unternehmen, die ihre Online-Marketing Aktionen über mehrere Affiliate-Partner gleichzeitig laufen lassen, können schon jetzt rund zehn Prozent der Provisionen auf betrügerische Maßnahmen zurückgeführt werden.

Auf einer Aktionärsversammlung im Dezember 2004 äußerte sich Google™ erstmalig offiziell zum Problemthema Klickbetrug. Der Google™ Finanzvorstand, CFO George Reyes, zeigte sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen und beschrieb Klickbetrug als größte Bedrohung für die Internet-Wirtschaft und das Geschäftsmodell von Google™: „Ich denke, wir müssen sehr, sehr schnell etwas dagegen tun“, so Reyes. Experten schätzen den Anteil betrügerischer Klicks im Online-Marketing inzwischen auf mehr als 20 Prozent.

Anbieter von CPC-Abrechnungsmodellen wie Google™, Overture® und Miva® sehen dagegen den Klickbetrug in Deutschland und Europa im zu vernachlässigenden Promille-Bereich. Diese Aussage wird durch eigene Messungen der Betreiber unterstrichen. Jedoch sind die CPC-Anbieter technisch nicht in der Lage, die wirkliche Größenordnung zu messen. Den Anbietern stehen in der Regel nur Daten über den Besucher zur Verfügung, die bei der Einblendung der Werbeanzeige und beim Klick erfasst wurden. Ob der Besucher jemals die Website des Werbetreibenden erreicht und sich auf dieser wie ein regulärer Nutzer verhält, bleibt ihnen verschlossen.

Gegenmaßnahmen und Fazit

Grundsätzliche Maßnahmen gegen Klickbetrug

Das wirksamste Mittel, um Klickbetrug zu erkennen, ist ein durchgängiges Tracking des Besucherverhaltens. Kennt ein Online-Verantwortlicher das natürliche Verhalten auf seiner Website, so kann er Abweichungen im Nutzerverhalten, die auf Klickbetrug hinweisen, schnell erkennen. Um eine Website und ihr natürliches Verhalten zu messen, empfiehlt es sich, zunächst nur jene Nutzer zu beobachten, die nicht über Affiliate-Maßnahmen oder Sponsored Links auf die Website gelangen. Bei dieser Messung werden im regulären Website-Traffic unter anderem folgende Kennzahlen betrachtet:

– Geodaten: Welche geografische Herkunft weisen die Besucher auf?

– IP-Adressen: Haben die Besucher Proxies genutzt? Wurde ein Großteil der Website-Besuche von offenen Proxies aus getätigt?

– Technische Daten: Welche Betriebssysteme, Browser, Provider etc. verwenden die Besucher?

– Verweildauer: Wie lange haben sich die Besucher auf der Website aufgehalten?

– Seitenaufrufhäufigkeiten: Wie viele/welche Seiten wurden aufgerufen?

– Zeitverhalten: Zu welcher Uhrzeit und mit welcher Frequenz wird auf Anzeigen geklickt?

– Konversionsraten: Wie viele Käufe oder Transaktionen wurden korrelierend zur entsprechenden Werbemaßnahme getätigt?

– Werbemittelkontakte: Mit welchem Werbemittel hatte der Besucher den letzten und damit zu wertenden Werbemittelkontakt?

Nachdem die Website und ihr natürlicher Traffic analysiert und eingemessen sind, startet das übergreifende Web-Controlling, in das sämtliche Besucher der Website einbezogen werden – also auch diejenigen, die über CPC-Modelle und Affiliate-Kampagnen auf die Website gelangt sind. Weichen nun einer oder mehrere der Parameter erheblich von den zuvor analysierten Mustern ab, ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Werbetreibende Klickbetrügern zum Opfer gefallen ist. Wann genau die Indizien auf einen Klickbetrug hinweisen, hängt von den spezifischen Kriterien einzelner Website-Inhaber ab.

So können zum Beispiel vermehrte Klicks zu einer unüblichen Uhrzeit oder eine große Zahl von Seitenaufrufen aus dem Ausland Hinweise auf betrügerische Aktivitäten sein.

Gerade bei Klickmaschinen, über die betrügerisches Klicken automatisch abgewickelt werden kann, werden Abweichungen vom Verhalten realer Website-Besucher schnell deutlich. Besonders auffällig sind in diesem Fall beispielsweise Seitenzugriffe, bei denen der mutmaßliche Besucher nach dem Aufruf der Startseite die Website direkt wieder verlässt. Häuft sich ein derartiges Verhalten, liegt auch hier wieder der Betrugsverdacht nahe. Selbst bei intelligenteren Klick-Programmen, die sich dem menschlichen Verhalten entsprechend mit mehreren Klicks über eine Website bewegen, lassen sich mit einem übergreifenden Web-Controlling auf kurz oder lang Abweichungen vom natürlichen Traffic feststellen.

Ein spezieller Indikator für systematischen Klickbetrug ist das verstärkte Aufkommen von IP-Adressen, hinter denen sich offene Proxies verbergen. Um auf Klickbetrüger aufmerksam zu werden, die sich auf diese Weise anonymisieren, abonniert zum Beispiel Google™ Listen offener Proxies und gleicht diese mit den bei Werbemittel-Klicks gemessenen IP-Adressen ab. Decken sich die IP-Adressen der Liste mit denen verdächtiger Werbemittel-Klicks, kann es vorkommen, dass Google™ die entsprechenden Vergütungen im Verdachtsfall nicht ausschüttet und dem Werbetreibenden automatisch rückerstattet.

In der Regel ist heute jedoch immer noch der Website-Betreiber gefordert, die abgerechneten Klicks mit einem weiteren Web-Controlling System zu überprüfen und Verdachtsfälle zwecks Rückerstattung an den Werbepartner zu melden.

Spezielle Maßnahmen im Affiliate Marketing

Beim Affiliate-Betrug ist eine Form des Web-Controlling besonders wirkungsvoll: Mittels Pixel-Technologie lässt sich exakt feststellen, welcher Käufer über welche Affiliate-Website in einen Online-Shop gelangt ist. Durch solch ein übergreifendes Web-Controlling lassen sich Affiliate-Maßnahmen unabhängig von den erhobenen Daten der Affiliate-Plattformen kontrollieren. Im Gegensatz zu den Plattform-Betreibern, die Werbemaßnahmen lediglich im unmittelbaren Zusammenhang mit ihrem Affiliate-System überprüfen, erfasst ein übergeordnetes Web-Controlling den Traffic einer Website in einem wesentlich weitreichenderen Kontext. So können also durch die Pixel-Technologie mehrfache Provisions-Ausschüttungen von vorneherein vermieden werden, denn der letzte Kontakt mit der Werbemaßnahme und die tatsächliche Konversion erscheinen in ihrem unmittelbaren Zusammenhang. Der Shop-Betreiber sieht hier den tatsächlichen Sale nur einmal.

Vom Klickbetrug durch Affiliate-Hopper sind besonders große Unternehmen betroffen, die aufgrund ihrer umfangreichen Marketing-Maßnahmen die Affiliate-Programme auf mehreren Plattformen parallel betreiben. Unternehmen, deren Marketing-Erfolg nicht zwingend davon abhängt, dass sie auf mehrere Plattformen zurückgreifen, sollten sich ausschließlich auf ein Affiliate-Programm beschränken. Diese Maßnahme ist die einzige 100-prozentige Sicherheit gegen Klickbetrug durch Affiliate-Hopper.

Fazit

Viele Klicks, keine Kunden, hohe Kosten – Klickbetrug verdirbt inzwischen vielen Werbetreibenden die Freude am Online-Marketing. Dabei sind die Instrumente der Internet-Werbung die ideale Basis für preiswerte und höchst effektive Marketing-Kampagnen. Gerade deshalb sind die Forderungen der Werbenden nach verstärkten Kontrollen und transparenteren Abrechungsmodellen durch die Suchmaschinen-Betreiber und Affiliate-Plattformen mehr als verständlich. Wenn es auch grundsätzlich sehr schwer ist, die verschiedenen Varianten des Klickbetrugs aufzudecken, eines gilt für alle betroffenen Parteien: Ohne ein übergreifendes Web-Controlling ist es schlicht unmöglich, dem Klickbetrug beizukommen. Wer sich vor Klickbetrug schützen und Betrüger dingfest machen will, braucht Web-Controlling.

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