i-Mode: Learning by doing…

Wer über einen Einstieg ins mobile Business nachdenkt, muss nicht erst auf die Marktreife von UMTS warten. Denn mit dem Start von i-Mode steht bereits heute eine Technologie zur Verfügung, die Anbietern erste praktische Erfahrungen mit mobilen Multimediadiensten ermöglicht. Und das zu durchaus erschwinglichen Konditionen. Ein Überblick.

Mit dem Start des i-Mode-Portals zur CeBIT 2002 ist die erste Plattform für Mobile-Multimedia-Anwendungen auf dem Markt. Anbieter von Content, aber auch Unternehmen für die Mobile Multimedia Services eine Rolle spielen könnten, stehen damit – in Zeiten knapper Etats und kurzer Fristen für den Return on Investment – vor der Entscheidung ob, wann, wie und in welchem Umfang sie in diese neue Technologie bzw. Publishing-Plattform investieren sollen. Hinzu kommen Überlegungen zu dem grundlegenden Verhältnis von Carrier und Content-Partner. Und: Wie kann Produktentwicklung und Marketing sinnvoll gestaltet werden, solange die Portale noch über keine kritische Masse an Nutzern verfügen?

Mit der Lizenzierung der i-Mode-Markenrechte und -Technologie von NTT DoCoMo hat sich KPN/E-Plus im Geschäft um den mobilen Datentransfer einen Vorsprung von sechs bis zwölf Monaten gegenüber seinen Mitbewerbern gesichert. Auf der Basis der gebündelten Paketübertragung im GPRS-Protokoll und damit innerhalb der existierenden GSM-Architektur bietet i-Mode schon heute Elemente der mobilen Multimedia-Zukunft:

i-Mode kompatible Endgeräte verfügen über einen Browser, mit dem sich Dateien, die in der i-Mode Seitenbeschreibungssprache cHTML (wird von E-Plus als iHTML vermarktet) angelegt wurden, anzeigen lassen. Der Browser erlaubt eine farbige Darstellung (256 Farben) sowie die Übertragung von Bildern (Gif 87a, Gif 89a). Zum Umfang der Software der Endgeräte gehören weiter ein eMail-Client sowie die Option polyphoner Klingeltöne. Der Zugang zu diesen Inhalten erfolgt über ein Gateway des Netzbetreibers, der die Anfragen der Endgeräte über gesicherte Internet-Verbindungen (SSL) an die Server der Content-Partner weiterleitet.

große Ansicht Wesentlicher Teil der Architektur ist die Verwaltung von Nutzungsberechtigungen und deren Integration in das Abrechnungssystem von E-Plus. Sie ermöglicht die Einrichtung von kostenpflichtigen Abonnements einzelner Dienste und wird ab Herbst auch die Abrechnung einzelner Transaktionen erlauben. Tatsächlich ist es nicht so sehr die Technologie welche die wesentliche Innovation von i-Mode ausmacht. Hier wurde auf Bausteine gesetzt, die bei Anbietern von Web-Inhalten bereits verfügbar und somit verhältnismäßig einfach in das i-Mode Portal zu integrieren sind. Insofern wird i-Mode dem Versprechen „das Internet mobil zu machen“ durchaus gerecht.

Das bestätigen auch die Content-Partner die wir befragten. Unabhängig von der Art der Anwendung wurden die Kosten für den Gateway zu E-Plus zu über 75% mit unter 5.000 Euro angegeben. Auch die Erweiterung bzw. Anbindung eines Content-Management-Systems (CMS) schlägt nicht mit allzu großen Investments zu Buche. Es handelt sich bei cHTML im wesentlichen um eine Untermenge der Web-Seitenbeschreibungssprache HTML 4.0 oder xHTML und nahezu jedes vorhandene Web-CMS sollte entsprechend erweiterbar sein.

Allerdings: Die technische Ähnlichkeit von WWW und i-Mode darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beschränkungen der Anzeige (das Display des einzigen zum Systemstart verfügbaren Handsets verfügt nur über 120 x 160 Pixel) und der Navigation eine Anpassung der Inhalte erfordern. Viele der Content-Anbieter gingen bei der notwendigen Produktentwicklung den Weg des geringsten Widerstandes und verzichteten auf die Entwicklung eines dezidierten Angebotes für die neue Plattform.

Die technischen Kosten der i-Mode-Pioniere:
Befragt nach den technischen Kosten für den Einstieg in das i-Mode System bestätigten die Teilnehmer, dass hierfür lediglich Kosten im unteren fünfstelligen Bereich anfallen.

Die Herkunft der Contents:
Die Mehrzahl der Inhalte für i-Mode wurde aus anderen Anwendungen übernommen oder wird bereits in anderen Anwendungen vertrieben und vermarktet. Zu 40 % wurden bestehende WAP-Inhalte verwendet.

Die Anpassung des Contents
45 % der Teilnehmer konnten bei der Entwicklung ihres Angebots auf ein CMS zurückgreifen, das bereits für die Auslieferung von Inhalten an mobile Endgeräte vorbereitet war.

Stattdessen setzen sie entweder auf die Erweiterung von Inhalten, wie sie sie bereits in den wesentlich eingeschränkteren mobilen Formaten WAP 1.2 und SMS angeboten haben (Colorierung) oder die Beschneidung von vorhandenem Web-Content.

Entsprechend war die Vielfalt der Anwendungen zum Systemstart eher gering. Aus der Gruppe der Anwendungen mit höherem Mobile Value ist lediglich die Klasse Interaktive Entertainmentanwendungen schon heute stärker vertreten – sicher folgerichtig vor dem Hintergrund der angestrebten Kernzielgruppe im Alter von 18 bis 35 Jahren. Es erstaunt eher die Vielfalt an Nachrichtenanwendungen, die auf dieser Plattform zu finden sind. Hier wird schon zum Start ein intensiver Wettbewerb um die jungen und jugendlichen Nutzer entbrennen. Ob diese auch tatsächlich in diesem Umfang an Neuigkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Showbusiness interessiert sind, darf zumindest bezweifelt werden. Es wird aber nicht dabei bleiben. Nahezu alle Anbieter beabsichtigen ihr Angebot auszubauen. 36% der Anbieter planen Angebote aus 3 oder 4 der Mobile-Value-Categories. So wird E-Plus zum Beispiel spätestens im Herbst dieses Jahres den Anbietern die Standortinformation des Nutzers zur Verfügung stellen können – multimediale Location-Based-Services werden dann erstmalig möglich sein. Dann wird auch die Abrechnung einzelner Transaktionen möglich und damit die Grundlage für Mobile-Commerce-Anwendungen jenseits des Vertriebs von Klingeltönen gelegt sein. Der Unterschied von i-Mode zu WAP liegt nur übergangsweise in den mobilen Multimedia-Fähigkeiten. Wichtigstes Unterscheidungskriterium ist der Marken-Charakter von i-Mode.

Anwendungsklassen
Die Klassen von Applikationen:
News- und Infoanwendungen überwiegen bei den Anwendungen der i-Mode-Pioniere. Medientypische Formate sind erst im zweiten Schritt geplant.

Weiteres Investment geplant:
Mehr als die Häfte der Content-Partner von i-Mode plant künftig zwei oder mehr Klassen von Applicationen zu realisieren. Ein Drittel sogar drei oder mehr.

Aber auch diese künftigen Features sind nicht wirklich neu im Bereich der mobilen Kommunikationsanwendungen – oder werden es nicht lange bleiben. Denn mit dem Technologiewechsel auf den WAP-Standard 2.0 verfügen die bisherigen WAP-Portale über ähnliche oder gleiche Möglichkeiten. Es ist – vom teilweise leicht verbesserten Geschäftsmodell, das einen größeren Anteil des generierten Umsatzes an die Content-Partner ausschüttet, sich allerdings aber nur in Ausnahmefällen und nicht generell an den Investitionskosten beteiligt, einmal abgesehen – der Charakter einer erfolgreichen Marke, den i-Mode von bisherigen Anläufen Inhalte auf mobilen Endgeräten zu vertreiben unterscheidet.

Der Beitrag ist ein Auszug aus der Studie „i-Mode: Risikoloser Einstieg in Mobile Multimedia“ des Hamburger Beratungsunternehmens mediaone.

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