Zu billig im Netz: OLG weist Klage ab

27.11.2009 – Der Vertrieb von Waren über das Internet wächst und gedeiht. Nicht jeder Hersteller ist jedoch begeistert darüber seine Ware in Auktionshäusern verhökert zu sehen.

Der Vertrieb von Waren über das Internet wächst und gedeiht. Nicht jeder Hersteller ist jedoch begeistert darüber seine Ware in Auktionshäusern verhökert zu sehen.

Eine empörte Herstellerin von Schultaschen stellte die Belieferung eines abnehmenden Fachhändlers ein als sie sah, dass dieser ihre Qualitätsware bei zum Kauf anbot. Ihr Geschäftsmodell schloss eindeutig den Vertrieb über derlei Auktionshäuser aus – qualitative Anforderungen an die Vertriebsarten der eigenen Produkte sind schließlich nichts neues. Das sah offenbar der Fachhändler und eBay-Fan etwas anders, denn selbst auf eine Abmahnung reagierte er nicht. Die Herstellerin stellte daraufhin die Lieferungen ein – zu Recht? Nun sind bekanntlich Recht haben und Recht kriegen zwei völlig unterschiedliche Dinge. Der Fachhändler, der seine Ware gern im Netz an den Meistbietenden verkauft, verklagte die Herstellerin. Begründung: Der Ausschluss des Vertriebs über Internet-Auktionshäuser sei durch das Kartellrecht gesetzlich untersagt, weshalb die Herstellerin ihre vertraglichen Pflichten zur Lieferung erfüllen müsse.

Das Oberlandesgericht Karlsruhe ist jedoch anderer Ansicht: Es lehnte die Klage des Fachhändlers ab und verwies darauf, dass der konkrete Vertrieb, den die Herstellerin für ihre doch sehr spezielle Ware vorsehe, nicht gegen kartellrechtliche Vorschriften verstoße. Die Auswahl der zugelassenen Vertriebspartner bildete ein selektives qualitatives Vertriebsystem ab. Der Forderung, die in Qualität und Image hochwertige Taschen nur über bestimmte Absatzkanäle zu vertreiben, sei somit grundsätzlich Folge zu leisten. Noch hat also der eCommerce nicht jede Nische und jedes Marktsegment durchdrungen. Besonders hohe Qualität wird von den meisten Herstellern noch immer am liebsten im persönlichen Kundengespräch verkauft. Da das Kaufrisiko mit dem Preis eines Produkts steigt, ist dies aber wiederum häufig auch im Interesse des Konsumenten.

 


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