Die einen kämpfen um ihr Überleben (Froodies), die anderen scheinen mit großen Schritten im Online-Segement Lebensmittel voran zu gehen: Ab sofort bietet das Supermarktunternehmen Kaiser’s Tengelmann seinen Lieferservice „Die Bringmeister“ nach Berlin und München auch in Düsseldorf an. Bislang ist der Online-Vertrieb von Lebensmitteln in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – unterrepräsentiert. Große Lebensmittelketten halten das Geschäft als nicht rentabel und scheuten bislang den Einstieg in den Markt – Grund ist vor allem die hohe Dichte an stationären Geschäften.
Mit Froodies versuchte sich 2009 ein Startup im Markt und musste nun die Segel streichen, trotz steigender Bekanntheit und Investoren. Das Düsseldorfer Startup liefete seine Lebensmittel in sechs deutsche Großstädte und galt lange als Vorzeigemarke im Lebensmittel-Onlinehandel, aber scheiterte an den eigenen Zielen und Wachstumsvorgaben. Ein schwieriger Markt, wo doch fast jeder Deutsche – zumindest in den Ballungszentren – in der nahen Umgebung einen Supermarkt zur Verfügung hat.
Anscheinend funktioniert der Markt nur, wenn ihn die großen Player bedienen, die Ausdauer und logistische Expertise mitbringen. Im Jahr 2010 wollte sich auch Amazon als Lebensmittelgeschäft etablieren und in einem ECIN-Experiment schaffte es der Liter Milch auch inerhalb von 24 Stunden an die Haustür. Inzwischen agiert Amazon fast komplett als Vermittler und verkauft vor allem Waren von Drittanbietern: Vorratspakete und Produkte, die nicht zwingend auf eine durchgängige Kühlkette angewiesen sind.
Nun versucht sich also Tengelmann im Online-Lebensmittelgeschäft unter der zentralen Domain bringmeister.de. Vorteil: Das Unternehmen kann auf eigene Geschäfte vor Ort zurückgreifen und so auch Frischware liefern. Nach Angaben des Anbieters soll die Auslieferung der Waren in einem vom Kunden bestimmten Zwei-Stunden-Zeitfenster erfolgen: Die Bestellungen werden einer Filiale zusammengestellt und von einem Fahrer in dieser abgeholt und in einem gekühlten Lieferwagen bis zur Haustür des Kunden transportiert.
Fazit: Der Lebensmittel Online-Handel kann eigentlich nur von den Playern, die eigene stationäre Geschäfte in der Umgebung der Kunden betreiben, realisiert werden. Denn der Kunde wünscht sich ja nicht nur Vorratspacks und Dosenfutter, sondern vor allem frische Produkte wie Obst und Gemüse. Startups sollten sich nicht auf die gesamte Breite spezialisieren, sondern auf ein Produkt und diesen in ihrer breiten Vielfältigkeit vermarkten: wie beispielsweise Müsli (müsli.de) oder Kaffee (sonntagmorgen.com).