Bei der letzten Aldi-Offerte für einen „High-End-Gaming-PC“ dauerte es nicht einmal eine Sekunde, dann war dieser im Online-Shop des Discounters bereits ausverkauft. Das erinnerte an die frühen Ladenverkäufe der Medion-Rechner Ende der 1990er Anfang der 2000er Jahre, als Kunden quasi vor der Aldi-Filiale campten um einen neuen Rechner zu erwerben. Nur das diesmal niemand campt, sondern nur schnell (wahrscheinlich automatisiert) klickt um den Engineer X10 (MD34515) in den Warenkorb zu befördern. Dabei lohnt sich der Rechner eigentlich nur für diejenigen, die ihn nicht als Rechner nutzen, sondern als Geldanlage (Mining, Weiterverkauf).
Aldi bewirbt den Computer mit dem Worten „Was das Gamerherz begehrt“. Wir würden eher sagen: „Was das Miner Herz begehrt“. Klar eignet sich der PC mit seiner Ausstattung (i7-11700 Prozessor / GeForce RTX 3070 / TB PCIe-SSD-Speicher / 32 GB RAM / Wi-Fi 6 AX201 Gigabit WLAN mit Bluetooth) auch zum Zocken, aber die Kryptominer oder Wiederverkäufer haben sicherlich mehr Spaß. Denn zum alltäglichen PC-Gebrauch ist der PC, den Aldi für 1.499 Euro auf den Markt wirft nur überteuert und mit den „üblichen“ Hardwareelementen bestückt, die schon in den letzten Monaten verbaut wurden und die einige Fragen aufwerfen.
Sicher der Prozessor entspringt der aktuellen Version und auch die Grafikkarte kann sich sehen lassen bei den aktuellen Grafikkarten Preisen, die übrigens der PC-Markt selber geschaffen hat unter dem Motto: Eine selbst erzeugte künstliche Verknappung treibt den Preis. Aber ansonsten fehlt dem PC irgendwie an allen vor allem wie immer bei Aldi Computer an erweiterten Informationen. Nicht klar ist welches Motherboard verbaut ist und wie Prozessor und Grafikkarte ordentlich gekühlt werden. Zu vermuten ist das wie üblich ein B450 verbaut ist was das Aufrüsten erschwert. Auch fehlt dem Rechner wie schon bei fast demselben Angebot im Februar eine HDD-Festplatte. Da muss der Kunde nochmal etwas Geld in die Hand nehmen, um sich eine interne oder externe zu kaufen. Eine große Festplatte (4 TB) ist nur dem 2.799 Euro teuren Hunter X20 (i9-11900K Prozessor / RTX 3080) vorbehalten, den der Discounter auch (wahrscheinlich als Ladenhüter) auf den Markt schmeißt.
Auch der geneigte Gamer zockt ja nicht nur den lieben langen Tag, sondern möchte vielleicht auch Dateien (Bilder, Videos) auf seinem Computer speichern. Dafür dann immer eine externe Platte anzuschließen ist recht unbequem. Wer nun mehr interne Festplattenkapazität will muss nochmal extra investieren (ca. 50 Euro für 2 TB). Geprüft werden muss auf wieviel HDD Platz der PC ausgelegt ist. Eventuell dürfen auch 4TB oder mehr verbaut werden. Ob man den Speicher von 32GB RAM auf 64GB RAM oder sogar 128 GB RAM erweitern könnte, war noch nicht rauszufinden. Die letzten Angebote dieser PC Variante machten bei 32 GB RAM Schluss. Was dem Rechner ebenso fehlt sind moderne Anschlüsse wie USB-C. Immerhin in Sachen USB 3.2 Gen2 hat Medion/Aldi nachgerüstet. Ein Anschluss ist diesmal dabei. Die Unterschiede zwischen Gen1 und Gen2 liegen in der Geschwindigkeit (5Gbit/s zu 10Gbit/s).
Ein weiterer Unterschied zum Februar-Angebot ist übrigens der Prozessor. Im Februar wurde der i7-10700, in dem aktuellen Angebot der i7-11700 verbaut. Erste Benchmarks Tests zeigen aber, dass sich beide Prozessoren fast nichts nehmen. Manche sehen aber tatsächlich den i7-10700 noch knapp vor dem i7-11700. Keine Frage der X10 (MD34515) ist von der Konfiguration flott und man würde damit einige Jahre gut durch die Spielelandschaft kommen und auch Bild- und Videobearbeitung dürfte schnell von der Hand gehen. Fragen bleiben aber bei der Kühlung und der Lautstärke sowie auch der Aufrüstbarkeit.
Fazit: Wer den PC normal nutzen möchte sollte noch warten, wenn er es denn kann. Denn die Preise sind nicht auf einem normalen Level und einfach überteuert. Nutzer die im Mining-Geschäft sind werden hier sicherlich zuschlagen, ebenso diejenigen die den PC auseinandernehmen und die Einzelteile verkaufen. Denn alleine die Grafikkarte wird aktuell für knapp 1.200 Euro auf einschlägigen Marktplätzen feilgeboten. Der UVP für die GeForce RTX 3070 liegt je nach Setting um die 499 Euro. Wer den PC kaufen möchte, sollte aber schnell sein. Aldi schreibt: „Der Artikel ist nur im Aktionszeitraum vom 27.05.2021 bis 19.06.2021 bestellbar bzw. nur solange der Vorrat reicht.“ Also gemeint ist wie schon vor 20 Jahren, der PC wird innerhalb von Sekunden vergriffen sein. Diesmal nicht durch die Kunden vor der Aldi-Filiale, sondern wahrscheinlich durch Bots.
Tipp: Verkaufsstart wird beim Aldi-Nord Online-Shop wie beim letzten Mal um 00:00 Uhr sein, im Aldi Süd Online-Shop um 08:00 Uhr. Welcher Shop der richtige ist, entscheidet der Wohnort. Dazu sollte man sich schon vorher bei Aldi registrieren um den Bestellprozess schnellst möglichst durchführen zu können.