E-Commerce Potenziale in China, Brasilien und Russland nutzen

China hat derzeit 513 Millionen Internetnutzer, davon 164 Millionen Online-Shopper. Diese setzen 23 Milliarden US-Dollar online um. Zu diesem Ergebnis kommt der erstmalig veröffentlichte Retail E-Commerce-Index, in dem die Unternehmensberatung A.T. Kearney das E-Commerce-Potenzial von 30 aufstrebenden Volkswirtschaften untersucht hat. Auf den Plätzen zwei und drei der vielversprechendsten Wachstumsmärkte für E-Commerce rangieren Brasilien und Russland.

Mit der weiteren Entwicklung der chinesischen Infrastruktur und des Online-Einkaufsverhaltens der Chinesen erwartet man in den nächsten fünf Jahren einen explosionsartigen Anstieg mit einer jährlichen Steigerung von 29 Prozent. Dann wird der Markt voraussichtlich ein Volumen von 81 Milliarden US-Dollar erreichen und weltweit zweitgrößter hinter den Vereinigten Staaten sein. Zwar sind unter den chinesischen Online-Shoppern viele Produktkategorien beliebt, die größten Kategorien stellen jedoch die Unterhaltungselektronik und die Bekleidungsindustrie dar.

Mit 80 Millionen Internetnutzern, die 10,6 Milliarden US-Dollar online umsetzen, stellt der Zweitplatzierte Brasilien den größten Online-Markt Lateinamerikas dar. Haushaltsgeräte und Produkte aus der Unterhaltungselektronik werden in Brasilien am häufigsten online verkauft. Der Online-Bezug von Bekleidungsartikeln ist bisher eher gering, da der modebewusste brasilianische Verbraucher das Einkaufserlebnis schätzt, das mit dem Betreten eines Mode-Outlets verbunden ist. In den nächsten fünf Jahren wird sich der Internethandel in den meisten Handelskategorien weiter etablieren und der Markt voraussichtlich mit einer jährlichen Rate von zwölf Prozent wachsen. Auch deutsche Einzelhändler haben das Potenzial Brasiliens bereits für sich erkannt. So gab die Otto Group jüngst die Gründung eines Joint Ventures mit dem brasilianischen Distanzhändler Posthaus bekannt, um dort das E-Commerce-Geschäft voranzutreiben.

Russland nimmt im Retail E-Commerce-Index 2012 den dritten Platz ein, und dies dank einer großen Internet-Community und eines bedeutenden Online-Retail-Marktes. Mit 60 Millionen Internetnutzern stellt das Land die größte Online-Bevölkerung in Europa. Von diesen kaufen 15 Millionen Menschen online ein. Russen verfügen statistisch über 1,8 Handys pro Bürger und surfen regelmäßig mobil im Internet. Aus dieser Marktdynamik resultiert eine aktuelle Online-Retail-Marktgröße von 9 Milliarden US-Dollar. Die erwarteten Wachstumsraten für Russland liegen bei 12 Prozent jährlich für die nächsten fünf Jahre. Davon profitieren will etwa auch der deutsche Modeanbieter Tom Tailor, der kürzlich die Eröffnung eines Online-Shops in Russland bekannt gab. Eines der größten Hemmnisse für den Internethandel in Russland stellen schwache Verbraucherschutzgesetze dar.

Top 10 Index:
1           China
2           Brasilien
3           Russland
4           Chile
5           Mexiko
6           Vereinigte Arabische Emirate
7           Malaysia
8           Uruguay
9           Türkei
10          Oman

E-Commerce-Aktivitäten werden bei Händlern auf Expansionskurs auch deswegen immer beliebter, weil sie die Möglichkeit bieten, in einem Auslandsmarkt aktiv zu werden, ohne dass stationäre Filialen eröffnet werden müssen. So lassen sich Risiken und Investitionsaufwand gering halten. Für den Erfolg von E-Commerce-Aktivitäten in Wachstumsmärkten kommt es vor allem darauf an, Geschäftsmodell und -modalitäten genau auf den lokalen Markt zuzuschneiden und die inländische Konkurrenz nicht zu unterschätzen.

Tipp: Für den Erfolg von E-Commerce-Aktivitäten ist es wichtig, dass Einzelhändler Internetauftritt, Zahlungsmethoden, Versandoptionen und Geschäftsmodell genau auf die jeweiligen lokalen Märkte zuschneiden. Auch sei es laut A.T. Kearney wichtig, dass sie die Kundenerfahrung vom Kauf bis zur möglichen Retoure steuern. Besonders in Märkten, in denen die logistische Infrastruktur eine Herausforderung darstellt, müssen die Händler den Verbrauchern Transparenz bezüglich Versandfristen bieten und diese entsprechend einhalten. Darüber hinaus sollten lokale Wettbewerber keinesfalls unterschätzt werden, denn inländische Marktteilnehmer dominieren den Online-Handel in den aufstrebenden Märkten und verfügen über Einblicke in die Vorlieben der Online-Konsumenten und in lokale Herausforderungen für den E-Commerce. Zudem sollten Händler langfristig denken – schließlich brauche es seine Zeit, um einen neuen Markt zu erkunden, etwas über die Gewohnheiten der Online-Verbraucher zu lernen und eine angesehene Marke zu entwickeln.

www.atkearney.de

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