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RFID-Umfrage 2006 – Wohin geht der Markt?
26.10.2006 |
Auf internationaler Ebene herrscht bereits weitgehende Einigkeit über den kommenden Erfolg der kontaktlosen Trackingtechnologie. Aber wie schätzt die deutsche RFID-Branche die Situation ein? Wohin geht der Markt? Was sind Erfolg versprechende Anwendungsgebiete und wo liegen Hindernisse? Welche Bedingungen fördern den erfolgreichen RFID-Einsatz? Zu diesen Fragen liefert die gemeinsame RFID-Umfrage des Informationsforum RFID e.V., AIM-Deutschland und FTK fundierte Antworten.
In einer aktuellen Umfrage des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) gehen über 95 Prozent der Befragten davon aus, dass sich RFID generell durchsetzen wird. Über zwei Drittel von ihnen halten den Zeitrahmen von zehn Jahren für realistisch, rund 30 Prozent vermuten, dass es länger dauern wird, bis RFID ein normaler Bestandteil von beispielsweise digitalen Endgeräten sein wird. Auch die Stimmung im deutschen RFID-Markt ist positiv. Das belegt die im September 2006 unter Anbietern durchgeführte Umfrage des Informationsforum RFID sowie des Forschungsinstituts für Telekommunikation (FTK) und des Industrieverbands für Automatische Identifikation, AIM-Deutschland.
Zielsetzung der Befragung war es, mehr Wissen über die RFID-Märkte, Branchenmeinungen und –entwicklungen zu generieren. Danach rechnen 48 Prozent der befragten Firmen bereits für das kommende Jahr mit steigenden RFID-Umsätzen für ihr Unternehmen. Für 2009 liegt der prozentuale Anteil der Befragten sogar bei 65 Prozent und in 2011 wird RFID nach der Überzeugung von einem Drittel der Unternehmen ein wesentlicher Umsatzträger sein.
RFID – die Umsätze
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Dass es sich bei RFID um eine Innovation handelt, die gegenwärtig ihren Weg in den Markt findet, wird beim Blick auf die Umsätze klar: Mehr als die Hälfte der Unternehmen (58%) gibt an, bislang weniger als zehn Prozent der Umsätze mit dieser Technologie zu erzielen. Immerhin acht Prozent erwirtschaften allerdings schon bis zu 25 Prozent und zwei Prozent sogar bis zu 50 Prozent der Umsätze mit RFID. Auch wenn man es nach diesen mit der Höhe der Umsätze zurückgehenden Zahlen der Unternehmen nicht erwartet hätte: Zwölf Prozent der Unternehmen geben an, dass schon jetzt über 50 Prozent ihrer Umsätze auf RFID-Geschäfte entfallen.
Ein Blick in die Zukunft verdeutlicht: RFID wird sich durchsetzen – und zu einem immer wichtigeren Geschäftsfeld werden. Schon für das kommende Jahr sieht knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (48%) wachsende Umsätze. Dabei erwarten 16 Prozent enorme Steigerungsraten von zehn Prozent und 14 Prozent halten einen Wachstumsschub von vier bis zehn Prozent für realisierbar. In drei Jahren hat diese Entwicklung noch deutlicher Form angenommen, wenn die Erwartungen der Unternehmen zutreffen: 66 Prozent sehen für diesen Zeitraum eine positive Entwicklung. Bereits für ein Drittel der Unternehmen ist klar, dass sich in fünf Jahren mit über zehn Prozent Wachstum RFID als wesentlicher Umsatzträger in ihrem Unternehmen etabliert haben wird.
Unterschiedliche Entwicklung bei den Tagging-Leveln
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Die Logistik nutzt derzeit mit Abstand am intensivsten von allen Branchen RFID, um Warenflüsse zu optimieren. Dabei werden Transportmittel mit Transpondern gekennzeichnet und je nach Anwendung ausschließlich im eigenen Lager, aber zunehmend auch über Unternehmensgrenzen hinweg verfolgt.
Wann die Ausstattung mit RFID-Tags sich durchsetzt, scheint nach Einschätzung der befragten Unternehmen mit der Größe des Transportmittels zusammenzuhängen. Eindeutig am schnellsten soll es bei den Containern und Paletten gehen: Spätestens in drei Jahren wird sich das Tagging hier bei der Mehrzahl durchgesetzt haben, sind jeweils über 60 Prozent überzeugt. Ähnliche Ergebnisse gibt es für die Ausstattung von Paletten mit RFID Chips. Karosseriegestelle, Rollkäfige, Bierfässer und Kleinladungsträger werden ebenfalls – wenn auch nicht so schnell wie Container und Paletten – bis spätestens in fünf Jahren mit Transpondern bestückt sein, wenn man der Mehrheit der Befragten Glauben schenkt.
Einen "Ausreißer" unter den Transportmitteln gibt es allerdings: Ausgerechnet die Gemüsekisten sollen nach Einschätzung von 20 Prozent der befragten Unternehmen erst nach mehr als fünf Jahren mehrheitlich mit RFID ausgestattet sein. Zudem erreichen diese Transportmittel einen Spitzenwert auch bei der Angabe "nie": Acht Prozent stellen in diesem Zusammenhang sicherlich ein signifikantes Ergebnis dar. Aber bei aller Skepsis sollte nicht verschwiegen werden, dass zwar weniger Befragte als bei den anderen Transportmitteln, aber immerhin dennoch 48 Prozent das Tagging bei der Mehrzahl von Gemüsekisten im Ablauf von fünf Jahren für wahrscheinlich halten.
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Auch hinsichtlich der Ausstattung von Kartons mit RFID Chips herrscht keine Euphorie. Bis zu drei Jahre wird es wohl noch dauern, sind 34 Prozent der befragten Unternehmensvertreter überzeugt, bis die Mehrzahl der Kartons mit Tags ausgestattet sein wird. Und immerhin ein gutes Viertel rechnet damit, dass es über fünf Jahre dauern wird. Ein kleines "Nie" gehört auch zu den Antworten – allerdings ist der Stimmenanteil mit zwei Prozent kaum wahrnehmbar.
Hinsichtlich der Eignung verschiedener Produkte für das Item-Level-Tagging kommt es im Ergebnis zu einer abgestuften Rangfolge: Den Luxusprodukten folgend, die 81 Prozent der Befragten für geeignet halten, zählen Blutkonserven, Arzneimittel, Textilien, Bücher und Elektrogeräte zu den Favoriten.
Das Spektrum der Produkte lässt sich durch die Vorschläge erweitern, die unter "andere" von den Befragten vereinzelt genannt wurden: Darunter sind Urkunden, Stempel, Schusswaffen und Gefahrgüter, aber auch verderbliche Lebensmittel und Pflanzen.
Erfolg – eine Frage der Standards?
Eine maßgebliche Rolle bei dieser erwarteten positiven Entwicklung wird nach Meinung der Experten die weitere Durchsetzung einheitlicher, weltweiter Standards spielen. Sie sind ohne Zweifel insbesondere für offene Systeme unabdingbar, die internationale Wertschöpfungsketten mit Hilfe von RFID transparenter und effizienter machen. Auch die deutschen Unternehmen in dieser Befragung teilen mehrheitlich diese Einschätzung.
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Knapp drei Viertel von ihnen halten insbesondere die Etablierung von Gen-2-Standards von EPC Global für die weitere Ausdehnung des Einsatzes von RFID für "sehr wichtig" (35%) bzw. "wichtig" (38%). "Weniger wichtig" und "nicht wichtig" schätzen dagegen nur zehn bzw. drei Prozent die Bedeutung dieses Standards ein.
Auch wenn es um die nachgelagerten Systeme geht, wird die Bedeutung von Standards von den befragten Unternehmen hoch eingeschätzt. Im Vordergrund stehen dabei die Readerschnittstellen, für die nach Einschätzung von 84 Prozent der Unternehmen die Entwicklung von Standards "sehr wichtig" oder "wichtig" ist. Etwas weniger Einfluss wird den Standards für die Middleware und EDI-Anwendungen zugeschrieben.
RFID – Erfolgsfaktoren und Hindernisse
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Wie sich schon gezeigt hat, spielt das Thema Standards für die Ausbreitung der RFID-Technologie eine große Rolle: Dass 95 Prozent der Befragten die Existenz verlässlicher Standards als "sehr wichtig" oder "wichtig" einschätzen, unterstreicht noch einmal ihre herausragende Bedeutung. Als weiterer Aspekt ebenfalls mit sehr hoher Relevanz erweist sich die "Akzeptanz beim Kunden", die von 91 Prozent der Befragten als "sehr wichtig" oder "wichtig" genannt wird.
An diese beiden Spitzenreiter in der Bedeutung bei der Rangfolge der Erfolgsfaktoren halten die "Innovationsbereitschaft der Anwender" (88%) und die "Akzeptanz bei Mitarbeitern" (73%) durchaus noch Anschluss. Dagegen kommt in dieser Einschätzung den Faktoren "Ausbreitung von EDI-Systemen" eine mittlere und der "staatlichen Förderung" eine deutlich unwichtige Rolle zu.
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Wird die Frage direkt nach den Hindernissen gestellt, präzisiert sich das Bild. Die beiden schmerzhaftesten Pain Points stellen eindeutig "zu hohe Kosten" (87%) und "unklare Nutzenpotentiale (88%) dar. Offensichtlich sieht die Branche hier durchaus selbstkritisch, dass an der Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle, die die Anwenderunternehmen überzeugen, noch kräftig gearbeitet werden muss. Vor diesem Hintergrund kommt dem von 62 Prozent der Befragten als Hindernis von zumindest mittlerer Bedeutung wahrgenommenen "Mangel an Fachkäften" oder der "mangelnden Produktverfügbarkeit" (47 %) weitaus weniger Bedeutung zu.
Datensicherheit und Datenschutz
Wenn in der Öffentlichkeit über RFID diskutiert wird, ist in der Regel die "Datenfrage" ein wichtiges Thema. Im Allgemeinen werden dabei die Begriffe "Datensicherheit" und "Datenschutz" nicht trennscharf unterschieden. Vielmehr geht es in diesem Zusammenhang meist darum, ein möglicherweise durch den Einsatz der RFID Technologie entstehendes oder verstärktes Gefährdungspotential in seiner Reichweite zu bestimmen. Allerdings ist diese öffentliche Diskussion häufig durch allzu oberflächliche oder effekthascherisch auf unrealistische Szenarien ausgerichtete Beiträge bestimmt. Ob – und wenn ja – wie diese Situation die geschäftliche Entwicklung beeinflusst, war vor diesem Hintergrund auch eine Frage in dieser Erhebung.
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Die Ergebnisse zur Frage inwiefern die Geschäftstätigkeit durch die öffentliche Diskussion rund um Datensicherheit beeinflusst wird, zeigen zwei Meinungslager. Den 40 Prozent der befragten Unternehmen, die keinen Einfluss feststellen, stehen 47 Prozent gegenüber, die die Situation ganz anders einschätzen: 19 Prozent sind der Meinung, Kunden würden abgeschreckt, und 28 Prozent geben an, Kunden verlangten höhere Datensicherheit.
Dagegen zeigt sich ein weitgehend einheitliches Bild, wenn es darum geht, den Kenntnisstand hinsichtlich des Datenschutzes einzuschätzen: In weiten Teilen der Bevölkerung ist Aufklärung noch nötig. Das gilt insbesondere für die Endkonsumenten, so 94 Prozent der Befragten, und die Anwender, meinen 70 Prozent. Auffällig ist hier, dass immerhin die Hälfte der Befragten die Einschätzung teilt, auch die Berater hätten noch Aufklärungsbedarf. Und dass nur 61 Prozent die Hersteller für hinreichend informiert halten, kann eigentlich kein befriedigendes Zeugnis für die Branche sein. Von einzelnen Befragten wird weitere Aufklärung auch explizit für Politiker, Lobbyisten und Datenschützer sowie Mitglieder der Presse und von Verbraucherverbänden für notwendig gehalten.
RFID – wie geht es weiter?
Das Potential ist da, sind sich die Befragten durchgehend einig. Für die zur Auswahl gestellten Anwendungsbereiche ist dementsprechend die Antwortvariante "nicht vorhanden" lediglich zweimal von einem Prozent der Befragten gewählt worden. Im einzelnen werden die unterschiedlichen Anwendungsbereiche differenziert beurteilt: Für die meisten Befragten (75%) hat die Behälterverfolgung und – bereitstellung großes Potential.
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Aber auch wenn am anderen Ende des Spektrums das Garantiemanagement "nur noch" für 29 Prozent der Befragten überdurchschnittliche Chancen bietet, sehen hier 43 Prozent immerhin mittleres Potential. Und das ist für die "schlechteste" Position in diesem Ranking sicherlich immer noch ein gutes Ergebnis, das einen Einstieg in diesen Markt nahelegt.
Hintergrund: die befragten Unternehmen
An der Umfrage, die vom 13.09.2006 bis zum 29.09.2006 durchgeführt wurde, beteiligten sich 202 Personen. Mehr als die Hälfte (53 %) der Teilnehmenden vertreten kleine oder mittelständische Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern, 42 Prozent Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.
Für den größten Teil der Unternehmen gehört die Beratung zum Geschäft (58%), jeweils knapp die Hälfte ist in den Bereichen Hard- und/ oder Software tätig. 38 Prozent machen (auch) Umsätze über den Vertrieb von RFID-Produkten.
Knapp drei Viertel der beteiligten Unternehmen hat den Hauptsitz in Deutschland (73 %).
Die Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Umfrage finden Sie als PDF-Dokument zum Herunterladen unter http://www.ftk.de/downloads/rfid/rfid-umfrage-2006.pdf.
Bei Fragen zu diesem Thema wenden Sie sich bitte an:
Monika Gatzke, FTK – Forschungsinstitut für Telekommunikation
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