Während die Server-Virtualisierung bereits als Standard betrachtet werden kann, ist der logische nächste Schritt, nämlich Virtualisierung auch im Bereich der Clients – dem sogenannten Virtual Client Computing (VCC) einzusetzen, unter den 146 befragten Schweizer Unternehmen noch nicht so weit verbreitet wie in anderen europäischen Staaten. So betreiben insgesamt 38 Prozent der Befragungsteilnehmer Desktop-Virtualisierung. Dies geht aus Zahlen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC hervor.
IDC versteht unter Client-Virtualisierung alle Technologien, die zur Virtualisierung auf Seiten der Endanwender zum Einsatz kommen. IDC unterteilt das Segment in vier verschiedene Technologien: Desktop-Virtualisierung, Applikationsvirtualisierung, Virtual User Session und User Virtualisierung.
Demnach zeigten Unternehmen ein deutlich stärkeres Interesse an dem Thema Desktop-Virtualisierung als kleine Firmen. Bei 55 Prozent der Firmen mit über 5.000 Beschäftigten sind Desktop-Virtualisierungslösungen im Einsatz, während es bei kleinen Organisationen unter 200 Beschäftigten lediglich 33 Prozent sind. Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich bei der Applikationsvirtualisierung. Auch hier sind grosse Unternehmen deutlich interessierter und aktiver. Weniger stark verbreitet sind Virtual User Session und die User Virtualisierung.
IT-Verantwortliche und CIOs sehen sich vor allem mit einer explosionsartigen Zunahme an gängigen Endgeräten im Unternehmen konfrontiert. Diese Entwicklung beeinflusst mittelfristig natürlich auch das Thema Client-Virtualisierung. Daher wollte IDC von den Unternehmen wissen, welche Endgeräte für die Virtualisierung genutzt werden. Am häufigsten werden Notebooks und Desktops, also „Fat Clients“ als Endgeräte für die Virtualisierung eingesetzt (65 Prozent und 61 Prozent). Aber auch das Interesse an Thin Clients nimmt verstärkt zu. So setzten bereits 43 Prozent der Unternehmen Thin Clients ein und weitere 26 Prozent planen den Einsatz. Darüber hinaus gewinnt auch das Thema Mobility an Bedeutung, 28 Prozent bzw. 18 Prozent wollen Smartphones und mobile Thin Clients einsetzen.
Nach Einschätzung von IDC wird das Thema Mobility immer stärker in die Unternehmen wandern, was auch die heute von ECIN.de vorgestellte Studie von Citrix Systems zeigt. Mobile Lösungen bieten ein erhebliches Potenzial für Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen, insbesondere durch verbesserte Teamarbeit und Erreichbarkeit. Die Planungen der Unternehmen hinsichtlich Virtualisierung spiegeln dies bereits wider. Andererseits muss die stark steigende Zahl mobiler Endgeräte verwaltet, gewartet und sicher in die Unternehmensinfrastruktur integriert werden. Eine Option zu Bewältigung dieser durchaus anspruchsvollen Aufgabe ist ein zentralisierter Ansatz auch unter Zuhilfenahme von Virtualisierungstechnologien.
Insgesamt sind die Gründe für die Einführung von Client-Virtualisierung sehr vielseitig. An der Spitze der Antriebsfaktoren steht die Verringerung des Administrationsaufwandes. Kosteneinsparungen und Betriebsoptimierung sind aber die klar dominierenden Faktoren pro Client-Virtualisierung. So soll mit Client-Virtualisierung die Standardisierung der IT-Landschaft vorangetrieben werden. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kostensenkung und Industrialisierung von IT. Weitere Treiber sind Sicherheitsaspekte (Notfallwiederherstellung), die Verringerung der Gerätekosten, Kostensenkung im Support und geringere Anschaffungskosten.
Auf der anderen Seite existieren auf Anwenderseite durchaus Bedenken hinsichtlich Client-Virtualisierung. An erster Stelle steht die mangelnde Unterstützung geschäftskritischer Ressourcen. „Es zeigt sich deutlich, dass für Schweizer Unternehmen derzeit überwiegend solche IT-Projekte interessant und umsetzbar sind, die das Geschäft direkt verbessern, also IT-Ressourcen von zentraler Bedeutung sind“, stellt Matthias Zacher, Senior Consultant und Projektleiter bei IDC Central Europe fest.
Unterstrichen wird diese Aussage durch weitere häufig genannte Hemmfaktoren, wie die in den Augen der Firmen nicht zu erbringenden Kosteneinsparungen, zu hohe Lizenzkosten oder die aktuelle Budgetsituation. Diese Argumente legen den Schluss nahe, dass derzeit budgetäre Faktoren stärker gewichtet werden als funktionale und operationale. Die letztgenannten spielen aber durchaus eine Rolle. Kritisch merken die Firmen auch etwa eine zu geringe Leistungsfähigkeit der Lösungen oder fehlende Nutzerakzeptanz an.
Fazit: Das Interesse der Anwender im Schweizer Markt an Cloud Computing ist sichtbar gestiegen. IDC geht davon aus, dass die Nachfrage nach Client-Virtualisierung in den nächsten 12 bis 24 Monaten weiter zunehmen wird, vor allem im Sinne einer besseren Ausnutzung und Steuerung der vorhandenen IT-Resourcen.