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Bain-Studie zu autonomes Fahren

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Die Zukunft gehört dem autonomen Fahren. Allerdings wird in den nächsten zehn Jahren erst einmal das Segment der Assistenzsysteme beträchtlich wachsen. Der Einsatz selbstfahrender Autos bleibt vorerst auf Pilotprojekte beschränkt. Sie sind technisch noch nicht ausgereift und zu teuer für den Massenmarkt. Autozulieferer müssen deshalb eine duale Strategie fahren: zum einen die heutigen Assistenzsysteme leistungsfähiger machen, zum anderen ihre Kompetenzen in der Entwicklung des autonomen Fahrzeugs ausbauen. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Studie "An Autonomous Car Roadmap for Suppliers" der internationalen Managementberatung Bain & Company.

Das vollständig selbstfahrende Auto bleibt zunächst einzelnen Anwendungsbereichen und -orten vorbehalten. Denn die rechtlichen Rahmenbedingungen schränken das autonome Fahren noch auf eng begrenzte Testgebiete ein. Interessant werden selbstfahrende Autos in den nächsten Jahren vor allem für Taxiunternehmen und Mobilitätsanbieter, die die hohen Kosten für vollautonome Fahrzeuge etwa durch Personaleinsparungen wettmachen können. "Für das selbstfahrende Auto wird es vorerst lediglich Wachstums-Hotspots geben", erklärt Dr. Hans Joachim Heider, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Etwa wenn Metropolen wie Shanghai, London oder Stockholm auf autonome Fahrangebote setzen, um dem Verkehrsinfarkt zu entkommen." Doch diese Fahrzeuge sind eine wichtige Entwicklungsplattform für Autohersteller und Zulieferer.

Präsenz in beiden Märkten ist unabdingbar

Der Massenmarkt wird zunächst weiter von traditionell fahrergesteuerten Autos bestimmt. Doch immer umfangreichere und leistungsfähigere Assistenzsysteme ermöglichen ein mehr und mehr teilautonomes Fahren. Das weltweite Marktvolumen für Zulieferer steigt laut Bain-Analysen bis 2025 auf 22 bis 26 Milliarden US-Dollar, was einem jährlichen Wachstum von 12 bis 14 Prozent entspricht.

Die Kunden versprechen sich von Assistenzsystemen mehr Sicherheit und Komfort. Gleichwohl haben sie Bedenken hinsichtlich der Verlässlichkeit der Technologie. Die Mehrzahl der Kunden ist jedoch nicht bereit, für verbesserte Assistenzsysteme, beispielsweise autonomes Autobahnfahren, deutlich mehr zu zahlen als für einen heute gängigen adaptiven Tempomaten. Noch haben viele der neuen Technologien Kostensenkungspotenzial, wenn sie in Großserie gehen.

Hochautonome Systeme werden 2025 laut Bain-Studie selbst im optimistischsten Szenario nur in etwa 10 Prozent der Neuwagen eingebaut sein. Und dabei sind auch diejenigen Systeme berücksichtigt, die es dem Fahrer nur in bestimmten Situationen erlauben, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, statt sich auf den Verkehr zu konzentrieren.

"Die großen Automobilzulieferer müssen in beiden Märkten präsent sein", betont Christoph Schlegel, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Das Segment der Assistenzsysteme garantiert die Umsatzvolumina der nächsten Jahre, während das autonome Fahren das zukünftige Geschäft sichert."

Zulieferer müssen neue Fähigkeiten entwickeln

Die heutigen Assistenzsysteme benötigen nur relativ einfache Objekterkennungs- und Reaktionsmuster. Teil- oder vollautonomes Fahren hingegen erfordert die Zusammenführung aller verfügbaren Daten, um ein ausreichend exaktes Modell der Umwelt zu erstellen. Zusätzlich zu den schon heute in vielen Autos eingebauten Kameras und Radaren werden weitere Datenquellen notwendig, wie Laserradare (LiDAR), hochauflösende Straßenkarten und aktuelle Crowdsourcing-Informationen.

Automobilzulieferer kommen vor diesem Hintergrund nicht umhin, ihre Kompetenzen zu erweitern, insbesondere in der Softwareentwicklung. Darüber hinaus müssen sie attraktiver für Top-Talente werden. Dies erfordert vielerorts einen Kulturwandel in Richtung Technologieunternehmen und das Aufbrechen von Hierarchien. Auch die Konkurrenz verändert sich, Quereinsteiger aus der Technologiebranche werden ebenso auf den Plan treten wie neue Zulieferer aus Schwellenländern wie China. Um dem zu begegnen, werden Akquisitionen und Partnerschaften immer wichtiger, um an Know-how, Technologie und Mitarbeiter zu gelangen.

"Zulieferer müssen eine Szenarioplanung einführen, mit deren Hilfe sie mögliche Entwicklungen identifizieren und Anpassungen rechtzeitig durchführen können", so Bain-Partner Heider. "Für die Unternehmen bedeutet das, sich technologisch und organisatorisch ständig weiterzuentwickeln."

Über die Studie

Die Studie "An Autonomous Car Roadmap for Suppliers" basiert auf einer repräsentativen Befragung von 3.850 potenziellen Autokäufern in Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien und den USA. In China wurden 531 potenzielle Kunden aus den kaufkräftigen Metropolregionen Peking, Shanghai und Wuhan befragt. Darüber hinaus wurden 50 Expertengespräche mit Führungskräften von Automobilzulieferern und -herstellern durchgeführt.

Bain & Company

Bain & Company ist eine der weltweit führenden Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation, Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend. Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 55 Büros in 36 Ländern und beschäftigt weltweit 7.000 Mitarbeiter, 800 davon im deutschsprachigen Raum.

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