B2B-Katalogmanagement – Lösungen mit Format

Mehr als 160 verschiedene Katalogformate buhlen derzeit um die Gunst der Ein- und Verkäufer. Nicht wenige von ihnen proklamieren dabei den Status eines Standards für sich. Doch welche Formate sind wirklich wichtig? Ein Überblick.

 

Wenn Sie sich für eine Business-to-Business-Strategie und damit letzten Endes für eine (oder mehrere) entsprechende eCommerce-Anwendung entschieden haben, besteht eine wesentliche Aufgabe darin, für die ausgewählte eCommerce-Anwendung einen elektronischen Katalog aufzubauen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass nicht nur die eCommerce-Anwendung die Produkt- und Dienstleistungsdaten aus dem elektronischen Katalog benötigt, sondern nach wie vor auch andere Anwendungen, die zum Beispiel gedruckte Kataloge erzeugen sollen. Der Aufbau des elektronischen Katalogs sollte also im Rahmen einer Strategie des Datenmanagements im Unternehmen erfolgen.Beim Aufbau eines elektronischen Katalogs hat sich in der Praxis folgende Vorgehensweise als erfolgreich erwiesen:

1. Auswahl eines Datenformats
2. Auswahl einer Klassifikationsstruktur
3. Aufbereitung der Daten
4. Integration von ERP- oder Legacy-Systemen
5. Einspielen und Freigabe des elektronischen Katalogs Wenn alle Daten im elektronischen Katalog erfasst sind, wird der Katalog entsprechend der ausgewählten E-Commerce-Anwendung bereitgestellt. Insgesamt betrachtet können die Entscheidungen zu den oben aufgeführten Punkten beinahe unabhängig voneinander getroffen werden. Das Klassifikationssystem hängt nicht von der Auswahl des Datenformats ab, und die Integration eines ERP-Systems kann unabhängig davon erfolgen, für welche Content-Management-Strategie Sie sich entscheiden. Auch der Standort des elektronischen Katalogs legt nicht fest, wie die Content-Management-Strategie auszusehen hat oder ob eine ERP-Integration möglich ist.
Erst nach den angestellten Überlegungen und Entscheidungen zu den einzelnen Punkten wird erkennbar, was das zukünftige Katalogsystem leisten muss.

Auswahl eines Datenformats
Es gibt heute ca. 160 verschiedene Katalogformate, und es sind nicht wenige, die von sich behaupten, sie würden einen Standard darstellen. Daneben können bei weitem nicht alle Katalogformate in ein anderes Format überführt werden. Tatsächlich stellt sich heute für Einkäufer die Situation häufig so dar, dass sie von ihren verschiedenen Lieferanten die elektronischen Kataloge in unterschiedlichen Formaten erhalten. Die Übernahme der elektronischen Kataloge in das eigene EDV-System ist vielfach nicht möglich, wenn doch, dann oft nur mit hohem Aufwand.

Unterschiedliche Katalogformate machen es Lieferanten und Einkäufern gleichermaßen schwer.

Um den Datenaustausch effizienter und vor allem kostensparender zu gestalten, sind international nutzbare Standards notwendig. Wünschenswert sind solche Standards, die system- und firmenunabhängig sind, um nicht einer Firma oder einem Konsortium die Möglichkeit einer Monopolbildung einzuräumen. Aber letzten Endes wird die Entwicklung eines Standards immer durch ihren Gebrauch vorangetrieben, unabhängig davon, wer sie zur Verfügung stellt.Mit einem Standardformat für Katalogdaten wird eine breite Anwendbakeit zum Austausch von elektronischen Katalogen sichergestellt.

Datenaustausch basierend auf einem Katalogstandard

XML als Basisformat
Für elektronische Produkt- und Dienstleistungskataloge kristallisiert sich heute XML (eXtensible Markup Language) zunehmend als das Basisformat heraus. XML ist system- und firmenunabhängig und sehr flexibel, elektronische Dokumente zu erstellen und zu verwalten. Bei XML wird die eigentliche strukturierte Dokumentinformation vom Layout getrennt, so dass XML ein vom Ausgabemedium (wie zum Beispiel Papier oder Bildschirm) unabhängiges Format ist. Da XML kein festgeschriebenes Format ist, wie es zum Beispiel bei Microsoft Word der Fall ist, kann es vom Nutzer für seine Bedürfnisse angepasst werden. Damit entstehen so genannte XML-Dialekte, deren unterschiedliche Ausprägungen heute in den Katalogsystemen Anwendung finden. Glücklicherweise können die verschiedenen XML-Dialekte relativ problemlos ineinander übergeführt werden, was auch durch moderne Katalogsysteme unterstützt wird.
Zurzeit sind folgende XML-Dialekte für elektronische Kataloge weit verbreitet:- BMEcat
– cXML
– xCBL
– RosettaNet
– BizTalk
– eCXDaneben sind auch noch andere Katalogformate im Umlauf, die eine gewisse Verbreitung aufweisen, aber nicht auf XML basieren. Hier kann man aber davon ausgehen, dass sie mittel- bis langfristig von den XML-Formaten abgelöst werden.

BMEcat und openTRANS
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) in Frankfurt am Main gab den Anstoß, in Zusammenarbeit mit einigen großen deutschen Unternehmen dieses XML-Format für elektronische Kataloge zu entwickeln. Der Arbeitskreis zur Entwicklung des Katalogstandards nennt sich »eBusiness Standardization Committee«.BMEcat wird vor allem dann verwendet, wenn Produktdaten für elektronische Beschaffungssysteme bereitgestellt werden sollen. So ist BMEcat in der heutigen Ausführung, die als Version 1.2 vorliegt, besonders dafür geeignet, MRO- bzw. so genannte C-Güter zu erfassen. Dagegen ist es mit BMEcat augenblicklich nicht möglich, Dienstleistungen oder Produkte aufzunehmen, die online konfigurierbar sein sollen. (Ein typisches konfigurierbares Produkt ist beispielsweise ein PC. Die verschiedenen Komponenten wie der Typ des Prozessors, Hauptspeicher oder Festplattengröße können zum Beispiel bei einer Bestellung bei Dell online selbst bestimmt werden, so dass man schließlich das System seiner Wahl erhält.)
Im Gegensatz zu anderen XML-Formaten für elektronische Kataloge, wie zum Beispiel die unten angeführten XML-Formate cXML oder xCBL, beschränkt sich BMEcat darauf, ein Format für multimediale Produktkataloge zur Verfügung zu stellen. Andere XML-Formate, wie cXML oder xCBL, bestehen daneben noch aus zusätzlichen Modulen für die verschiedensten Geschäftsdokumente wie Rechnungen oder Lieferscheine. Der elektronische Produktkatalog ist dabei nur eine dieser Komponenten. Der Tanz auf mehreren Hochzeiten hat dazu geführt, dass das Format für den elektronischen Produktkatalog bei diesen XML-Formaten nicht ganz so ausgereift ist, wie das bei BMEcat der Fall ist.BMEcat entwickelt sich im deutschsprachigen Raum zunehmend zu dem Standard für elektronische Kataloge im Beschaffungsbereich. Auf Grund der Internationalität der Unternehmen, die bei der Schaffung dieses Standards mitwirken, kann man davon ausgehen, dass sich BMEcat auch zunehmend im europäischen Raum verbreiten wird. Auch die Hersteller von Beschaffungs- und Katalogsystemen in Deutschland unterstützen konsequent BMEcat.openTRANS ist ebenso wie BMEcat ein Ergebnis des Arbeitskreises »ebusiness Standardization Committee«, das in Kooperation mit dem BME (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.) entstanden ist. Das openTRANS-Format wurde mit dem Ziel entwickelt, einheitliche elektronische Geschäftsdokumente für den zwischenbetrieblichen eCommerce bereitzustellen. Die openTRANS-Geschäftsdokumente wie Auftrag, Rechnung oder Lieferschein sind kompatibel zu BMEcat-Katalogdokumenten. Es werden identische Felder und Strukturen mit identischen Bedeutungen und Regeln verwendet. Die openTRANS-Spezifikation lag bis zum Juli 2001 als eine Vorversion 0.92 vor und ist als Version 1.0 für das dritte Quartal 2001 geplant.

cXML
Das XML-Format Commerce XML (cXML) wird durch ein Konsortium von Softwareherstellern und Anwendern unterstützt. cXML findet vor allem Anwendung auf den Marktplätzen und Beschaffungssystemen, die von Ariba, einem B2B-Softwarehersteller, zur Verfügung gestellt werden. Dennoch kann cXML von jeder beliebigen eCommerce-Anwendung eingesetzt werden, die XML-Formate unterstützt.Der Ansatz von cXML ist, kleine und mittelständische Unternehmen besser in den Beschaffungsprozess einbinden zu können. Damit soll ein Mehrwert nicht nur auf der Seite des beschaffenden Unternehmens, sondern auch auf Lieferantenseite erzeugt werden.cXML liegt zurzeit in der Version 1.2 vor und erlaubt es, Daten aus elektronischen Produktkatalogen über das Internet abzufragen, auszutauschen und zu aktualisieren. Darüber hinaus werden mit diesem XML-Format auch Bestellvorgänge unterstützt. Durch die feste Vorgabe der DTD (Document Type Definition), das heißt durch die Definition, wie ein XML-Dokument auszusehen hat, ist cXML relativ einfach zu handhaben. cXML ist jedoch nicht so flexibel wie das nachfolgend beschriebene xCBL.

xCBL
VeoSystems, inzwischen von Commerce One übernommen, stellte 1997 eine auf XML basierende Common Business Library (xCBL) vor. In der aktuellen Version 3.0 können mit xCBL strukturierte Geschäftsdaten über das Internet ausgetauscht werden, wie zum Beispiel Produktdaten, Bestellaufträge und Rechnungen. Dies entspricht in etwa dem Anwendungsbereich, der durch das klassische EDI abgedeckt wird. Bei xCBL wird strikt getrennt zwischen dem Inhalt eines XML-Dokuments und der Transaktionslogik zwischen den Teilnehmern der Geschäftstransaktionen. Im Gegensatz zu cXML gibt es bei xCBL keinerlei Spezifikation des Protokolls, wie der Transport einer Nachricht erfolgen soll.xCBL stellt für die verschiedensten Geschäftstransaktionen einen definierten Dokumentrahmen bereit, der durch Standardelemente, so genannte XML Building Blocks, ergänzt werden kann. Damit ist es möglich, eigene Typen von Geschäftsnachrichten zu definieren. Ebenso wie bei cXML ist bei xCBL der elektronische Produktkatalog eines von vielen XML-Dokumenten, die dem Dokumentrahmen zugehören. Auch hier fehlen die umfangreichen Funktionalitäten, die zum Beispiel BMEcat bietet.

RosettaNet
RosettaNet ist ein XML-Framework, das auf Initiative von mehr als 40 führenden Unternehmen aus der IT-Branche entwickelt wurde. In einem XML-Framework werden nicht nur das Nachrichtenformat für bestimmte geschäftliche Transaktionen festgelegt, sondern zusätzlich noch die erforderlichen Abläufe und Regeln. RosettaNet hat zum Ziel, als Basis für die Angleichung der Geschäftsprozesse in der IT-Branche zu dienen. Die von RosettaNet entwickelten Standards bilden ein auf XML basierendes Kommunikationsmittel, um die Prozesse zwischen Supply-Chain-Partnern von Electronic Components (EC) und Information Technology (IT) abzubilden. Anwendung findet RosettaNet zum Beispiel auf dem virtuellen Marktplatz Converge, einem industriegestützten Konsortium für IT-Produkte.BizTalk
BizTalk ist eine Initiative von Microsoft, die auch in Deutschland von Firmen wie SAP oder Siemens unterstützt wird. Microsoft sieht in BizTalk eine Querschnittstechnologie für die gesamte eBusiness-Produktpalette, die auf XML ausgerichtet ist. BizTalk ist zum einen ein Framework zur Verwendung von XML-Geschäftsdokumenten und zum anderen der BizTalk-Server, der diese Dokumente verarbeitet. Im Mai 1999 haben Ariba und Microsoft angekündigt, cXML und BizTalk zu integrieren.eCX
Von Requisite Technology wird das XML-Format »Electronic Catalog XML« (eCX) angeboten und auch primär genutzt. Das Hauptanwendungsgebiet von eCX liegt im Austausch von Katalogstrukturen und den Kataloginhalten. eCX liefert eine Metastruktur, um verschiedene XML-Formate miteinander zu verbinden und damit die Austauschbarkeit von elektronischen Katalogen zu vereinfachen.Weitere Katalogformate
Neben den Katalogformaten, die auf XML basieren, sind noch einige weitere im Umlauf, die nicht auf XML zurückgreifen. Dazu gehört das Catalog Interchange Format (CIF), das von Ariba entwickelt wurde. Die Produktdaten werden hier in einer ASCII-Datei abgespeichert. Dieses Katalogformat stammt noch aus einer Zeit, in der man mit XML noch kein Format zur Verfügung hatte, das den Dokumentenaustausch unterstützte.
Katalogformate, die nicht auf XML basieren, dürften es in Zukunft schwer haben, weiter zu bestehen. Da die meisten Katalogformate herstellerabhängig sind, stellt das herstellerunabhängige XML eine zukunftssichere Technologie dar, zumal es von vielen großen Unternehmen unterstützt wird. Gerade im deutschsprachigen Raum wird mit BMEcat versucht, einen Standard zu etablieren, der auf XML beruht. Werden die elektronischen Kataloge in einem XML-Format erstellt, können Katalogsysteme diese Daten in andere XML-Formate transformieren.

Ein Katalogsystem kann verschiedene XML-Formate generieren.

Damit ist ein Lieferant bei der Auswahl eines Datenformats nicht mehr der Gefahr ausgeliefert, technologisch in eine Sackgasse geraten zu können. Er kann sich somit an Beschaffungssysteme verschiedener beschaffender Unternehmen anschließen, die verschiedene XML-Formate unterstützen. Gerade bei international ausgerichteten Unternehmen bietet das einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, da amerikanische Unternehmen eher auf cXML oder xCBL setzen als auf BMEcat. Ein zusätzlicher Aufwand, der dann jedoch unter Umständen betrieben werden muss, ist die Zuordnung der verschiedenen verwendeten Klassifikationsstrukturen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug der Galileo Business-Publikation „B2B-Katalog-Management“ von Johannes Hentrich.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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