Test der Canon Mobile Transfer App: Überflüssig, aber kostenpflichtig

Test der Canon Mobile Transfer App: Überflüssig, aber kostenpflichtig Foto

Canon macht es einem in letzter Zeit immer schwerer Fan der Marke zu bleiben. Nach über 30 Jahren Fotografie mit unzähligen Canon Kameras zweifelt man inzwischen an dem Sinn und Zweck mancher Entwicklungen. Inzwischen in der spiegellosen und digitalen Zeit angekommen, macht es Canon irgendwie nicht leichter, sondern verkompliziert Arbeitsprozesse. Bestes und neuestes Beispiel ist die im vergangenen Jahr veröffentlichte „Canon Mobile Transfer App“, die laut Webseitenwerbung den kabellosen Workflow „ganz neu“ definieren soll. Ohne viel vorweg zu nehmen: Die App macht nicht das was man erwartet!

Aber von vorne. Derzeit fotografieren sind wir mit Kameras der Reihe Canon EOS R6 unterwegs und würden gerne von unterwegs auch Bilder an unsere Content-Partner und Bildagenturen an entsprechende FTP-Server senden. Dies geht / ging mit der Kamera direkt über eine vom Smartphone aufgebaute Internetverbindung und der App Canon Camera Connect. Aber unsere Partner gehen natürlich mit der Zeit auch aus Sicherheitsgesichtspunkten und haben die FTP-Zugänge von FTP auf den verschlüsselten Standard „SFTP“ (Secure File Transfer Protocol ) umgestellt. Das ist richtig und wichtig. Nur bei Canon kam das noch nicht an. Updates für Kameras zum Senden an Server via SFTP ist direkt aus der Kamera immer noch nicht möglich, auch nicht bei anderen Kameramodellen. Auf Nachfrage reagiert der Canon Support erst gar nicht.

Vielleicht will man das auch gar nicht. Denn mit der im vergangenen Jahr veröffentlichten Anwendung „Canon Mobile Transfer App“ ist eine SFTP-Verbindung natürlich möglich und laut Webseiten-Werbung sogar noch mehr:“Definiere deinen kabellosen Workflow ganz neu – mit einer App für die mobile Datenübertragung, mit der du IPTC-Daten erstellen, bearbeiten und zu Bildern hinzufügen kannst, um sie unterwegs schneller zu kennzeichnen und zu katalogisieren.“ Schwammige Worte, die der Wahrheit entsprechen, aber nicht die Bedürfnisse von professionellen Fotografen entsprechen, die Bilder von unterwegs gerne individuell bearbeiten, beschriften und dan verschicken möchten.

Denn (Stand heute 26.09.2022) kann man zwar mit der App IPTC-Daten in den Fotos bearbeiten, aber die Betonung liegt auf „Fotos“, also der Mehrzahl. Einzelne Fotos kann man auswählen und zuschneiden (wenn die App mal nicht zwischendurch abstürzt), aber wenn es an das Beschriften und Anpassen der IPTC-Daten geht würde man immer alle Fotos auf der Kamera mit einem Mal beschriften. Einzelne Fotos beschriften funktioniert nicht. Damit ist die App eigentlich überflüssig. Denn nehmen wir beispielsweise die Sportfotografie: Fotografen legen in der Regel einen Metadaten-Satz vor dem Event an, so dass alle Fotos in der Kamera mit den gleichen grundlegenden Informationen ausgestattet werden. Während eines Events werden dann einzelne Fotos beschriftet beispielsweise mit den Namen der Sportler und dann versendet (meistens über angedockte Geräte wie Laptop). Wenn man hoffte dies nun mit der App ebenso leisten zu können, hat man falsch gedacht.

Vielleicht sind wir auch mit den falschen Anforderungen an die App heran gegangen. Die Canon Mobile Transfer App richtet sich an Profis, aber den echten Mehrwert können wir jetzt nicht feststellen, vor allem da die Mobile File Transfer Anwendung nach einem kostenlosen Probemonat kostenpflichtig wird. Gut einen Mehrwert gibt es: Die fehlende SFTP-Verbindung in der Kamera kann die App realisieren. Wenn man kritisch darauf blickt, könnte man meinen dies wäre ein Schachzug der langfristigen Monetarisierung von Canon. Anstatt die Funktion mittels Update auf die Kameras auszuspielen, wird eine App angeboten, um zahlungskräftige Kunden zu binden. Vielleicht täuschen wir uns aber auch. Jedenfalls haben wir die App wieder deinstalliert und die Abo-Zahlung im Google Play Store gelöscht.

Gibt es Alternativen? Ja man könnte mittels der App „Canon Camera Connect“ die Bilder auf den Smartphone speichern und von dort über ein FTP Programm an die Zielgruppen teilen. Auch Cloud Anwendungen wie die Nextcloud App bieten sich zum Teilen an Kunden an. Auch bietet Canon mit „image.canon“ einen Bilderspeicherdienst an, der aber nicht an FTP Server teilen kann.

Foto: Eigene Darstellung Bildagentur frontalvision.com

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