Ist der Preis auch im Internet heiß?

Das Internet gilt als Paradies für Schnäppchenjäger. So verwundert es kaum, dass sich gleich eine ganze Reihe spezieller Dienstleister um dieses Klientel reißen. Gelockt wird mit Tiefstpreisen, geboten wird oft bloße Durchschnittskost. Worin unterscheiden sich die einzelnen Modelle? Eine Auswahl.

Mehr als die Hälfte aller Online-Shopper suchen laut Forrester Research im Internet nach dem günstigsten Angebot. Für immerhin 51,1 Prozent aller deutschen Internetshopper ist der Preisvergleich vor der Kaufentscheidung sehr wichtig oder wichtig.

Auch wenn sich zunehmend mehr Online-Shops über Service und Support versuchen von der Konkurrenz zu unterscheiden, besitzt der Preis immer noch eine dominierende Stellung beim Online-Handel. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass mittlerweile unzählige Preisvergleichsservices im Netz zu finden sind und um die Gunst von Nutzer und Händler buhlen. Beschränkten sich die Vergleichsmöglichkeiten vor einiger Zeit noch auf CDs und Computerelektronik, so hat sich das „Vergleichsspektrum“ in letzter Zeit erheblich ausgeweitet: Ob Kaffeemaschine, Staubsauger, Parfum, Autoversicherung oder Ratenkredit: verglichen wird heute nahezu alles. Dabei verdient nicht unbedingt auch jeder Preisvergleichsservice wirklich diesen Namen, denn oft liegt der ermittelte Preis noch über dem durchschnittlichen Marktpreis. Und dies hat verschiedene Gründe: Ein Ursuche für die großen Unterschiede liegt darin, dass Preisvergleichsservices sich natürlich auch in irgendeiner Form refinanzieren müssen und dementsprechend nicht kostenlos agieren. Eine beliebte Möglichkeit: Online-Händler zahlen für die Listung der Angebote/Preise entsprechende Gebühren oder entrichten nach erfolgreichem Verkauf eine Provison. Beides führt jedoch direkt oder indirekt zu Lasten der Objektivität des Services.

Einige unterschiedliche Geschäftsmodelle sollen im Folgenden dargestellt werden, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird.

Guenstiger.de – die Unabhängigen…
Bereits seit März 1999 – und damit eines der ersten Preisvergleichsangebote im Netz – ist Guenstiger.de, das Angebot der HSID Verlagsgesellschaft. Mit inzwischen rund 3 Millionen Visits pro Monat gehört man zweifellos zu den führenden Services. Sowohl für den Internet-Shopper als auch für den Online-Händler ist die Nutzung von Guenstiger.de kostenlos. Möchte ein Händler mit seinem Angebot auf der Plattform gelistet werden, muss er „nur“ ein besseres Angebot als die Konkurrenz machen, denn es wird immer nur der billigste Händler gelistet. So entsteht ein regelrechter „Dumping-Wettbewerb“ unter den Online-Händlern um den begehrten Platz an der „Günstiger-Sonne“. Dabei werden laut Mitbegründer Torsten Schnoor sämtliche Angaben vor der eigentlichen Aufnahme händisch überprüft. Finanziert wird das gesamte Angebot durch Online-Werbung sowie durch den Verkauf von anonymisierten Marktforschungsdaten an Unternehmen. Hierbei handelt es sich z.B. um die Häufigkeit von Produktnachfragen oder die durch die Angabe des Wunschpreises auf der Website gewonnenen Erkenntnisse.

Idealo – der Shopvergleich der sich selbst verkauft
Idealo verspricht den Vergleich von mehr als 5 Millionen Angeboten aus mehr als 200 Shops. Suchergebnisse werden den Kunden in übersichtlicher Form von billig bis weniger billig präsentiert. Dabei lohnt nicht selten ein Blick auf die zweite Ergebnisseite, denn erst nach den Angeboten der mit Logo gekennzeichneten Partnershops werden die Angebote der „zweiten Riege“ gelistet, die auch schon mal günstiger als die „Topnennungen“ ausfallen können. Idealo finanziert sich durch Einnahmen aus dem Portal (Sonderwerbeformate, prozentuale Anteile an Transaktionen und Marktforschung) sowie Einnahmen aus Verkauf und Lizenzierung der Anwendungen. Darüber hinaus bietet Idealo auch die Ermittlung von „attraktiven Marktforschungsergebnissen“ an. Erlöse aus den Verkauf dieser Auswertungen, Provisionen aus vermittelten Verkäufen und Werbung sollen garantieren, dass der Service für den Endkunden kostenfrei bleibt. Langfristig soll Konsumenten die Möglichkeit gegeben werden, bei Käufen Prämien zu sammeln und diese gegen interessante Produkte aus dem Sortiment zu tauschen.

ShoppingScout24 – Preisvergleich in Echtzeit mit Einschränkungen…
Webangebote in Echtzeit zu vergleichen verspricht ShoppingScout24 seinen zurzeit rund 250.000 Nutzern, die Monat für Monat das Angebot nutzen. Der so genannte PriceWatcher, der zum kostenlosen Download bereitsteht, soll einen möglichst aktuellen Preis bzw. Shopvergleich ermöglichen. Dabei hat man nach eigenen Angaben bereits etwa 800 Shops inklusive aller Key Brands und Topanbieter in das Angebot integriert. So besitzt der Nutzer die Möglichkeit im angeschlossenen Shop durch einen Klick auf die rechte Maustaste nach Vergleichsangeboten der anderen teilnehmenden Shops suchen zu lassen. Für einen ersten Vergleich sicherlich sinnvoll, wobei jedoch die Trefferausgabe nicht immer ganz zielgenau zu sein scheint, wie das von ShoppingScout24 selbst präsentierte Beispiel „17 Zoll TFT Belinea“ Flachbildschirm zeigt. Preisunterschiede von 1549,-DM bis 3599,- DM werden präsentiert, wobei jedoch von den 17 Treffern nur 5 Bildschirme wirklich von Belinea kommen und auch nicht wirklich alle 17 Zoll Monitore sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Schnäppchenjagd via permanent im Hintergrund laufendem PriceWatcher durchsetzen kann. Doch nichts muss von Dauer bleiben: „Anwender, die den PriceWatcher installiert haben, können frei entscheiden, ob und wann sie ihn nutzen. Es steht ihnen jederzeit offen, den PriceWatcher zu deaktivieren oder zu deinstallieren“.

PriceContrast – wachsen durch Übernahmen…
Ein wiederum ganz anderes Geschäftsmodell verfolgen die Macher von PriceContrast. Selbst bezeichnet man sich als „führende Preisvergleichs-Shoppingplattform“. Dabei verspricht man seinen Kunden „ Die Zielsetzung (…) ist ganz klar : best price!“. Dies sollte ja auch eigentlich Sinn und Zweck eines Preisvergleichsservice sein. Doch arbeitet PriceContrast nach dem Provisionsmodell, sprich: findet der Kunde das gewünschte Produkt zum entsprechenden Preis und möchte eine Bestellung ausführen, wird die Bestellung direkt auf der Internetseite von PriceContrast aufgegeben und an den entsprechenden Online-Shop, dessen Name oft nicht verraten wird, weitergeleitet. Was Kunden als zusätzlicher Service verkauft wird (schließlich muss man nicht mehr im entsprechenden Online-Shop nach dem gewünschten Produkt suchen) hat natürlich einen handfesten wirtschaftlichen Hintergrund. Würde der Online-Shopper direkt auf der Website des Händlers bestellen, wird eine Provisionsabrechnung schwierig und diese macht immerhin – je nach Produktkategorie – zwischen 2,5 und 7,5 Prozent (Bei Erotik-Artikeln sogar 30 Prozent) des Kaufpreises aus. Darüber hinaus müssen Händler noch mit einer einmaligen Einrichtungsgebühr von 39 Euro für Registrierung und Einrichtung eines Accounts rechnen sowie je nach Leistungspaket mit monatlichen Gebühren zwischen 29;- und 59 Euro. Insgesamt stellen auf PriceContrast mehr als 700 Anbieter ihre Leistungen zum Vergleich dar. Auch auf dem Markt der Preisvergleichsanbieter hat mittlerweile ein Konzentrationsprozess eingesetzt, dem nach und nach immer mehr Anbieter zum Opfer fallen. So hat PriceContrast etwa nach Vivendo.de auch die Domain von IhrPreis.de sowie wesentliche Teile der Yellout AG übernommen und besitzt dadurch nun ca. eine viertel Million registrierter Kunden.

Preisauskunft.de – wo war noch mal…
Einen nicht zu unterschätzenden „Namensvorteil“ besitzt das Angebot von Preisauskunft.de. In einer Untersuchung der Wirtschaftswoche in Zusammenarbeit mit der MediaTransfer AG gaben 46 Prozent der Befragten an, dass ihnen das Angebot zumindest dem Namen nach bekannt ist. Damit war Preisauskunft.de zwar der bekannteste, nicht jedoch auch der beste Vergleichsservice. Die sehr hohe Rubrikenanzahl lässt auf den ersten Blick ein umfangreiches Angebot vermuten, doch klickt man sich in die Unterrubriken vor, stößt man nicht selten auf eher dezente Leere. Die nach eigenen Angaben 2 Millionen Produkte verteilen sich nicht unbedingt gleichmäßig auf die mehr als 250 Kategorien. Das Angebot finanziert sich durch Provisionen auf Pay-per-Lead Basis. Klickt der User ein Produkt an, wird direkt auf die entsprechende Shop bzw. Produktseite weitergeleitet. Für den „auserkorenen“ Online-Händler werden dann mind. 0,50DM „Vermittlungsgebühr“ fällig. Hierfür wird der kaufwillige Shopper quasi „frei Haus“ direkt zu seiner virtuellen Ladentheke geführt.Die Abrechung mit auf diese Weise angeschlossenen Shop-Betreibern erfolgt monatlich.

Wie die anderen „shopabhängigen“ Angebote auch, kann Preisauskuft.de auch nur einen Preisvergleich der registrierten Kooperationspartner liefern, die durch den Suchagenten in die Datenbank eingetragen wurden. Eine vollständige Marktübersicht wird dadurch selbstverständlich nicht erzielt, worauf auch die AGBs hinweisen, denn das Geschäftsmodell dieser Preisvergleiche verbietet eine Aufnahme von „nichtzahlenden“ Online-Shops.

Preisagenturen als Lösung?
Der Service des Preisvergleichs ist jedoch keine neue Erfindung des Internet. Schon seit Jahren bieten konventionelle Preisagenturen ihre Dienste in der Offline-Welt an. Diese professionellen Schnäppchenjäger, die nur auf Bestellung aktiv werden, finden zunehmend auch den Weg ins Netz. Hegt der Kunde Zweifel am angepriesenen Angebot, dann bietet sich vor allem bei höherpreisigen Produkten – viele Agenturen nehmen nur Aufträge ab einem Preis von 500,-DM an – nach einer ersten Recherche die Beauftragung einer Preisagentur an. Dabei arbeiten diese Agenturen „erfolgsorientiert“, das heißt, ein Honorar wird nur dann fällig, wenn das dem Kunden bekannte günstigste Angebot unterboten werden kann. So wird z.B. bei der Preisagentur Pfennigfuchser ein marktübliches Honorar von 30 Prozent der Preisdifferenz im Erfolgsfall fällig.

Wer suchet, der findet?
In gewisser Weise ähneln Online-Preisvergleiche den in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommenen Co-Shopping-Angeboten. Auch hier kamen in den seltensten Fällen Angebote (Preise) zustande, die nicht bereits beim Discounter „um die Ecke“ zu schlagen gewesen wären. So sind auch viele Preisvergleichs-Services eher „Produkt-Präsentations-Portale“ denn echte Schnäppchenfinder. Nach außen hin gibt man sich gerne als „Preis-Anwalt des Kunden“, der einen unschlagbaren, selbstlosen Service anbietet. Dass in der Regel oft nur durchschnittliche Marktpreise angeboten werden, wird mehr oder minder geschickt kaschiert. In erster Linie liegt dies wohl in der schwierigen Refinanzierung begründet. So ist die Mehrzahl der Anbieter, neben der klassischen Online-Werbung, auf eine Refinanzierung durch Verkaufsprovisionen angeschlossener Online-Shops angewiesen, was die Aufnahmen von Shop-Angeboten ohne Provisionsleistung verbietet. Von den teilnehmenden Händlern werden die Kosten oft jedoch wieder auf Waren und Dienstleistungen aufgeschlagen, wodurch der Preis zwangsläufig steigt. Aus Händlersicht kann die Aufnahme bei diesen Services durchaus lukrativ sein, denn wie die Kunden bzw. Besucherzahlen von PriceContrast oder Guenstiger.de zeigen, ist das Kundeninteresse an der virtuellen Schnäppchenjagd größer denn je.

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