Der Bund stellt 500 Millionen Euro für den Heimunterricht während der Corona-Krise zur Verfügung. Bedürftige Schüler sollen einen Zuschuss für die Anschaffung von Endgeräten erhalten, zudem ist geplant, die Ausstattung der Schulen zur Erstellung professioneller Online-Lehrangebote zu fördern. Das ist eine äußert erfreuliche Nachricht, denn der Lehrbetrieb muss auch in Zeiten wie diesen so gut es irgendwie geht aufrechterhalten werden. Und: Die Corona-Krise könnte so die an vielen Stellen überfällige Digitalisierung des Lehrbetriebs beschleunigen. Beispielsweise ist es ein Unding, dass Lehrer Lehrinhalte über ihre privaten E-Mail- oder WhatsApp-Accounts an ihre Schüler schicken statt über eine gemeinsame Dateiaustauschplattform.
Allerdings bleibt zu hoffen, dass die Gelder wohlüberlegt ausgegeben werden und die Schulen nicht am falschen Ende sparen. Vor allem die US-amerikanischen Anbieter – und hier allen voran Microsoft – werben derzeit aggressiv mit vorübergehend kostenlosen Angeboten, um Schulen und Schüler auf ihre Kollaborationsplattformen zu bekommen. Das Kalkül dahinter: abkassiert wird später, wenn sich die neuen Nutzer an die Software gewöhnt und dort ihre Dateien gespeichert haben. Aufgrund des Lock-ins sind sie dann an diese Plattformen gebunden – und dann kann es richtig teuer werden.
Noch schwerer wiegt allerdings, dass die US-amerikanischen Plattformen dem US Cloud Act unterliegen. Die Daten der Lehrer und Schüler werden damit de facto dort nicht gemäß deutscher und europäischer Datenschutzrichtlinien gespeichert. Das ist für öffentliche Einrichtungen – und ganz besonders, wenn es dabei um Daten Minderjähriger geht – schlichtweg nicht akzeptabel. Deshalb sollten unsere Schulen dieser Versuchung unbedingt widerstehen.
Alternativen haben sie schließlich genug. Vor allem die Open-Source-Community bietet zahlreiche maßgeschneiderte Lösungen für Schulen, die wie beispielsweise ownCloud.online die Daten der Lehrer und Schüler transparent in Deutschland hosten und verarbeiten; datenschutzkonform und ohne dickes Ende bei den Kosten. Und gerade bei der Verwendung von Fördermitteln, für die letzten Endes der deutsche Steuerzahler aufkommt, sollte die Devise eigentlich heißen: „Germany first“.
Von Tobias Gerlinger, CEO bei ownCloud in Nürnberg