Digitale Transformation von Digitalagenturen – die 12 Gebote

Die Digitalisierung der Wirtschaft ist in aller Munde. In praktisch jeder Branche wird diskutiert, wie man den Herausforderungen der digitalen Transformation am besten begegnen kann. Nur in einer nicht – in der Digitalbranche. Die diskutiert zwar die digitale Transformation – aber nur für andere, nicht für sich selbst. Offenbar gehen die Digitalen davon aus, dass es hier keines Transformationsprozesses bedarf. Ist ja klar: Man ist schließlich quasi “digital native”. Ein gefährlicher Fehler! Denn viele Digitalagenturen basieren auf Strukturen der vor-digitalen Zeit und erfüllen selbst nicht, was sie ihren Kunden predigen. Und am Ende scheitern Projekte und Kundenbeziehungen. 

Bei SHOPMACHER haben wir diese Entwicklung am eigenen Leib erlebt – und die erforderlichen Reformen eingeleitet. Abgeschlossen ist das noch nicht, aber wir haben erkennbar den richtigen Weg eingeschlagen. Wir selbst und unsere Kunden profitieren davon heute. Wer als Agentur dieselbe Herausforderung für sich erkennt, mag sich an unseren Erfahrungen orientieren.

These:

Nur weil eine Agentur digitale Dienstleistung anbietet, ist sie noch lange nicht digital im Sinne der Digitalen Transformation.

Denn die Digitale Transformation ist vor allem ein Mindshift in der Art wie sich Organisationen den Herausforderungen der digital beschleunigten Märkte stellen. Mit IT hat das nur am Rande zu tun.

Im Laufe meiner Biografie habe ich verschiedene Digitalagenturen kennen gelernt, die im Kern wie traditionelle Unternehmen denken, organisiert sind und handeln. Agenturen – auch wenn sie wissen, wie die Produktion digitaler Medien funktioniert – müssen sich aber unter dem Einfluss der digitalen Revolution verändern, sich digital transformieren, um langfristig in der beschleunigten digitalen Wirtschaft bestehen zu können.

Dabei haben sich folgende Schritte als hilfreich bewährt: 

   

Nach innen gerichtet:

1.  Schaffe das Organigramm ab – Hierarchien waren gut geeignet, um das preussische Militär zu organisieren. Hochspezialisierte Fachkräfte brauchen Orientierung, aber nicht jemanden, der ihnen sagt, wie sie ihren Job machen sollen.

2.  Großer Zampano, schaff dich selber ab! – es gibt nicht den einen, der weiß, wie es läuft, was die Kunden wollen und wie man es herstellt. Unterschiedliche Experten wissen unterschiedliche Dinge besser. Nutze das!  

3.  Schaffe Work-life-Balance ab – denn es zementiert die Schere zwischen Work und Life. Das ist nicht das Modell der Generationen Y oder Z.

4.  Finde einen gemeinsamen Sinn für die Organisation – warum kommen wir jeden morgen zusammen? Um Geld zu verdienen? Um tolle Websites zu bauen? Oder gibt es da noch mehr? Wer mit seinem täglichen Tun einen Sinn verbindet braucht keine externe Motivation.  

5.  Schaffe die organisatorische Trennung nach den Disziplinen Beratung – Kreation – Umsetzung ab – das ist Taylorismus! Gerade bei größeren Projekten: Wenn das, was die Beratung entwickelt hat in der Umsetzung ist, ist es doch heute schon wieder veraltet. 

6.  Flexible Köpfe brauchen flexible Arbeitsmodelle – wer nur Old-School Arbeitsmodelle bietet, bekommt auch nur Old-School Personal. Home Office wenn die Telekom mal kommt, ist weit verbreitet. Aber bei dezentralen, regional unabhängigen Modellen, 28-h-Woche, Vertrauens-Arbeitszeit tun sich viele Agenturen noch schwer. Was bezahlen wir? Arbeitszeit oder Ergebnisse? Was bezahlen unsere Kunden?

Nach außen gerichtet:

1.  Halte Projekte so klein wie möglich – große Projekte scheitern zu oft. Qualitativ und kaufmännisch. Jeder weiß das. Und doch frisst die Gier oft das Hirn. 

2.  Akquiriere Bestandskunden – immer wieder jeden Tag neu. Sie gieren danach, sie müssen sich weiterentwickeln. Denn sie stehen vor derselben Herausforderung. Sie werden es dir danken. Und auch gerne dafür zahlen. 

3.  Verkaufe nicht Projekte, verkaufe Ressourcen – Entwicklungsressourcen sind ein sehr kostbares Gut. Kluge Kunden wollen sich Ressourcen sichern. Unkluge Kunden werden nicht überleben.     

4.  Arbeite rekursiv – Projekte haben ein Ende, Kunden nicht. Die Entwicklungen im Bereich IT auch nicht. Sorge dafür, dass die Wunschliste deiner Kunden immer lang ist, dann werden sie auch weiter Ressourcen von dir benötigen.

5.  Neukunden sind Wachstumsprojekte – wer bei Vollauslastung mit Bestandskunden einen Neukunden annimmt, ohne zu wachsen, kann nur scheitern. Auch wenn es schmerzt: Wenn ich keine Ressourcen bekomme, kann ich besser auf einen Job verzichten, als einen schlechten Job zu machen.

6.  Tue alles für den Erfolg deines Kunden. Denn erfolgreiche Kunden beauftragen dich weiter. Der Kunde ist nicht König, sein Erfolg ist König.   

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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