Strichcodes für die richtige Medizin

In Zeiten von Lebensmittelskandalen um verdorbene Fleischgüter fällt der Rückverfolgung von Produkten eine besondere Rolle zu. Ein Praxisbeispiel aus der Tiergesundheitsindustrie verdeutlicht, wie mit der EAN Data Matrix die Lebensmittelqualität durch lückenlose Kennzeichnung von Tiermedikamenten verbessert werden kann.

Der EAN-Strichcode ist von Produkten im Einzelhandel nicht mehr wegzudenken. Mit dem „Piep“ an der Kasse wird nicht nur der Preis und der Kassenbontext abgerufen. Über die eindeutigen Artikelnummern werden auch Abverkaufsdaten erzeugt und Bestellungen angestoßen. Aber das EAN-System hat einen breiteren Fokus, neben dem EAN-Strichcode bieten sich weitere Möglichkeiten zur Optimierung der Supply Chain zwischen Geschäftspartnern.

Stichwort ist hier die Rückverfolgbarkeit von Artikeln, um bei fehlerhaften Lebens- oder Arzneimitteln adäquat reagieren zu können. Die EU-Verordnung 178/2002 schreibt dies explizit vor. Um dies zu gewährleisten, bieten die EAN-Nummernsysteme und Strichcodes die Möglichkeit, solche Daten automatisch zu erfassen. Im Bereich der Tierarzneimittel hat man es allerdings mit Produkten zu tun, die auf Grund Ihrer Größe für die im Lebensmittelbereich etablierten Lösungen zu klein sind. Abhilfe schafft hier der EAN Data Matrix, der auf kleinster Fläche alle notwendigen Informationen speichern kann.

Angereichert um die EAN-Identsysteme (z. B. EAN, ILN,NVE) sowie das GS1-Datenbezeichnerkonzept, dass bereits beim EAN 128-Standard für die notwendige Eindeutigkeit der Dateninterpretation sorgt, ist der EAN Data Matrix allen Anforderungen an moderne, unverwechselbare Identifikation gewachsen.

Abbildung 1: EAN Data Matrix zur Kennzeichnung chirurgischer Instrumente

In vielen industriellen Anwendungen und insbesondere in den Vorstufensektoren bietet sich der EAN Data Matrix an, um automatische Datenerfassung auf Basis eines weltumspannenden Standards anstelle einer Insellösung zu etablieren. Ein interessantes Beispiel stellt die Tiergesundheitsbranche dar. Denn ebenso wie bei den Menschen müssen sich auch Medikamente für Tiere vom Anwender bis zum Hersteller – und darüber hinaus – rückverfolgen lassen.

Rückverfolgbarkeit GROSS geschrieben

Ausgehend von Artikel 18 der EU-Verordnung 178/2002, der die Dokumentationspflicht zur Nachverfolgbarkeit von Tierarzneimitteln in den Distributionskanälen beschreibt, gibt es bereits eine Reihe regulatorischer Initiativen innerhalb der EU. Beispielsweise verlangt die Verordnung 263/2004 in Frankreich die Aufzeichnung jedes logistischen Schrittes im Tierarzneimittelhandel ab März 2006, die vollständige Umsetzung bis Ende 2009. Um diese Anforderung zu erfüllen, haben sowohl Hersteller als auch Distributoren und Anwender ein starkes Interesse an einer global gültigen und branchenübergreifend standardisierten Kennzeichnungslösung. Und damit sich, ausgelöst durch die EU-Verordnung, keine Insellösungen – im schlimmsten Fall 25 verschiedene Barcodesysteme in 25 EU-Ländern – herausbilden, handelte die Tiergesundheitsindustrie schnell: Als freiwillige Selbstverpflichtung beschloss der Vorstand der IFAH (International Federation for Animal Healthcare) im Oktober 2004 die Einführung von EAN Data Matrix auf Tierarzneimitteln innerhalb der nächsten drei Jahre in der EU. Dies erleichtert die Rückverfolgbarkeit von Tierarzneimitteln enorm und setzt gleichzeitig einen weltweiten Standard für die Tiergesundheitsindustrie. Nach erfolgreichen Pilotversuchen steht dem selbstgewählten „Sunrise Date“ Ende 2007 zur Einführung des EAN Data Matrix bei der Produktidentifikation von Tierarzneimitteln nichts mehr entgegen. Bis dahin sollen die Faltschachteln von Tierarzneimitteln in Europa bereits flächendeckend einen EAN Data Matrix tragen.

IFAH bündelt globale Interessen

Als internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in Brüssel repräsentiert die IFAH Hersteller von Tierarzneimitteln, Vakzinen und anderen Tiergesundheitsprodukten sowie Tiergesundheitsverbände in Industriestaaten und Entwicklungsländern auf allen fünf Kontinenten. Es beteiligen sich unter anderem Bayer Healthcare, Boehringer Ingelheim Animal Health, Novartis Animal Health und Pfizer Animal Health Group. Zu den Aufgaben der IFAH gehört es, einen einschätzbaren, harmonisierten, wissenschaftsbasierten und innovativen Markt für qualitativ hochwertige Tierarzneimittel, Impfstoffe und andere tiermedizinische Produkte zu fördern.

Keine Qual der Wahl bei EAN Data Matrix

Die Wahl eines einheitlichen Identifikationssystems stellte die IFAH zwar vor eine wichtige, jedoch keine schwere Aufgabe: Der EAN-13-Barcode wird schon seit langem in vielen Ländermärkten bei Tierarzneimitteln genutzt. Und mit Verabschiedung der ISO-Norm 16022 steht seit 2004 auch das für EAN-Anwendungen geschützte Subset der leistungsstarken 2D-Symbologie Data Matrix zur Verfügung, das weitere für die Rückverfolgbarkeit relevante Informationen auf geringem Platz codieren kann. Auch die hohe Flexibilität hinsichtlich der darstellbaren Inhalte, die geringe Druckfehleranfälligkeit sowie das Fehlererkennungs- und Korrektursystem bei Beschädigung sorgten für weitere Bonuspunkte in Richtung EAN Data Matrix.

Empfohlene Kennzeichnungselemente

In ihren „Guidelines for Application of GS1 Markings to Animal Health Products“ beschreibt die IFAH die empfohlenen Mindestbestandteile des Codes und seine Platzierung sowohl auf dem Basisprodukt als auch auf höheren Verpackungsstufen und logistischen Einheiten. Details zu klarschriftlicher Darstellung, Qualitätsanforderungen und geeigneten Scannern ergänzen den Leitfaden.

Abbildung 2: Beispiel des EAN Data Matrix mit EAN und Seriennummer

Die IFAH-Empfehlung liefert ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie bewährte EAN-Identsysteme in Kombination mit neuer Datenträgertechnik zur Verbesserung von Traceability-Prozessen und damit zur Qualitätssicherung von Lebensmitteln beitragen. Denn nur eine gesunde Kuh, gibt gute Milch.

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