Pago-Report 2007: eCommerce wird erwachsen

Gestiegener Frauenanteil, ausgeglichenes Kaufverhalten und deutlicher Rückgang beim Zahlungsausfallrisiko – diese und weitere Trends im Kauf- und Zahlungsverfahren offenbart die aktuelle Pago-Studie, die auf Auswertungsdaten von über 30 Millionen realen Online-Transaktionen basiert. Die kompakte Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse verschafft allen interessierten Akteuren eine wertvolle Entscheidungshilfe, wenn es darum geht, das eigene Online-Handelsangebot und den Payment-Bereich den Bedingungen des Marktes anzupassen.

Alle Ergebnisse beruhen auf der Analyse einer repräsentativen Auswahl von rund 30 Millionen echter Kaufvorgänge, die zwischen Oktober 2005 und September 2006 über die Pago-Plattform abgewickelt wurden. Da Pago als Kreditkarten-Acquirer für Visa und MasterCard das Lizenzgebiet Europa betreut, stammen die Transaktionen aus Online-Shops in Deutschland, Großbritannien und dem restlichen Europa. Im Detail betrachtet werden die eCommerce-Branchen Retail, Gambling, Services sowie Travel & Entertainment.

Auch am Wochenende wird online eingekauft

Eine der interessantesten Entwicklungen des Beobachtungszeitraums findet sich bei der Verteilung der Kaufvorgänge auf die Wochentage. Bisher galt, dass die meisten Online-Käufe an Werktagen getätigt wurden, sodass die Anzahl der Transaktionen an den Wochenenden deutlich absank. Zudem gingen die Konsumenten bislang am liebsten während der Arbeitszeit shoppen. Jetzt liegt der Anteil an Kaufvorgängen an den Werktagen fast gleichmäßig bei jeweils um die 14,5 Prozent, aber der Samstag und der Sonntag kommen inzwischen auf fast 14 bzw. deutlich über 13 Prozent (Vorjahr: 12,6 bzw. 11,8 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil an Transaktionen, die während der Abendstunden ausgeführt wurden, angewachsen. Experten führen diesen Effekt darauf zurück, dass die PC- und Internet-Dichte weltweit weiter gewachsen ist und auch die Abdeckung mit schnellen Breitbandverbindungen in den Herkunftsländern der Online-Käufer stark verbessert wurde.

Frauen werden noch aktiver

Vielleicht trägt zur Beliebtheit des virtuellen Wochenend-Shoppings aber auch der steigende Anteil weiblicher Konsumenten am Online-Handel bei. Immerhin führen Frauen jetzt fast 37 Prozent aller Kaufvorgänge im Internet aus; die Quote ist damit um mehr als 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Unter den deutschen Online-Shoppern beträgt der Anteil der Damenwelt sogar mehr als 43 Prozent.

Allerdings verhalten sich Frauen bei der Auswahl der Zahlart recht konservativ und nutzen immer noch gern die traditionellen, aber aus Händlersicht eher aufwändigen und unsicheren Offline-Zahlarten (Rechnungskauf, Kauf per Vorkasse und per Nachnahme). Der Anteil weiblicher Konsumenten an Kaufvorgängen, bei denen diese Methoden zum Einsatz kamen, liegt bei fast 80 Prozent.

Chargeback-Quoten dramatisch gesunken

Ein aus Sicht von eCommerce-Anbietern erfreulicher Trend hat sich fortgesetzt und sogar noch verstärkt: Die Chargeback-Quoten bei Kreditkartentransaktionen sind dramatisch auf neue historische Tiefstände gesunken. So liegt die durchschnittliche Chargeback-Quote jetzt bei nur noch 0,322 Prozent (Vorjahr: rund 0,48 Prozent). Das heißt: Nur in drei von tausend Fällen kommt es zu einem Widerspruch des Kartenhalters gegen eine mit seiner Karte ausgeführten Transaktion und die obligatorische Rückbelastung. Geradezu sensationell niedrig liegen die Werte für Konsumenten aus Deutschland (ca. 0,09 Prozent) und dem restlichen Europa (ca. 0,06 Prozent).

„Diese sehr positiven Werte machen deutlich“, sagt Dr. Markus Weber, Managing Director Pago, „dass sich das Zahlungsausfallrisiko im so genannten Card-not-present-Bereich, in dem die Kreditkarte dem Händler nicht physikalisch vorliegt, beim Einsatz geeigneter Betrugsabwehrmechanismen massiv beschränken lässt.“ Es ist wichtig, dies nicht als natürliche Entwicklung zu begreifen, sondern als Erfolg der eingesetzten Methoden zur Einschränkung des Betrugs mit Kreditkarten im Internet. Die Fortentwicklung dieser Methoden, die in den Jahren 2000 bis 2002 ihren Anfang nahm, hat damit einen vorläufigen Höhepunkt gefunden.

Basisdaten

– Der Pago-Report basiert auf der Auswertung von etwa 30 Millionen realer Kaufvorgänge, die zwischen Oktober 2005 und September 2006 über die Pago-Plattform abgewickelt wurden. Aus dieser Probe wurden wiederum mehrere Stichproben gezogen und separat ausgewertet. Die Ergebnisse wurden anschließend verglichen und normalisiert.

– Da Pago als Kreditkarten-Acquirer für das Lizenzgebiet Europa der großen Kreditkartenorganisationen Visa und MasterCard fungiert, ist Pago ausschließlich für europäische Merchants tätig. Im Report wird zwischen Händlern mit Sitz in Deutschland, in UK und im restlichen Europa unterschieden.

– Die Kunden dieser Merchants kommen aus aller Welt. Im Report wird zwischen Consumern aus Deutschland, aus UK, dem restlichen Europa und dem nicht-europäischen Ausland unterschieden.

– Ausgewertet werden das Kaufverhalten, das Zahlverhalten, das Zahlungsausfallrisiko und die Basisdaten relevanter Branchen wie Retail, Gambling, Services, Travel und Entertainment.

– Neben der Kreditkarte und dem elektronischen Lastschriftverfahren werden die Offline-Zahlarten (Rechnungskauf, Kauf per Nachnahme oder Vorkasse) sowie zusammengefasst alle anderen Zahlarten betrachtet.

Kaufverhalten

– Consumer aus UK, Deutschland und Frankreich bilden die Top 3 der aktivsten Käufer in Europa. Aufsteiger des Jahres im eCommerce sind die Konsumenten aus Rumänien und der Türkei.

– Bei der Verteilung der Kaufvorgänge auf Consumer-Gruppen und Merchant-Länder gibt es im Vergleich zu den Vorjahren nur geringe Verschiebungen.

– Deutsche Konsumenten kaufen in mehr als 96% der Fälle in deutschen Online-Shops.

– Der Anteil an Kaufvorgängen von nicht-europäischen Konsumenten in deutschen Online-Shops hat sich mit 4,7% fast verfünffacht.

– Insgesamt ist eine leichte Saisonalität zu beobachten; es gibt ein Frühjahrsloch im April und ein Sommerloch im Juli, der September ist der kaufstärkste Monat.

– Die Kaufaktivitäten verteilen sich gleichmäßiger über die Woche, die Anteile von Samstag und Sonntag sind deutlich gestiegen. Der Mittwoch ist der kaufstärkste Tag der Woche.

– Deutsche Konsumenten kaufen immer noch am meisten während der Arbeitszeit ein; im Zeitraum zwischen 10:00 Uhr und 18:00 Uhr werden mehr als 44% aller Kaufvorgänge ausgeführt. Allerdings wird jetzt auch mehr von zuhause aus nach Feierabend (20:00 Uhr bis 22:00 Uhr) eingekauft.

– Die durchschnittlichen Warenkorbwerte sind für alle Consumer-Gruppen und Merchant-Länder gestiegen. Die großen Unterschiede zwischen den Werten je nach Herkunft des Käufers erklären sich durch die starken Unterschiede bei deren Branchenpräferenzen.

– Der Anteil der weiblichen Consumer an den Kaufvorgängen im eCommerce steigt an; die Anteile von Männern und Frauen unterscheiden sich jedoch je nach der Herkunft der Konsumenten deutlich.

Zahlverhalten

– Die Kreditkarte ist nach wie vor weltweit Zahlungsmittel Nummer eins im eCommerce.

– Deutsche Konsumenten bevorzugen nach wie vor das elektronische Lastschriftverfahren und wählen es in über 65% der Fälle aus.

– Der Anteil der Kaufvorgänge aller Konsumenten, bei denen eine Offline-Zahlart ausgewählt wird, ist auf weniger als 4% gesunken.

– Die sonstigen Zahlarten (giropay, Online-Überweisung) konnten sich bei allen Consumern auf einen Anteil von 2,6% steigern.

– Der durchschnittliche Warenkorbwert ist beim Kauf durch Käufer aus aller Welt per Kreditkarte um fast das Doppelte auf 85,92 € angewachsen.

– Bei Warenkörben von weniger als 10 € Wert macht das Bezahlen bei allen Konsumenten per ELV fast 40% aus; bei Warenkorbwerten über 500 € nur knapp 0,5%.

– Visa konnte im Vergleich mit MasterCard den Anteil an allen Kreditkartentransaktionen leicht auf über 69% steigern, MasterCard fällt auf knapp 29% zurück.

– Bei den weiblichen Konsumenten aus allen Regionen kommen andere Kartenanbieter auf einen erstaunlich hohen Anteil von über 18%.

– Bei deutschen Käufern liegen Visa und MasterCard etwa gleich auf; bei den anderen Consumer-Gruppen liegt das Verhältnis zwischen 65:35 und 75:25 zugunsten von Visa.

– Der durchschnittliche Warenkorbwert bei Kaufvorgängen aller Consumer, bei denen MasterCard eingesetzt wurde, liegt deutlich höher als bei Visa und den Karten anderer Anbieter.

Zahlungsausfallrisiko

– Die durchschnittliche Erfolgsquote bei der Autorisierung einer Kreditkartentransaktion ist bezogen auf alle Konsumenten leicht gesunken; d.h. dass mehr Bezahlvorgänge vom Autorisierungssystem abgebrochen werden. Dies spricht für die Notwendigkeit des Einsatzes adäquater Betrugsabwehrverfahren im eCommerce.

– Das Zahlungsausfallrisiko im Card-not-present-Bereich ist insgesamt dramatisch gesunken; die durchschnittliche Chargeback-Quote liegt mit 0,33% auf dem niedrigsten Niveau seit dem ersten Pago-Report im Jahr 2002.

– Die Chargeback-Quote für deutsche Konsumenten liegt bei extrem niedrigen 0,087%.

– Die Erfolgsquoten für alle Consumer und die großen Kreditkarten-Brands, Visa und MasterCard, sind annähernd gleich.

– Die durchschnittlichen Chargeback-Quoten unterscheiden sich bei den großen Kreditkarten-Brands, Visa und MasterCard, unabhängig von der Herkunft der Kunden nur wenig voneinander.

– Die höchste Chargeback-Quote mit über 1,6% findet sich bei Warenkörben mit einem Wert von über 500 €.

– Die durchschnittlichen Erfolgsquoten für männliche und weibliche Käufer weltweit sind annähernd gleich; Ausnahme: Bei Männern, die eine MasterCard einsetzen, liegt die Erfolgsquote bei sehr niedrigen 68%.

– Die durchschnittliche Chargeback-Quote liegt bei Frauen (ca. 0,15%) nach wie vor höher als bei Männern (ca. 0,13%).

– In Deutschland entsteht die höchste Chargeback-Quote mit etwa 1,4% bei Consumern aus der PLZ-Region 3 (Hannover und Umland, südliches Niedersachsen).

– Die Chargeback-Quote liegt bei Konsumenten aus den neuen Bundesländern (rund 0,08%) immer noch besser als bei Käufern aus den alten Bundesländern (ca. 0,09%).

– Die Rücklastquote beim von deutschen Käufern genutzten elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) ist von etwa 5% im Vorjahr auf knapp 3% gesunken; das Zahlungsausfallrisiko bei der ELV liegt also um fast das Zehnfache höher als bei der Kreditkarte.

Branchendaten

– Die Branchen Retail und Gambling wurden erneut ausgewertet.

– Die Branche, die im Vorjahr „Telecommunications“ genannt wurde, heißt jetzt Services und ist weiter gefasst.

– Die Branche „T&E“ („Travel & Entertainment“) ist aus der Erweiterung der Branche „Travel“ um den Bereich „Entertainment“ entstanden, der alle Angebote im Bereich der Unterhaltung umfasst.

– Die höchsten Warenkorbwerte entstehen naturgemäß in der T&E-Branche.

– Die Warenkorbwerte im Bereich Retail haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

– Eine Saisonalität ist bei Gambling und Services nicht erkennbar.

– In der Retail-Branche gibt es ausgeprägte Berge (z.B. 02/2006) und Täler (z.B. 04/2006).

– Einen deutlichen Höhepunkt erlebte die T&E-Branche erstmals im Frühjahr 2006.

– Eine unterschiedliche Präferenz für Kauftage ist nicht in allen Branchen feststellbar.

– Das Kaufverhalten in Bezug auf die Branchenpräferenz von Männern und Frauen ist nach wie vor unterschiedlich.

– Die Quote an weiblichen Konsumenten im Gambling ist nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr jetzt auf 33,5% gesunken.

– Auch in der T&E-Branche tätigen Frauen nur gut 35% der Kaufvorgänge.

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