Online Shopping Systeme, mit oder ohne EDI?

Große Warenhäuser und andere Unternehmen bieten immer häufiger Shopping-Systeme an, die dem Besucher der Seiten die Möglichkeit geben, online Ware zu ordern.Keine einschränkenden Öffnungszeiten, meist bessere Produktinformationen und die Möglichkeit des schnellen und umfassenden Preisvergleichs lassen das Online-Angebot attraktiv werden.

Damit gehören Parkplatzprobleme und unfreundliche Verkäufer der Vergangenheit an. Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, trifft auch auf das Online-Shopping zu. An dieser Stelle seien lediglich Online-Gebühren und das fehlende Kauferlebnis genannt. Dennoch ist davon auszugehen, dass über kurz oder lang kein größerer Anbieter ohne eine derartige Online-Lösung auskommen wird, wenn er wettbewerbsfähig bleiben will.
Der elektronische Markt wird täglich attraktiver. Die Zahl der Internetnutzer verdoppelt sich jährlich und im Jahre 2001 werden weltweit aller Voraussicht nach über 300 Millionen Menschen Zugang zu diesem Markt besitzen. Nach einer Studie der WTO (Welthandelsorganisation) werden im Jahre 2000 bereits mehr als 300 Mrd. US-Dollar über den elektronischen Handel umgesetzt werden.

Online-Shopping: Wie funktioniert das?
Zunächst einmal braucht der Online-Käufer einen Browser und einen Internetzugang. Besitzt er diese Grundvoraussetzungen, kann er sogleich die virtuelle Einkaufswelt betreten. Hierzu genügt die Eingabe einer ihm bekannten Adresse eines Online-Shopping-Angebotes. Sollte er diese nicht wissen, kann er auch über die bekannten Suchmaschinen zur Zieladresse gelangen oder gleich eine sog. Electronic Mall besuchen.
Einmal auf der Seite eines Online-Anbieters gelandet, ermöglichen komplexe Suchmaschinen das exakte Auffinden des Wunschartikels. Ein Stöbern auf den Seiten des Anbieters ist natürlich ebensogut möglich. Wird der gewünschte Artikel gefunden, kann er zumeist durch einfaches Anklicken in einen virtuellen Warenkorb gelegt werden. Ist der Warenkorb mit beliebig vielen Artikeln gefüllt und der Einkauf abgeschlossen, reicht ein einziger Klick und die Bestellung wird ausgelöst. Bezahlt wird per Kreditkarte, Rechnung oder Nachnahme und die Lieferung erfolgt meist innerhalb der nächsten 48 Stunden. Ein Umtausch- sowie Rückgaberecht seitens der Anbieter ist dabei meist genauso selbstverständlich wie ein über Email zu erreichender Beratungsservice.

Was hat Online-Shopping mit EDI zu tun?
Viel. Für den Konsumenten bzw. Internetsurfer unsichtbar laufen bereits heute schon komplexe elektronische Geschäftsprozesse ab, die nicht ausschließlich auf Basis des Internets stattfinden. EDI ist der Weg, solche Geschäftsprozesse zu automatisieren.
Generell bietet es sich an, eine Shopping-Lösung im Internet über EDI an die interne betriebswirtschaftliche Applikation (Auftragsbearbeitung) zu koppeln. Denn heute werden die im Internet generierten Bestellungen an die Shop-Betreiber zumeist per Fax oder per unstrukturierter Email zugesandt. In der Folge kann dieser Bestellvorgang nicht automatisch verarbeitet werden. Die Bestellung muss in einem unnötigen Arbeitsschritt manuell in die Warenwirtschaft eingegeben werden.
EDI bietet nun die Möglichkeit, die im Internet erzeugten Bestellungen in ein standardisiertes Format zu übersetzen, das eine automatisierte Weiterverarbeitung der Daten ermöglicht. Die vom Online-Shopper generierte Bestellung wird vom Shopping-System auf dem Web-Server dem nachgeschalteten EDI-System zur Verfügung gestellt. Das EDI-System greift vollautomatisch auf diese Datei zu und konvertiert diese in das EDIFACT-Format. Die EDIFACT-Bestellung wird zum Shop-Betreiber versendet, der wiederum ein EDI-System im Einsatz hat, welches die Konvertierung aus dem EDIFACT-Format in ein für seine Applikation verarbeitbares Inhouse-Format übernimmt (vgl. Abbildung 1).

Vollautomatisierter Internet-EDI-Workflow

Welcher Übertragungsweg für die EDIFACT-Datei auf dem Weg vom EDI-System zum Webserver und dem EDI-System im Haus des Shop-Betreibers gewählt wird, ist dabei verschieden. Es bietet sich natürlich an, die Daten per FTP oder Email über das Internet zu versenden. Jedoch besteht ebenfalls die Möglichkeit, die EDIFACT-Dateien über das in Deutschland für den EDI-Datenaustasuch nach wie vor am häufigsten verwendete X.400-Protokoll auszutauschen. Dies wird in erster Linie von der bereits bestehenden Infrastruktur abhängen, die im Idealfall für eine solchen Workflow genutzt werden sollte.
Der hier skizzierte Fall basiert auf der Annahme, dass auf beiden Seiten des Prozesses ein EDI-System im Einsatz ist. Dies wird in allererster Linie auf die Geschäftsbeziehung zwischen den Betreibern von sogenannten virtuellen Kaufhäusern (E-Malls), wo mehrere Shops unter einer Adresse zu finden sind (z.B. My world), und den sich hinter den einzelnen Shops befindlichen Grossisten zutreffen. Besteht eine solche Beziehung, können vom Grossisten nicht nur EDI-Bestellungen empfangen und verarbeitet werden, sondern er kann seinerseits eine EDIFACT-Liefermeldung bzw. -Bestellbestätigung an den Kaufhausbetreiber zurücksenden. Diese Informationen, z.B. ob die Ware verfügbar ist oder wann geliefert wird, können ebenfalls automatisch verarbeitet werden und bilden für den Kundenservice eine wichtige Informationsgrundlage.
Für Anbieter, die ihren eigenen Shop im Internet betreiben und nicht unter der Adresse einer E-Mall zu finden sind, besteht die Möglichkeit einer solch perfekten Lösung in der Regel nicht. Die Investition für ein zweites EDI-System, welches auf dem Webserver installiert wird, bedeutet neben den technischen und organisatorischen Hürden zumeist eine zu große Investition. Jedoch ist auch in dieser Situation die Herstellung eines automatischen Workflows möglich. Wird die Bestellung in einem zuvor fest definierten Format per Email-Attachment vom Shopping-System an den Shop-Betreiber bzw. an dessen Email-Adresse geschickt, kann über eine Inhouse-to-Inhouse-Konvertierung ebenfalls ein vollautomatischer Ablauf implementiert werden.

Die Verbindung von Online-Shopping-Systemen und integrativem EDI bietet gerade für Unternehmen, die bereits aktive EDI-Anwender sind, hervorragende Möglichkeiten zur Realisierung eines effizienten Internetbestellvorgangs. Wird die bestehende EDI-Infrastruktur genutzt, kann theoretisch die gesamte Bestellabwicklung über eine einzige „elektronische Datenpipe“ realisiert werden.

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