Top Shops – Erfolgsstories im Internet

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Top Shops – Erfolgsstories im Internet
16.09.1999

In aller Munde sind immer dieselben Shops. Sie stammen nahezu ausnahmslos aus den USA und bewegen sich in Groessenordnungen, von denen hiesige Anbieter traeumen. Aber auch hierzulande gibt es echte Erfolgsstories, von denen wir im Beitrag ”Top Shops” eine kleine Auswahl vorstellen.

Reisen, Computer, Software, CDs, Bücher… das sind Güter, die Milliardenumsätze versprechen und manche Garagenfirma in kürzester Zeit zu einem Großunternehmen gemacht haben. Nachfolger können diese Märkte kaum noch mit Aussichten auf Erfolg betreten, sofern nicht Millionen in den späten Start investiert werden. Auch die sagenhaften Umsatzzahlen, mit denen der Erfolg von Online-Shops häufig belegt wird, sind bekannt. Dabei werden jedoch immer dieselben, wenigen Shops bzw. Portale genannt. Sie stammen nahezu ausnahmslos aus den USA und bewegen sich in Größenordnungen, von denen hiesige Anbieter noch deutlich entfernt sind. Aber auch hierzulande gibt es echte Erfolgsstories, von denen wir hier eine kleine Auswahl vorstellen. Die folgenden Beispiele belegen: Neben den immer wieder gepriesenen „idealen Internetgütern“gibt es auch andere Dinge, mit denen sich eindrucksvolle Umsätze erzielen lassen. Gerade mit innovativen Geschäftsideen und manchmal ungewöhnlichen Angeboten lassen sich auch jetzt noch gute Erfolge erzielen: durch neue Konzepte, guten Service oder die richtige Spezialisierung.

Vieles unter einem Dach – Plattformen

Nach dem Zusammenschluß der erfolgreichen Online-Marktplätze Hardware.de, Software.de, Hotel.de und Deals.de zur Atrada Trading Network AG ist seit dem 10.08.99 das Handeln mit Produkten und Dienstleistungen aller Art unter einem großen Dach möglich. Der Kunde findet ein breites Angebot von Unterhaltungselektronik und Telekommunikation über Hotels/Reisen bis zu Sammlerobjekten oder Sport und Freizeit. Das Atrada Trading Network ist mit über 60.000 registrierten Anbietern und Käufern einer der größten offenen Handelsplätze im deutschsprachigen Internet. Namhafte Partner wie Conrad Electronic, Fujiitsu, Sixt, Marriott und Best Western, aber auch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen nehmen teil.
Die Besonderheit der Trading Network AG besteht in einem Mix aus Auktionen, Verkauf zu Festpreisen, Ausschreibungen, Online-Buchungen und Kontaktvermittlung. „Wir wollen weder Flohmarkt noch reiner Auktionator sein. Wir arbeiten für jedes Produktfeld mit dem passenden Marktmechanismus“, so der Geschäftsführer Stefan Morschheuser.
Die Aktiengesellschaft hat als Planzahl einen Jahresumsatz von 4 Mio. DM anvisiert. Unter den vier Marktplätzen ist der Bereich Hardware.de mit einem Jahresumsatz von 1,7 Mio. DM der gewinnträchtigste. Rund 450.000 Besucher kommen pro Monat in die Online-Mall. Seit Zusammenführung der Marktplätze unter atrada wurden über 500.000 Gebote bzw. Kaufaktionen abgewickelt bei einem zusätzlichen monatlichen Wachstum von 15-20 %.
Weitere Planungen der Atrada AG sind zum einen der Ausbau des Sektors Telekommunikation zu einem eigenständigen Marktplatz sowie die Erweiterung des Sektors Hard- und Software.

Netzmarkt

Bereits am 01. Dezember 1995 ins Netz gegangen ist die Netzmarkt GmbH & Co. KG als einer der deutschen Pioniere der Online-Shop-Branche. Mit fast 2 Millionen Pageviews und über 500.000 Visits pro Monat (im Juni 1999) ist Netzmarkt eine der erfolgreichsten Malls in Deutschland. Auf acht „Stockwerke“ verteilt bieten zur Zeit rund 30 Einzelunternehmen Waren und Dienstleistungen unter dem Dach vom Netzmarkt an, von kleinen Start-ups bis zu Großunternehmen wie z.B. Dell Computer, der Lotterieveranstalter Günther oder Europas größtes Musikhaus Thomann. „Natürlich gibt es heute auch schon einige ernstzunehmende Nachahmer wie Karstadts „My World“ oder die Mall der Telekom-Tochter T-Online“, erlaeutert Gründer Michael Zeutschner. „Aber wir sind fest entschlossen, unsere Marktposition kontinuierlich weiter auszubauen. Unser Team arbeitet fieberhaft an der Umsetzung neuer Projekte zur Erweiterung unseres Angebotes.“
Einnahmequellen sind die monatlichen Shopmieten, Werbebanner und Consulting Dienstleistungen. Der Netzmarkt war so nach Angaben der Betreiber von Anfang an profitabel. Ab 498,- DM ist man als neuer Händler mit dem „SB-Shop“ dabei, anspruchsvollere Kunden können maßgeschneiderte „Premium-Shops“ anmieten.
Enthalten sind dann das Weiterleiten aller Anfragen an den Shop-Betreiber, Bestellungen per Email, detaillierte Anfragestatistiken und das Anmelden des neuen Mieters bei mindestens fünf Suchmaschinen. Außerdem erwähnt NETZMARKT den Shop in seiner Email-Kundenzeitschrift „Cybernews“, die inzwischen von 58.000 Lesern abonniert wurde.
Von Computern, über Reisen, Bürobedarf, Lebensmittel und Musik-CDs bis hin zu Versicherungen findet der Besucher ein weitgefächertes Angebot an online bestellbaren Produkten und Dienstleistungen. Für Warenauswahl, Präsentation und Versandkonditionen ist jeder Shop selbst verantwortlich. Die Erfolge der verschiedenen Shops sind unterschiedlich, einzelne Unternehmen im Netzmarkt verzeichnen jährliche Steigerungsraten von bis zu 100 Prozent.

Mit dem ganzen Sortiment – Einzelhändler
Westfalia WerkzeugCo.

Seit 75 Jahren verkauft Westfalia Werkzeuge, Elektrobedarf und vieles mehr. Neben dem klassischen Warenhausgeschäft floriert der Versandhandel mit Bohrern, Rasenmähern oder Autozubehör. Seit dem Sommer 1996 bietet der Online-Shop Produkte aller Art auch im Internet an. Die Sparten umfassen dabei Werkzeug, Technik, Haushalt, Agrishop, Petzoo und Textil (Arbeits- und Zweckbekleidung). Von Anfang an setzte man bei Westfalia auf den Internet-Verkauf, das Stadium der „elektronischen Visitenkarte“ wurde gleich übersprungen. Engagierte Mitarbeiter sorgten für eine runde Service-Lösung und legten so den Grundstein für die erfolgreiche Internetpräsenz. Da das Westfalia-Sortiment zahlreiche deutsche Spezialitäten umfaßt, verzeichnete man schon früh Bestellungen aus dem Ausland. Besucher hatten ihre letzten Deutschkenntnisse zusammengerafft, um Werkzeuge zu bestellen, da es vergleichbare Angebote in ihrer Heimat nicht gab. Anfangs war man bei Westfalia etwas überrascht von diesen unerwarteten Globalisierungstendenzen.
Mit einem Budget von einer halben Million DM wird das Vollsortiment gepflegt. Die Zahl der monatlichen Visits liegt derzeit bei 40.000, der Umsatz wurde 1998 gegenüber dem Vorjahr um 300% gesteigert. Diese Zahl wurde bereits im Juni diesen Jahres erreicht.
Als nächstes Projekt plant Westfalia u.a.einen Spezialshop zum Gartenbereich mit Öffnung im Dezember 1999, sowie den Ausbau eines Kommunikationsforums, bei dem weniger die Produkte als der Service für Besucher im Vordergrund steht.

Zweitausendeins Verlag

Zweitausendeins gibt es „draußen“ schon seit 30 Jahren. Es ist ein nicht mehr ganz kleiner Verlag mit größtenteils exklusivem Angebot an Büchern und CDs. Bisher lag das Hauptgeschäft im traditionellen Versandhandel und im Verkauf in einer Handvoll Läden. Vor einiger Zeit entschloß man sich auch hier, den Zeichen der Zeit zu folgen und eine Filiale im Internet zu eröffnen. Eigentlich nichts besonderes, wäre da nicht die sofort auffallende optische Unterscheidung zu herkömmlichen Versendern und die offensichtlich dramatische Verbesserung des Lieferservices für Online-Besteller. Der Auftritt ist ebenso schlicht gehalten, wie das seit Jahrzenten verschickte „Merkheft“ mit dem Produktkatalog des Verlags. Nicht das Design steht im Vordergrund, sondern der liebevoll gestaltete Inhalt. Ausführliche Kommentare zu den einzelnen Büchern und CDs sind sind selbst manchmal schon literarische Kleinode.
Neben den im Merkheft aufgeführen Büchern und CDs findet der Interessent im Internet auch zusätzliche Restposten in Mini-Mengen. Außerdem kann er sofort sehen, ob das gewünschte Produkt gerade lieferbar ist. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber der klassischen Bestellung, die wegen der knapp bemessenen Auflagen oft recht lückenhaft beim Kunden ankommt. Die deutlichste Verbesserung offenbart sich jedoch, wenn der Postbote drei Tage nach der Onlinebestellung das ersehnte Paket bringt. Zweitausendeins-Stammkunden kalkulierten nämlich bisher eine durchschnittliche Zeitspanne von zwei Wochen zwischen Bestellung und Lieferung. Offensichtlich hat man beim Onlineshop eine gewaltige Verbesserung der Bestellvorgänge erreicht.
Passend zur Firmen-Philosophie von Zweitausendeins wird ein sehr humaner Umgang mit dem Kunden als auch mit den Mitarbeitern propagiert. So trägt der Link zur Email-Adresse des Verlags den Zusatz „Ihre Bestellungen kommen also bei Menschen an“. Laut der Aussage des Internet-Redakteurs Ralf Kessenich hat Zweitausendeins nur Bücher im Angebot, die die Macher selbst mögen. Vermutlich ist es der entspannten Weltsicht zuzuschreiben, daß harte Zahlen zu Besucherzahlen und Bestellungen im Internet noch nicht vorlagen, man gelobt jedoch Besserung.
Als nächstes Projekt von Zweitausendeins.de ist ein Kommunikationsforum für Interessierte an der Filmszene geplant. Vom Studenten der Filmwissenschaft bis zum Regisseur wird sich jeder über aktuelle Entwicklungen der Filmbranche informieren und austauschen können.

In der profitablen Nische – Spezialangebote
tie2buy.com

Wie der Name schon sagt, kann man hier Krawatten kaufen. Das Unternehmen wurde im Juli 1999 durch die beiden frischgebackenen Abiturienten Tim Rohrer und Andreas Lennartz gegründet. Die Besonderheit: der Kunde bestimmt den Preis selbst. Wunderbar, werden Sie sagen, Schlipse zum Sonderpreis! Ganz so einfach ist das allerdings dann doch nicht. Es gibt jeweils drei Aktionskrawatten, für die ein Preis vorgeschlagen werden kann. Das Angebot wird geprüft und tie2buy.com setzt sich dann zum „Feilschen“ mit dem Kunden in Verbindung. Bei dem Preisvorschlag sollte der Bieter sich an einen vorgegebenen Preis orientieren, der für die drei Aktionskrawatten zwischen DM 29,90 und 59,90 liegt. „Die meisten Kunden beziehen die Aktionskrawatten tatsächlich unter dem üblichen Preislevel, kaufen aber nebenher noch ein bis zwei „normale“ Binder. Daher ist es für uns auch kein Problem einen Preis auch mal nah an der Schmerzgrenze zu akzeptieren“, so Unternehmensleiter Tim Rohrer.
Im ersten Monat wurden ca. 2400 Pageviews und 300 Visits registriert. Nach einer Veröffentlichung der Aktion „Der Kunde macht den Preis“ bei Com-Online und in anderen Medien hat sich die Zahl der Besucher innerhalb eines Monats vervierfacht, im dritten Monat wurden schon 4000 Visits erreicht.
Derzeit besteht ein Krawattenangebot von 72 Modellen, außer den drei Aktionskrawatten jedoch alle zu Festpreisen. Daneben kann man noch seidene Damen-Halstücher bestellen. Die Ware wird versandkostenfrei in EU Länder und die Schweiz verschickt und kann innerhalb von 10 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückgegeben werden. Der Service und die Online-Bestellung sollen in Kürze noch benutzerfreundlicher gestaltet und weiter verbessert werden. Das Angebot von derzeit 72 Krawatten soll aufgrund der steigenden Bekanntheit ebenfalls stark erweitert werden. Neben der seit Februar bestehenden Plattform leselupe.de ist tie2buy.com schon das zweite Projekt des Abiturienten-Duos.

Zahbo

Zahbo ist ein Pilotprojekt der Hamburger Unternehmen Absolute Software und HomeDepot und entstand im Juli 1999. „Alle ein bis zwei Monate eine neue Zahnbürste.“ – diese Aussage von führenden Zahnärzten ist das Motto der Firma. Der zahnpflegefreudige Kunde kann bei Zahbo ein Abonnement von zwölf Zahnbürsten bestellen, das ihn je nach gewählter Ausführung 36,- bis 150,- DM kostet, zuzüglich 12,- DM Versandkosten. Im selbstgewählten Abstand bekommt er seine neue Zahnbürste dann per Post ins Haus geliefert. Als besonderes Bonbon schickt zahbo.de auf Wunsch zum nächsten Termin jeweils eine Überraschungs-Zahnbürste.
Zugegebenermaßen ein exotisches Angebot. Wie kommt man auf so etwas? Geschäftsführer Fabian Diering hatte die Idee der Zahnbürste per Abo, als er sich beim Zähneputzen wieder einmal darüber ärgerte, daß er die neue Zahnbürste beim Einkauf vergessen hatte. Kann man denn damit nennenswerte Umsätze generieren? Man kann. „Zahnbürsten sind ein preiswertes Produkt. Hier knauserig zu sein bedeutet, an der falschen Stelle zu sparen. Zähne wachsen schließlich nicht nach, und Zahnschmerzen werden von den meisten Menschen zu den unangenehmsten Qualen gezählt“, stellt der Geschäftsführer Fabian Diering fest und begründet so den wachsenden Zuspruch der Kunden.
Die Entwicklungs- und Unterhaltungskosten des Shops sind mit ca. 6.500 DM recht gering gehalten. Die monatlichen Pageviews derzeit sind gut fünfstellig, die Zahl der Visits liegen im oberen dreistelligen Bereich. Unter namhaften Zahnbürsten-Produkten von Dr. Best Milchzahn bis Oral B kann der Kunde auswählen. Die nächsten Planungen der Hamburger sind ein 3D-Warenkorb, eine Sortimenterweiterung und Cybergeld. Außerdem stehen Kooperationen mit anderen Sites, wie z.B. WebMiles, auf dem Programm.

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