In der Unternehmens-IT ist Wertschöpfung angesagt

In mittlerweile jeder Branche steigt zurzeit der Wettbewerbsdruck. Auch die IT der Unternehmen ist davon betroffen. IT-Kosten werden immer mehr im Verhältnis zum geschaffenen Wertbeitrag gesehen. Um dieser Anforderung nachzukommen, muss sich die IT auf die umfassende Unterstützung der Kernkompetenzen des Unternehmens konzentrieren, und sich vom operativen IT-Geschäft Stück für Stück verabschieden.

Um ihre Wettbewerbsvorteile halten oder ausbauen zu können, sind Unternehmen fast aller Branchen durch die Herausforderungen im Umgang mit neuen Technologien und ihren Möglichkeiten verstärkt auf ihre Informationstechnologie (IT) angewiesen. Business-Software und Hardware automatisieren nicht mehr nur Büroroutinen und Geschäftsprozesse, sondern sind zunehmend auch umsatzrelevant als Teil von Geschäftsmodellen und Produkten. Heute ist die IT in Unternehmen von strategischer Bedeutung und ein kritischer Wachstumsfaktor, beispielsweise bei einer Post-Merger-Integration von fusionierten Unternehmen oder bei internationalen Expansionsvorhaben. IT muss im Unternehmen daher zunehmend professionell gesteuert werden und sich entlang der steigenden Anforderungen weiterentwickeln.
Mit zunehmendem Einsatz von IT steigen aber auch ihre Kosten und ihre Komplexität. 2006 wachsen nach Analysen der GartnerGroup die IT-Ausgaben in der Telekommunikation um 8,5 Prozent, in Logistik-Unternehmen um 6,5 Prozent und auch im produzierenden Gewerbe um 6,1 Prozent (Gartner Studie 2006).
In Unternehmen schätzen allerdings die Geschäftsbereiche als interne Kunden der IT deren Leistungsfähigkeit nicht immer positiv ein. So wird IT in der „Growth Excellence“-Studie 2006, veröffentlicht von A.T. Kearney und dem Handelsblatt, als eine der Top 5-Wachstumsbarrieren für Unternehmen bewertet. Verantwortlich dafür sind: inkonsistente Daten, geringe Unterstützung des (Kern-) Geschäfts und wenig Transparenz über intern verrechnete IT-Kosten sowie den Wertbeitrag der IT.

Die IT als Business-Partner mit Beratungskompetenz

Damit die IT einen echten Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg liefern kann, muss die IT noch wesentlich stärker Verständnis für die Anforderungen aus den Kernbereichen des Unternehmens entwickeln. In Zukunft wird es nicht mehr ausreichen, dass die IT-Abteilung lediglich die Wünsche der Fachbereiche erfüllt. Sie muss ihre spezifische, strategische Rolle im Unternehmen und der Branche verstehen, um das Unternehmen sowohl beim strategischen Einsatz der IT als auch im operativen IT-Betrieb optimal beraten zu können. Know-how bezüglich Produkten, Kundenstruktur und Vertriebskanälen sind genauso unerlässlich wie die detaillierte Kenntnis von mittel- und langfristig geplanten Veränderungen der Geschäftsprozesse sowie Trends auf den Zielmärkten der Geschäftsbereiche.
Um der klassischen Pauschalverurteilungen „zu alt, zu langsam und zu teuer“ nachhaltig entgegen zu wirken, sollte die IT beispielsweise die Fachabteilungen proaktiv bei der Einführung neuer Technologien beraten und gemeinsam Business Cases erstellen, die den Wertbeitrag neuer Technologien für das Business greifbar und nachprüfbar machen.

IT-Spezialisten mit Branchenkenntnissen gesucht

Um diesen neuen koordinierenden Aufgaben zwischen IT und den Geschäftsbereichen nachzukommen, stehen für die IT-Abteilungen in deutschen Industrieunternehmen signifikante Veränderungen ins Haus. Dabei deuten die Zeichen nicht immer nur auf Job-Abbau. Im Gegenteil: Für die intensive Beratung und Betreuung des Business werden nach eine A.T. Kearney Studie rund 25.000 neue Arbeitsplätze für IT-Fachkräfte mit branchenspezifischem oder BWL-Know-how bis 2011 zusätzlich geschaffen. Ihre Hauptaufgabe wird es sein, als Berater und Mittler zwischen den Fachbereichen im Unternehmen und der IT zu agieren. So dringend diese Mittler gebraucht werden, so knapp sind sie auch: In Deutschland werden zu wenige Fachkräfte dieser Art ausgebildet, die diesen Anforderungen entsprechen, so dass sich ein immenser Bedarf von etwa 18.000 Mitarbeitern abzeichnet. Um diese Lücke zu füllen, werden zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen notwendig, die jedoch sehr zeit- und kostenintensiv sind. Aber nur so können die Mitarbeiter den hohen Anforderungen an betriebswirtschaftliche und auch IT-Kenntnissen gerecht werden.

Intelligentes Outsourcing von IT-Umsetzung, Betrieb und Wartung

In den Bereichen Umsetzung, Betrieb und Wartung heißt der Trend: weniger Konzentration auf Technik und eine Reduktion der Wertschöpfungstiefe. Immer mehr IT-Dienstleister stehen bereit: Die Anzahl der Anbieter der Top 100 Deals hat sich in den letzten drei Jahren fast verdoppelt. Dank ihrer globalen Präsenz und dem Zugang zu Niedriglohnstandorten können sie äußerst günstige Konditionen für das Outsoucing dieser Standard-Aufgaben anbieten.
Nicht alle Outsourcing-Projekte sind aber zwangsläufig erfolgreich. Wer allzu leichtfertig Aufgaben und Probleme auslagert, erhält schnell die Quittung: schlechter Service und zeitraubende Auseinandersetzungen über Servicequalität. Mehr als die Hälfte der Deals mussten so in den letzten Jahren vor Vertragsende angepasst werden.
Der Trend geht ganz eindeutig zu „intelligentem“ Outsourcing: Für jede Aufgabe (wie etwa Desktop Management, Infrastruktur-Services, Applikationshosting und -wartung) wird jeweils derjenige Anbieter ausgewählt, der in punkto Kosten und Servicequalität hervorsticht. Die präzise Definition von Qualitätsstandards und die scharfe Abgrenzung von Leistungsumfang ist hier Grundvoraussetzung für erfolgreiches Outsourcing. Doch auch damit haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf: Aktuellen Umfragen zufolge ist regelmäßiges Monitoring von Service Level Agreements (SLA) bei 20 Prozent der Unternehmen noch immer nicht etabliert.
Das zeitnahe Messen der eingekauften Leistungen über SLAs und die Möglichkeit des sofortigen Reagierens bei Qualitätsproblemen erhöht nicht nur das Vertrauen der IT in ihre Dienstleister, sondern auch das Vertrauen der Fachabteilungen des Kerngeschäfts in die IT.

Wachstumstreiber IT

Neben dem Fokus auf kurzfristige Leistungsoptimierung gilt es, die Nachhaltigkeit der IT und ihrer Management-Methoden sicherzustellen.
A.T. Kearney hat dazu ein vierstufiges Exzellenz-Modell für die vollständige Abbildung des IT-Managements im Unternehmen entwickelt. Es beschreibt die Evolution der IT im Unternehmen: von der einfachen Kostenstelle auf Stufe 1 über den zusätzlichen Fokus auf Kostensenkung durch Standardisierung (Stufe 2) bis hin zum Fokus auf das Kerngeschäft (Stufe 3) und Aufstellung als Business-Partner auf der vierten Stufe. Auf dieser letzten Stufe hat die IT einen Status erreicht, in der sie gemeinsam mit den Geschäftsbereichen direkt zum unternehmerischen Wachstum beiträgt.
Befindet sich ein Unternehmen auf einer der ersten beiden Stufen, ist dringender Handlungsbedarf geboten. Ab Stufe 3 liegt der Fokus des IT-Managements auf dem Nutzen für das Kerngeschäft des Unternehmens: zusätzlich zu optimalen IT-Kosten gilt es, durch Automatisierung von Prozessen und Entscheidungsunterstützung den ungleich wichtigeren Kostenblock der Geschäftsprozesskosten zu optimieren oder einen positiven Umsatzeffekt durch Unterstützung bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder zu erzielen. Erst wenn diese Stufe erreicht ist und der Managementfokus der IT sich auf die Kernbereiche des Unternehmens richtet, kann die IT im Unternehmen messbaren Mehrwert stiften und somit als Wachstumstreiber agieren.

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