Arbeitgeber können die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter minutengenau erfassen, oder sie bringen das Vertrauen auf und überlassen den Mitarbeitern die Kontrolle darüber. In so einem Fall spricht man von einer Vertrauensarbeitszeit. Hierbei wird die Kernarbeitszeit meist nicht festgelegt, aber durchaus ein Zeitrahmen geschaffen. Die geleistete Arbeitszeit wird nicht offiziell erfasst. Dennoch muss die tarifliche und gesetzliche Arbeitszeit eingehalten werden.
Umsetzung der Vertrauensarbeitszeit
Wie genau man die Vertrauensarbeitszeit umsetzen möchte, hängt von der Entscheidung der Unternehmen ab. Grundsätzlich gilt, dass die vertragliche Arbeitszeit zwar einzuhalten ist, aber nicht minutengenau erfasst wird. Dadurch wird eine flexiblere Arbeitszeiteinteilung ermöglicht. Der Arbeitnehmer muss jedoch seine Stunden selbst aufzeichnen, insofern sie das vereinbarte Maximum überschreiten, um seine Überstunden geltend zu machen. Die Vertrauensarbeitszeit ist aber nicht in jedem Berufen sinnvoll, da einige Branchen wie der Einzelhandel oder medizinische Berufe festgeschriebene Präsenzzeiten erfordern. Hingegen kann bei projektbasierten Tätigkeiten die Arbeit auch außerhalb üblicher Arbeitszeiten erfolgen.
Flexibilität wird immer wichtiger
Den Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten hat vor allem die junge Generation. Der Trend kommt daher nicht von ungefähr und auch Experten sind sich einig, dass die Vertrauensarbeitszeit in Zukunft durchaus interessanter für Arbeitnehmer wird. Zum einen liegt es daran, dass die Arbeitnehmer ihre Arbeitszeiten selbst steuern möchten und zweitens immer mehr Tätigkeiten mobiler ausgeführt werden können. Für den Arbeitgeber ist das allerdings kein leichter Prozess. Mit Widerständen und Problemen ist bei der Umsetzung durchaus zu rechnen. Interessanterweise zeigen Umfragen innerhalb der Belegschaft aber auch, dass eine minutiöse Zeiterfassung durchaus bevorzugt wird. Der Grund ist, dass Arbeitnehmer sich mit einem gefüllten Überstundenkonto durchaus wohler fühlen.
Pro der Vertrauensarbeitszeit
Wer denkt, dass man in der Vertrauensarbeitszeit weniger arbeiten und mehr Freizeit genießen kann, liegt falsch. Tatsächlich gibt es Arbeitnehmern aber ein gutes Gefühl, wenn sie ihre Arbeitszeit selbst managen können. Die Termingestaltung wird dadurch wesentlich flexibler, was die Work-Life-Balance positiv beeinflussen kann. Das entgegenkommende Vertrauen seitens des Arbeitgebers kann zudem die Motivation der Mitarbeiter erheblich pushen. Auch kann mit der Vertrauensarbeitszeit erreicht werden, dass Arbeitnehmer keine unnötige Zeit absitzen, in denen es nichts zu tun gibt.
Bei der Vertrauensarbeitszeit entfällt zudem für beide Seiten die minutengenaue Zeiterfassung. Überschreitet der Arbeitstag jedoch mehr als 8 Stunden, so müssen die Überstunden wiederum aufgezeichnet werden. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist, dass sich die Arbeitsqualität deutlich verbessern kann. Statt den Mitarbeiter an der gearbeiteten Zeit zu messen, kann er hingegen an der abgelieferten Qualität gemessen werden. Dies lohnt sich vor allem bei projektbasierten Tätigkeiten. Wer seine Arbeit schnell und gut erledigt, muss danach kein schlechtes Gewissen haben, wenn er seine Freizeit genießt.
Contra der Vertrauensarbeitszeit
Ein großes Contra der Vertrauensarbeitszeit kann es sein, dass der Mitarbeiter beginnt sich selbst auszubeuten. Besonders bei Projekten mit Deadlines kann es dazu führen, dass der Mitarbeiter viel länger als geplant arbeiten muss, um seine Deadline einzuhalten. Überstunden könnten dann schnell unter den Tisch fallen.
Die Vertrauensarbeitszeit kann ebenfalls dazu führen, dass sich der Mitarbeiter in ständiger Erreichbarkeit fühlt und nicht von der Arbeit abschaltet. Das liegt daran, dass die Chefs und auch die Kollegen in dem Moment nicht wissen, oder der Mitarbeiter derzeit arbeitet oder seine Freizeit genießt. Besonders Chefs haben dann oft das Gefühl und die Meinung, dass ihre Mitarbeiter ständig erreichbar sein müssten und setzen diese Gewohnheit irgendwann voraus.