Avaloq-Umfrage beleuchtet Verhalten wohlhabender deutscher Anleger im internationalen Vergleich

Avaloq, ein international führendes Unternehmen im Bereich digitaler Banking-Lösungen, hat eine große Umfrage unter Anlegern in zehn Ländern Europas und Asiens durchgeführt. Einige interessante Erkenntnisse aus deutscher Sicht: Für wohlhabende deutsche Investoren spielt eine professionelle Vermögensberatung derzeit noch eine geringere Rolle als beispielsweise für Anleger in der Schweiz – wenngleich viele in Zukunft für professionelle Unterstützung offen wären. Anders ausgedrückt: Im deutschen Vermögensberatungsmarkt gibt es noch beträchtliches Wachstumspotenzial. Zugleich legen deutsche Anleger großen Wert auf Portfolios mit ausgewogenem Risiko – während etwa chinesische Investoren eine viel höhere Risikobereitschaft aufweisen. Dennoch: Die Affinität für Kryptowährungen ist in Europa nirgendwo ausgeprägter als in Deutschland.

Wohlhabende Klienten und (U)HNWIs aus zehn Ländern in Europa und Asien

Die Avaloq-Studie „Why do people invest?“ hat die Einstellung von Investoren in zehn verschiedenen Märkten verglichen: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Vereinigtes Königreich, China, Hongkong, Singapur, Japan, Indien und Australien. Im Mai 2021 wurden dafür die Kunden von Banken und Vermögensverwaltern befragt – sowohl wohlhabende Klienten aus dem Affluent-Segment als auch High-Net-Worth (HNWI) und Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWI).

9% nutzen Vermögensberatung und 23% können es sich vorstellen

Unter den deutschen Anlegern geben 75% der Befragten an, ihre Investments selbst zu managen. Nur 9% nehmen aktuell die Unterstützung durch einen Finanzberater in Anspruch. Gleichzeitig beabsichtigen aber auch 23% der deutschen Investoren, in Zukunft durchaus auf professionelle Unterstützung zurückzugreifen. Während es im deutschen Markt also noch Entwicklungspotenzial gibt, ist etwa der Schweizer Markt schon weit reifer. Hier ist der Anteil der Kunden, die sich bereits von einem Finanzplaner beraten lassen, doppelt so hoch: Er liegt bei 18%. Entsprechend geben nur 10% der befragten Schweizer Investoren an, zumindest in Zukunft auf einen Finanzplaner bauen zu wollen.

Bevorzugte Anlageklassen – Krypto ist im Kommen

Die von den deutschen Investoren meistgenannten Anlageklassen sind: Immobilien (57%), börsennotierte Aktien (46%), Kryptowährungen (45%), ETFs (41%), Anlagefonds (39%), Rohstoffe (30%), Devisen (26%) sowie Anleihen (25%). Besonders aufschlussreich ist hier der Vergleich der internationalen Beliebtheit von Kryptowährungen. Denn Deutschland liegt mit Nennungen von 45% der Befragten sehr weit vorn – knapp auf dem zweiten Platz hinter Indien mit 49%. In Europa jedenfalls spielen Kryptowährungen nirgendwo eine größere Rolle als in Deutschland. So geben in Frankreich nur 33% der Befragten an, von dieser Anlagemöglichkeit Gebrauch zu machen, in der Schweiz sind es 25% und im Vereinigten Königreich deren 23%. Schlusslicht bei Investments in Kryptowährungen ist Japan, wo nur 11% bereit sind, Krypto-Anlagechancen zu ergreifen.

Robo Advisory und Crowdfunding-Plattformen

17% der deutschen Anleger nutzen bereits die Anlageoptionen, die ihnen die digitale Robo Advisory eröffnet. In den anderen europäischen Ländern ist dieser Anteil niedriger: 14% in UK, 10% in Frankreich, 8% in der Schweiz. Auch Märkte wie Japan (13%) und Australien (12%) liegen im internationalen Vergleich hinter Deutschland. Klarer Spitzenreiter in Sachen Robo-Advisory-Adoption ist allerdings China mit Nennungen von 52% der befragten Anleger. Darauf folgt bereits mit einigem Abstand Hongkong mit 36%. Auch bei Investments über Crowdfunding-Plattformen erweisen sich deutsche Anleger als vergleichsweise fortschrittlich. Immerhin 23% von ihnen nutzen diese Möglichkeit bereits – vergleichbar mit den Zahlen aus Märkten wie China (25%) und Frankreich (24%). In Sachen Crowdfunding zeigt sich Hongkong mit 42% als Spitzenreiter, dicht gefolgt von Indien, wo diese Investmentoption für 40% der Befragten relevant ist.

Die grundlegenden Motivatoren für die Anlagetätigkeit

Befragt nach den prinzipiellen Gründen, warum sie ihr Kapital überhaupt anlegen, gibt es unter deutschen Investoren eine dominierende Motivation: 63% nennen ihre Altersvorsorge als Grund. Ein Drittel möchte so auch Kosten für die zukünftige persönliche medizinische Versorgung erwirtschaften, und bei einem Viertel gelten die Investments zudem eigenen unternehmerischen Aktivitäten. 46% investieren, um Immobilieneigentum zu schaffen, 24%, um sich an anderen Unternehmen zu beteiligen. Aus familiärer Perspektive betrachtet, möchten 24% durch ihre Anlagen die Kosten für die ältere Generation abdecken (medizinische Versorgung und Unterbringung sind hier ausgenommen), und 36% die Kosten für die jüngere Generation (ohne Ausgaben für Bildung).

Der Zusammenhang zwischen Risikoaffinität und Anlagewissen

Als Datenquellen dienten der Studie neben den Umfragen unter Anlegern auch anonymisierte Daten aus den Vermögensverwaltungssystemen, die bei Banken und Wealth Managern – den Kunden von Avaloq – im Einsatz sind. Hier trat ein interessanter Zusammenhang zutage: zwischen der Risikobereitschaft von Anlegern und ihrer Selbsteinschätzung, was ihr Investment-Wissen betrifft. Anleger, die glauben, ihr eigenes Wissen sei rudimentär, bevorzugen ein ausgewogenes Portfolio mit einem insgesamt ausgeglichenen Risikoprofil. Wenn Anleger den Anfängerstatus nach eigener Einschätzung verlassen haben und über ein gewisses Anlage-Know-how verfügen, sinkt die Risikobereitschaft deutlich. Solche Investoren legen dann sehr viel Wert auf sichere Anlagen. Dies ändert sich allerdings nochmals, wenn die Erfahrung und das Investment-Know-how weiter steigen: Die ausgesprochenen Investment-Experten zeigen unter allen Anlegergruppen die größte Risikoaffinität. In Deutschland hat die Umfrage zudem ergeben, dass 14% der Anleger äußerst konservativ vorgehen und 25% einen gemäßigt konservativen Ansatz wählen. Die relative Mehrheit von 45% der deutschen Anleger bevorzugt ein ausgeglichenes Risiko, während 16% eine gemäßigt aggressive und 1% eine äußerst aggressive Anlagestrategie verfolgen. Unter allen untersuchten Märkten ist der chinesische der einzige, in dem aggressivere Investmentstrategien die beliebtesten sind: Hier entscheiden sich 42% der Befragten für den recht aggressiven Ansatz, gefolgt von nur 36%, die ein Portfolio mit ausgeglichenem Risiko möchten.

Fazit: Den eigenen Markt und die Motivation der Anleger verstehen

Die Avaloq-Studie unterstreicht, dass Menschen aus einer Vielzahl von Gründen investieren, von eher allgemeinen und langfristigen (wie etwa dem Alterseinkommen) bis hin zu spezifischeren und potenziell unerwarteten (z.B. Kosten für die künftige Gesundheitsversorgung). Für Finanzinstitute ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Plattformen zu nutzen, die Kunden bei ihren sehr individuellen Zielen unterstützen. Auf einer aggregierten Ebene kann das Verständnis für die gemeinsamen Motivatoren der Kunden einer Organisation auch dabei helfen, in einem spezifischen Markt Produktangebote oder Beratungsprozesse zu schaffen, die stärker lokalisiert und damit relevanter sind. Gerade in Märkten wie Deutschland, China und Hongkong sind Anleger beispielsweise der Ansicht, dass eine Finanzberatung sie zwar leiten und unterstützen, nicht aber für sie entscheiden sollte. Deutsche Anleger wollen von ihrem Berater überzeugt werden.

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