Amazon sperrt China Händler und Produkte. Aukey nur der Anfang?

Als Technik affiner Shopper fällt man natürlich nicht auf die vielen tausenden lobenden (gekauften) Bewertungen von bestimmten Produkten, die auf Amazon feil geboten werden herein. Aber diejenigen, die sich jetzt nicht so mit gezieltem Bewertungsmarketing auskennen, die gehören zur Zielgruppe der tausenden von China Händlern die beim größten eCommerce Vertreter unterwegs sind. Ob Powerbank, Wasserflasche, Spielzeug oder andere Waren des täglichen Bedarfs, meist stammen die Produkte aus China. Analysten von Marketplace Pulse haben geschätzt, dass der Anteil chinesischer Händler im Januar diesen Jahres 75 Prozent der neuen Verkäufer bei Amazon ausmachte, im Vergleich zu 47 Prozent im Jahr zuvor.

Das Resultat sind meist minderwertige Produkte (mit wenigen Ausnahmen) mit tausenden von positiven Bewertungen. Der Großteil der Käufer kann halt nicht unterscheiden oder stört sich daran nicht. Aber mal nachgedacht: Welcher normale eCommerce Shopper einer Powerbank macht im Anschluss nach dem Kauf eine positive Bewertung inklusive Fotos und Videos von dem Produkt. Das ist schon sehr verdächtig und sollte den Kaufinteressenten zum Nachdenken anregen. Lieber nicht die fünf Sterne Bewertungen lesen, sondern sich mal durch 1-2 Sterne Bewertungen klicken, denn da finden sich meist die wahren Produkteinschätzungen. Uns selbst wurde vor längerer Zeit nach dem Kauf einer (Chinaschrott) Actioncam der Marke Apeman sowie einer negativen Produkt-Bewertung angeboten, die Kamera für eine Löschung der Bewertung umsonst zu erhalten.

Chinesische Verkäufer versuchen nicht nur auf Amazon die Kunden mit ihrer Verkaufstaktik (minderwertige Produkte und geschönte Bewertungen) zu überzeugen, sondern auch auf eBay, Wish, Shopee und Alibabas AliExpress. Der Boom ist zum Teil eine Folge des intensiven inländischen Wettbewerbs in Chinas Online-Einzelhandelswelt, der Händler dazu zwingt, neue Märkte zu suchen. Doch nun scheint das als „Dropshipping“ bekannte Verkaufsverfahren vorbei zu sein. Laut Marketplace Pulse hat Amazon anscheinend elf Konten, die aus dem Großraum China stammen gesperrt. Bekannteste Vertreter sind aktuell die Label Aukey oder Mpower, Händler für meist doch annehmbare Elektro Artikel. Aufgrund eines angeblichen Lecks einer Datenbank mit Kommunikationsprotokollen zwischen Händlern und Kunden (Rezensenten) wurde unter anderem bestätigt das mehrere in China ansässige Firmen Bewertungen gekauft haben oder Produkte kostenlos gegen positive Bewertungen abgaben.

Bekannt ist es auch, das mehrere Konten zu denselben Mutterfirmen gehören, da es für große Verkäufer, also solche mit mehr als einer Million Dollar Jahresumsatz, normal ist, mehrere Marken auf Amazon zu betreiben, um den Absatz zu optimieren. Gegenüber dem Magazin TechCrunch äußerte sich Amazon und merkte an das es „seit langem bestehende Richtlinien zum Schutz der Integrität der Stores gibt, einschließlich Produktauthentizität, echte Bewertungen und Produkte, die die Erwartungen unserer Kunden erfüllen.“ Demnach werde Amazon nun schnell gegen diejenigen vorgehen, die gegen diese Richtlinien verstoßen, einschließlich der Suspendierung oder des Entzugs von Verkaufsrechten.

Laut TechCrunch sind die chinesischen Händler aufgeschreckt. Innerhalb von WeChat-Gruppen, in denen sich normalerweise Hunderte von Verkäufern über Geschäftsstrategien austauschen, herrscht Unruhe und der Konsens, dass die betroffenen Verkäufer mit ihren fragwürdigen Praktiken auf der Plattform „die Grenze überschritten“ haben. Der Wettbewerb unter den chinesischen Händlern ist massiv und viele wissen sich nicht anders zu helfen und setzen auf Black-Hat-Taktiken, die scheinbar im chinesischen E-Commerce üblich sind, um Erfolg bei Amazon zu generieren.

So würden Rezensionen manipuliert, da das Ranking von Amazon sich unter anderem nach der Anzahl der positiven Rezensionen auswirkt. Dies geschieht über geschenkte Produkte aber auch bezahlte Bewertungen oder über „Zombie Bewertungen“, die über so genannte „Produktbewertungsdienste“ technisch realisiert werde. So würden echte Konten simuliert unter anderem mittels IP-Proxys, virtuelle Kreditkarten, Adressen in Übersee. Versucht wird auch die Kunden weg von Amazon zu ihren eigenen Dropshipping Shopify Shops zu lotsen, in denen sie die Regeln selbst schreiben können unabhängig von Amazon.

Für die Kunden ist das alles ein Lichtblick. Endlich bekommt man vielleicht die „echt“ bewertete Ware mit der richtigen Qualität (auch gerne aus China) und nicht irgendeinen technisch nicht ausgereiften Elektro-Plastik Schrott.

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