Drahtlose Breitbandzugänge – eine ernstzunehmende Alternative zu DSL?

Breitbandzugang zum Internet – in Deutschland wird dabei häufig ausschließlich an DSL (Digital Subscriber Line) gedacht, eine im wesentlichen von der Deutschen Telekom vermarktete Technik. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern spielen alternative Zugangstechnologien wie die Nutzung des Fernsehkabel-Netzes, Powerline über das Stromverteilnetz oder funkgestützte Zugänge kaum eine Rolle – noch nicht?

Update
Dieser Artikel wurde am 6.6.2006 inhaltlich aktualisiert.

Breitbanddurchdringung in Deutschland steigt

Bei den meisten Anwendern in Deutschland ist Breitbandzugang zum Internet ein Synonym für DSL (Digital Subscriber Line), eine im wesentlichen von der Deutschen Telekom vermarkteten Technik. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wird der deutsche Breitbandmarkt von DSL dominiert. Alternative Zugangstechnologien wie z.B. die Nutzung des Fernsehkabel-Netzes, Powerline über das Stromverteilnetz und funkgestützte Zugänge spielen bis heute kaum eine Rolle.

Die im europäischen und internationalen Vergleich trotz steigender Wachstumsraten nach wie vor geringe Penetration mit Breitbandzugängen von ca. 20 % der Haushalte ist unter anderem auf die schwache Wettbewerbssituation zurück zu führen. Im erweiterten Europa haben nur Polen und Zypern eine schwächere Wettbewerbssituation in diesem Marktsegment. Die Vielzahl der heutigen Anbieter von Breitbandzugängen sind bei näherer Betrachtung Wiederverkäufer für die Deutsche Telekom. Diese Situation ist eigentlich nicht verwunderlich, da DSL in den verschiedenen Ausprägungen (synchron oder asynchron, ADSL, SDSL, VDSL, xDSL) die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) als physischen Zugang zum Kunden nutzt und gleichzeitig ca. 97 % der Teilnehmeranschlussleitungen der Deutschen Telekom gehören. Internationale Vergleiche legen den Schluss nahe, dass Penetrations- und Nutzungsraten bei stärkerem Infrastrukturwettbewerb ebenfalls höher sind.

Die Situation befindet sich aber in einem Änderungsprozess, da die alternativen Festnetzanbieter (u.a. Arcor, Colt, Citycarrier) verstärkt selber mit DSL-Angeboten über ihr eigenes Netz auf dem Markt auftreten. Dies erfolgt aufgrund der erforderlichen Bau- und Erschließungskosten natürlich nur mit mäßiger Geschwindigkeit. Die Kabelnetzbetreiber haben ihre Netzinfrastruktur so weit aufgerüstet, dass auch DSL-ähnliche Breitbandprodukte und Sprache möglich sind. Einige Netzbetreiber wie z.B. Netcologne treiben den eigenen Aufbau von Glasfaser-Anschlussnetzen mit Bandbreiten bis 100 MBit/s. bis zum Hausanschluss voran. Es wird sich also in den nächsten Jahren einiges im Wettbewerbsumfeld ändern.

Breitbandzugänge auf Funkbasis

Neben den drahtgebundenen Breitbandzugängen gibt es die Funktechnologien. Mobilfunk nach GSM-Standard (z.B. mittels GPRS) kommt ebenso in Betracht wie UMTS. Diese Alternativen bieten aber eine deutlich niedrigere Downloadgeschwindigkeit (derzeit z.B. 384 kBit/s., später standortabhängig vielleicht bis zu 4 MBit/s.) als leitungsgebundene Technologien (derzeit bis 6 MBit/s. in Zukunft biss 100 MBit/s) und sind gleichzeitig teuerer. Die Mobilfunksysteme sind aufgrund ihrer Architektur nicht immer optimal für die Datenübertragung geeignet. Bei UMTS sind die Bandbreiten von den Einsatzbedingungen, der Geschwindigkeit und der Entfernung von der Basisstation abhängig. In ländlichen Gegenden, in denen auch die DSL-Infrastruktur noch nicht ausgebaut ist, findet man häufig auch Lücken in der UMTS-Versorgung.

Ähnliche Probleme wie Mobilfunk-gestützte Internetzugänge bringt auch die Nutzung von Satelliten. Allerdings hat der Satellit den Vorteil, dass die Bandbreiten nicht Standort-abhängig sind und die Versorgung grundsätzlich in der gesamten Fläche gegeben ist. Die über lange Zeit bestehende Restriktion im Rückkanal, d.h. für den Upload zum Satelliten, ist mittlerweile gelöst. Trotzdem bedeuten die im Verhältnis niedrige Bandbreite und die höheren Kosten für die Nutzung faktisch eine Einschränkung auf bestimmte Zielgruppen und spezielle Anwendungsbereiche .

Im Umfeld der Funksysteme gibt es weitere konkurrierende Systeme für einen Breitbandzugang. Vor einigen Jahren war WLAN (Wireless Local Area Network) ein hoch gehandeltes In-Thema und eine Reihe von Anbietern, allen voran die Mobilfunknetzbetreiber selber, haben sich bei der Gewinnung von häufig frequentierten Plätzen (Hotels, Flughäfen, Bahnhöfe, Messegelände und Innenstadtlagen) überboten.

WLAN bietet den Vorteil, dass mittlerweile viele Laptops und eine Reihe von Smart Phones mit WLAN-Chipsets ausgestattet sind, so dass ein potenzieller Nutzer kein separates Modem mehr braucht. Die Reichweite der WLAN-Hotspots ist mit Radien von kaum 100 m sehr gering und bislang ist die Kundenakzeptanz nicht so hoch wie ursprünglich erwartet, gleichzeitig fehlen attraktiven Diensten. In einigen Ballungsgebieten (z.B. in der Schweiz) sollen jetzt aber flächendeckende Netze aufgebaut werden. Zudem besetzt WLAN Nischenmärkte in den Bereichen der Inhouse-Versorgung, z.B. in Hotels und Krankenhäuser aber auch an von Touristen an häufig besuchten Plätzen.

Auf höhere Reichweiten bringen es die Technologien auf der Basis UMTS-TDD und WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access). Mit beiden Funktechnologien lassen sich Zellen mit Radien im Bereich von 2 – 7 km, theoretisch sogar bis zu 50 km, aufbauen. Es handelt sich um komplexe Funksysteme, die grundsätzlich mit den in Mobilfunknetzen eingesetzten Technologien vergleichbar sind.

Verschiedene Zellen nach dem UMTS-TDD Standard befinden sich bereits seit einiger Zeit im operativen Lifebetrieb (z.B. in Stuttgart, Berlin, aber auch in kleineren Städten wie z.B. Bensberg bei Köln). Auch international werden UMTS-TDD Netze aufgebaut oder bereits betrieben. So hat z.B. T-Mobile dies vor einiger Zeit für Tschechien verkündet. WiMAX-Netze sind in Deutschland noch Testnetze (z.B. Kaiserslautern, Heidelberg, Rheinbach, Sankt Augustin), die teilweise bereits wieder abgebaut werden. Ein kommerzielles Angebot benötigt die Erteilung von Lizenzen durch die Bundesnetzagentur, die nicht vor Ende 2006 zu erwarten sind. International wird intensiv am Aufbau der Netze gearbeitet, z.B. in Österreich, Frankreich, Russland. Gerade in Russland wird die Versorgung der wichtigen Wirtschaftsräume mit WiMAX vorangetrieben, da auf diesem Wege schneller eine Versorgung mit Breitbandzugängen möglich ist als über den Ausbau der leitungsgebundenen Infrastruktur.

Für geschlossene Nutzergruppen wie z.B. Polizei, Feuerwehr, Industrieunternehmen und Versorgungsunternehmen gibt es mit Tetra einen internationalen Standard der auch für den digitalen Datenfunk geeignet ist und auf einem digitalem Funksystem basiert. Aufgrund der spezifischen Anforderungen ist ein Tetra-Netz eher als technologisches Nachfolgesystem für den analogen Betriebsfunk zu sehen und nicht als Lösung für die Individualkommunikation.

Den bisher beschriebenen Systemen ist gemeinsam, dass es sich um international standardisierte Technologien handelt. Grundsätzlich kann natürlich auch eine nichtstandardisierte, proprietäre Technologie als Zugangstechnik eingesetzt werden. Diese Systeme spielen in der kommerziellen Umsetzung bislang kaum eine Rolle, da sie durch die Abhängigkeit von einem Lieferanten und den Kosten für Infrastruktur und Modems aufgrund der kleinen Stückzahlen kaum wettbewerbsfähig sein werden.

Warum überhaupt funkgestützte Breitbandzugänge?

Die einem Funksystem inhärente Fähigkeit zur Portabilität bis hin zur echten Mobilität bietet höhere Flexibilität als eine Festnetzrealisierung. Portabilität geht dabei in der Begrifflichkeit von einer niedrigen Geschwindigkeit (Fußgängergeschwindigkeit) aus und beinhaltet nicht den unterbrechungsfreien Handover bei einem Wechsel zwischen den Funkzellen. Mobilität bietet die auch aus dem Mobilfunk bekannte Nutzung des Breitbandzugangs in Bewegung und über Zellgrenzen hinaus, so lange man sich denn im Abdeckungsgebiet des Netzes befindet. Funklösungen benötigen auch zunächst keine Verkabelung im Haus, keinen Hausanschluss und keinen Splitter. Dies spart Kosten und bietet Convenience. Einschränkungen hat dies allerdings, wenn das Empfangssignal im Haus zu schwach ist und eine Fensterantenne erforderlich ist, die dann natürlich per Kabel mit dem Funkmodem verbunden werden muss.

Der Einsatz von drahtlosen Systemen ist auch dann eine sinnvolle und wirtschaftliche Alternative, wenn die terrestrische Anbindung aufgrund der Leitungslängen oder der notwendigen Infrastrukturaufrüstung zu teuer wird z.B. zur Erschließung ländlicher Gebiete, bei denen die Entfernung und damit die Dämpfung aufgrund der Leitungslänge die Einrichtung von Breitbandanschlüssen technisch aufwändig und teuer macht. In diesen Fällen kann der Aufbau einer Funkzelle eine schnelle und wirtschaftliche Alternative darstellen.

Ein unmittelbarer Bedarf besteht in diesem Zusammenhang bis Ende 2006 in solchen Gebieten, in denen die Teilnehmeranschlüsse in Lichtwellenleitertechnik (OPAL – Optische Anschluss-Leitung) ausgeführt wurden. In einer Reihe von Städten (z.B. Karlsruhe, Mannheim, Teilen von Berlin, Chemnitz, Jena, Potsdam, Leipzig, Dresden, … ) und Stadtteilen und Gewerbegebieten verteilt in ganz Deutschland finden sich solche OPAL-Regionen. Die Deutsche Telekom treibt die Aufrüstung der Glasfasernetze voran. Über den im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellten „Breitbandatlas“ (www.breitbandatlas.de) lässt sich jederzeit prüfen, welche Zugangs-Alternativen in einem Postleitzahlengebiet derzeit vorhanden sind.

Mit einem Funkanschluss können unabhängig vom terrestrischen Festnetzanschluss Daten übertragen oder im Internet gesurft werden. Für viele Anwendungen, z.B. in Städten und in geschlossenen Räumen ist es erforderlich, dass man auf eine direkte Sichtverbindung (LOS – Line of Sight) zum Sender verzichten kann und die Dämpfung die Inhouse-Versorgung zulässt. Ob ein Funkdienst für einen NLOS (Non Line of Sight) Einsatz geeignet ist, hängt wesentlich von der eingesetzten Frequenz und Technologie ab. Grundsätzlich gilt, dass die Ausbreitung der Funkwellen umso Licht-ähnlicher erfolgt, je höher die Frequenz ist. Mit dem für WLAN genutzten 2,4 GHz-Band ist eine NLOS-Anwendung ebenso möglich wie mit der für UMTS-TDD lizenzierten 2,6 GHz-Frequenz und auch mit dem für WiMAX vorgesehen 3,5 GHz-Band ist dies noch möglich. Bei noch höheren Frequenzen ist für die optimale Versorgung von einer Sichtverbindung notwendig.

Damit kann der Laptop mit Funkmodem auch an Orte mitgenommen werden, an denen man bislang auf einen Breitbandzugang verzichten musste. Für Unternehmen mit mobilen Mitarbeitern bei der Arbeit innerhalb und außerhalb des eigenen Firmengeländes kann dies eine hilfreiche Lösung sein. Servicemitarbeiter im Außendienst können innerhalb des versorgten Gebietes auf Internetinformationen und Unternehmensserver zurückgreifen, z.B. Kundenakten, Konstruktionspläne, Lagerbestände, Funktionsbeschreibungen, Lieferdauer, etc.. So lassen sich Unternehmensprozesse beschleunigen und die Effizienz steigern.

Für unternehmensinterne Anwendungen lassen sich WLAN-Netze über ein in Funktechnik ausgeführtes MAN (Metropolitan Area Network) Netz untereinander verbinden und an ein Backbone-Netz anschliessen. Dies ist auch eine Option für Netzbetreiber, die an öffentlichen Plätzen Hotspots aufbauen und diese untereinander vernetzen wollen. Derartige WLAN-Anbindungen können in Verbindung mit Außenantennen die möglicherweise unzureichende Inhouse-Versorgung der MAN-Netze kompensieren.

DSL-Dienste werden typischerweise nur zusammen mit dem Telefonanschluss vermarktet als sogenannte „gebündelte“ Leistungen. Nicht alle Internetnutzer benötigen aber einen festen Telefonanschluss. Funknetze ermöglichen den Breitbandzugang als entbündelte Leistung ohne Festnetzanschluss, dafür aber je nach Auslegung des Netzes mit einem speziellen Kanals für VoIP (Voice over IP) für die Telephonie. In Verbindung mit zielgruppen-gerechten Mehrwertdiensten kann es wirtschaftlich interessant sein, ein WiMAX- oder UMTS-TDD-Netz auch in solchen Regionen auf zu bauen, in denen bereits eine leitungsgebundene DSL-Versorgung gegeben ist. Die Bildung von Pakteangeboten bestehend aus entbündelten Funkzugängen und Mobilfunkdiensten kann für manche Kunden ein attraktives Angebot sein. Die höheren Preise für einen Funkzugang werden bei solchen Paketlösungen durch die Einsparung der Teilnahmeranschlussleitung (TAL) wohl wieder kompensiert.

Für den Aufbau und die Integration von funkgestützten Breitbandzugängen in Unternehmensnetze und VPN (Virtual Private Networks) eignen sich sowohl WiMAX als auch UMTS-TDD. Beide bieten eine „getunnelte“ Verbindung und damit die erforderliche Sicherheit bei der Übertragung. Die von Anwendungen wie z.B. einer Videoübertragung wichtigen „Qualities of Service“ (QoS) sind ebenfalls möglich, so dass beide Systeme die Anforderungen professioneller Nutzer erfüllen. Grenzen in der Anwendung ergeben sich bei allen Anwendungen mit sehr hohem Bandbreitenbedarf über 4 MBit/s.. Echte Triple-play Lösungen benötigen mindestens 25 MBit/s. und sind für eine Übertragung über WiMAX-Netze nicht geeignet. Hier bleibt nur das Leitungsnetz oder WLAN.

h1 class=“khh1″>Wireless Eigenschaften, Vermarktung, Vorteile und Fazit

Eigenschaften von WiMAX

WiMAX ist eine international standardisierte Technologie mit weitgehender Kompatibilität zwischen Produkten verschiedener Hersteller und dem Potenzial für fallende Modem-Preise bei wachsender Stückzahl. UMTS-TDD ist, wie auch schon die Bezeichnung nahe legt, eine vom UMTS Mobilfunkstandard abgeleitete Technologie, die im Hinblick auf die schnelle Datenübertragung optimiert ist und höhere Flexibilität in den einsetzbaren Bandbreiten ermöglicht. Genau wie UMTS ist auch UMTS-TDD ein lizenzierter Dienst und das verfügbare 2,6 GHz-Band ist in Deutschland an die Airdata AG vergeben.

WiMAX ist ein „junger“ Standard und die Standardisierungsbemühungen noch nicht endgültig abgeschlossen. Die gerade für den portablen Einsatz wichtige Festlegung des Standards für die Schnittstelle zum Endgerät steht noch aus. Somit arbeiten alle bisherige Installationen mit proprietärer Technik für das Funkmodem. Unter Umständen kommen damit auf die Betreiber der WiMAX-Netze später Kosten für einen Tausch der Funkmodems zu.

– Der ursprüngliche Standard IEEE 802.16 von Dezember 2001 ist für die Frequenzbereiche über 10 GHz vorgesehen. Entsprechend der hohen Frequenzen ist diese Version nur für direkte Sichtverbindung (LOS) vorgesehen. Die Reichweite liegt bei ca. 1,5 bis 5 km bei einem Durchsatz von 32 Mbit/s bis zu theoretischen 134 Mbit/s bei Bandbreiten von 20, 25 oder 28 MHz. Diese Version ist für Infrastrukturkomponenten und nicht für portable Stationen geeignet.

– Die für die Frequenzbereiche unter 11 GHz vorgesehenen Standards IEEE 802.16a von 2003 und IEEE 802.16Rev.d aus 2004 (auch bekannt unter IEEE 802.16-2004) beziehen sich ebenfalls auf feste Stationen. Das nicht für direkte Sichtverbindung (NLOS) und Inhouse-Versorgung ausgelegte Verfahren erlaubt – abhängig von Frequenz, Sendeleistung, Antennengewinn und Turmhöhe – Reichweiten von 5 bis 8 km. Bei direkter Sicht und Hochgewinnantennen sind Reichweiten bis zu 50 km möglich. Der Durchsatz liegt mit 20 MHz Bandbreite bei 75 MBit/s.

– Auf begrenzte Mobilität mit Geschwindigkeiten unter 120 km/h und mit Roaming im versorgten Gebiet, aber ohne Handover zwischen den Funkzellen, wird für den Frequenzbreich unter 6 GHz der Standard IEEE 802.16e vorbereitet. Eine Einigung und Verabschiedung könnte noch in 2005 erfolgen. Die NLOS Reichweite beträgt voraussichtlich bis 7 km, der Durchsatz maximal 15 Mbit/s bei 5 MHz Bandbreite.

– Der unbegrenzt mobile Einsatz mit Handover könnte in 2008 mit dem Standard IEEE 802.20/21 fest gelegt werden.

Für die Versorgung von quasistationären Teilnehmern mit Breitbandzugängen eignet sich insbesondere der Standard IEEE 802.16-2004. Der theoretisch angegebene Durchsatz von 75 Mbit/s wird in der Praxis vermutlich nicht erreicht und liegt eher zwischen 20 und 40 Mbit/s.

Die in Deutschland bis Mitte Februar 2006 durchgeführte Lizenzausschreibung für WiMAX-Frequenzen hat nicht zu umsetzbaren Ergebnissen geführt, da insgesamt fast 1.000 Lizenz-Anträge von ca. 100 potenziellen Betreibern eingegangen sind. Dies ist deutlich mehr, als an Frequenzspektrum zur Verfügung steht. Derzeit ist das weitere Vorgehen offen. Vermutlich wird es zum Ende 2006 ein neues Ausschreibungsverfahren geben, dessen Bedingungen allerdings noch nicht bekannt sind.

Neben dem Lizenz-gebundenen 3,5 GHz-Band stehen folgende Frequenzbereiche ohne Lizenz zur Nutzung frei:

– 2,4 GHz (0,1 W, bereits verwendet für WLAN)
– 5,4 GHz (1,0 W)
– 5,8 GHz (0,2 W)

Bei UMTS-TDD und WiMAX ist die Abhörsicherheit deutlich größer als bei den meisten WLAN-Installationen. Wie beim öffentlichen Mobilfunk kann eine SIM-Karte (Subscriber Identifikation Module) mit Passwort-Schutz zur Personalisierung des Funkanschlusses verwendet werden. Die Authentifizierung des Anwenders und die Verschlüsselung erfolgt unter Verwendung von öffentlichen Schlüssel-Systemen, die eine recht hohe Sicherheit gewährleisten. Wie beereits erwähnt ist für beide Systeme ist ein End-to-End Tunneling möglich, um mobile Nutzer ohne Sicherheitseinbussen in ein Unternehmens-VPN (Virtual Private Network) ein zu binden.

Vermarktung und Kosten für den Anwender

Um drahtlose Breitbandzugänge zu nutzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da sich eine Reihe von Unternehmen als Betreiber von Funk-Access-Netze aufstellen bzw. bereits im benachbarten Ausland operativ tätig sind, können dort bei entsprechender Netzabdeckung Teilnehmerverhältnisse auf ähnliche Weise abgeschlossen werden, wie es im Mobilfunk oder DSL-Umfeld üblich ist.

Wenn in der Zielregion heute noch kein Funknetz vorhanden ist, lohnt es sich, mit den verschiedenen Anbietern Kontakt auf zu nehmen. Sollte man hierbei eine Reihe eigener Nutzer oder anderer Interessenten mitbringen, so kann es für einen der Access-Netzbetreiber durchaus interessant sein, eine neue Funkzelle auf zu bauen. Die Zahl der erforderlichen Interessenten, um eine solche Funkzelle wirtschaftlich zu betreiben, hängt generell vom Aufwand beim Aufbau und laufenden Betrieb ab und beginnt bei ca. 500 Nutzern.

Bei den bekannten Angeboten von Funkzugängen nach WiMAX- oder UMTS-TDD-Standard zeichnet sich ab, dass sich die Preishöhe von oben derjenigen der leitungsgebundenen Diensten annähert. Auch Flatrates sind üblich, deren Höhe z.B. von der gewählten Übertragungsgeschwindigkeit abhängt. Da das monatliche Datenvolumen für die Auslegung der Kapazität der Funkzelle kritisch ist, wird teilweise eine Obergrenze für das monatlich übertragene Volumen eingezogen. Auf diese Weise soll die bei einigen Zielgruppe beliebte „Peer-to-Peer“-Kommunikation eingegrenzt werden, damit die Mehrzahl der Nutzer keine Engpässe bei der Datenübertragung erleiden. Grundsätzlich sind auch Tarife mit einer zeitabhängigen Verrechnung realisierbar. Die bekannten Preise für einen DSL-vergleichbaren Dienst mit 1-2 Mbit/s. liegen bei einem Anschlusspreis von ca. € 50 und einer monatlichen Flatrate für Connectivity und IP-Dienst in etwa gleicher Höhe. Die Preise der einzelnen Anbieter schwanken natürlich je nach Strategie des Anbieters und ein Preis- Leistungsvergleich lohnt sich grundsätzlich immer. Derzeit wird für die Portabilität des Anschlusses noch kein Premium-Zuschlag erhoben. Dies kann sich aber ändern, wenn die Portabilität bei einer größeren Versorgungsdichte und Zellenanzahl für den Anwender interessanter wird.

Eine Sonderrolle spielen bei den funkgestützten Diensten die Funkmodems. Während DSL-Modems in der Basisversion schon häufig kostenlos (subventioniert durch den Netzbetreiber) angeboten werden, sind die Funkmodems aufgrund der geringen Stückzahlen noch recht teuer und werden als separate Modems mit eigener Stromversorgung und Anbindung über USB oder als PCMCIA-Karten angeboten. Die Preise bewegen sich heute im Bereich von € 200 – 300 und werden durch Skaleneffekte in den nächsten Monaten weiter fallen. Ob die Funkmodems in ähnlicher Weise subventioniert werden, wie dies im Mobilfunk mit Handies noch üblich ist, hängt vom Geschäftsmodell und der Vertragsgestaltung des jeweiligen Netzbetreibers ab.

Eine deutliche Preisreduktion ist erst dann zu erwarten, wenn die Modems in Form von Chip-Sets zur Verfügung stehen und direkt in die Geräte eingebaut werden, wie dies heute schon mit WLAN-Chip-Sets der Fall ist. Für beide Funktechnologien ist etwa ab 2008 mit ersten Chip-Sets zu rechnen, die dann voraussichtlich ca. € 100 kosten werden. Mit wachsender Stückzahl wird auch dieser Preis weiter nach unten gehen. Da Intel den WiMAX-Standard mit entwickelt hat und die weitere Umsetzung voran treibt, ist eine gewisse Sicherheit für die zukünftige Verfügbarkeit entsprechender Chip-Sets dem Markt gegeben. In der Übergangszeit sind die Kosten der Modems eine Eintrittsbarriere für die schnelle Verbreitung von funkgestützten Breitbandzugängen. Zusammen mit dem Einrichtungspreis können Einmalkosten in Höhe von ca. € 200 – 350 auf den potenziellen Nutzer zu kommen.

Aufwand für den Betreiber eines Funknetzes

Für den Aufbau und den Betrieb eines eigenen WiMAX-Netzes entstehen zunächst Kosten für die Lizenzausschreibung, die von den vermutlich bis zum Herbst 2006 bekannt gegebenen Bedingungen und den Erfahrungen des Antragsstellers abhängen. Die bekannt gegebenen Kosten für den Lizenzerwerb können sich auch noch ändern. Nach einer Lizenzerteilung ist die Infrastruktur aus zu wählen, eine detaillierte Funknetzplanung zu erstellen und geeignete Standorte für die Antennen zu akquirieren. Dann erfolgt der eigentliche Aufbau der Infrastruktur und die Anbindung der Sendestation an ein bestehendes IP-Netz.

Die Kosten für die eigentliche Sendestation liegt je nach Auslegung und der Anzahl der Sektoren im Bereich von € 50.000 bis über € 100.000. Hinzu kommen die Kosten für die Netzanbindung, die je nach Randbedingungen bei € 20.000 und darüber liegen. Auch die Kosten für den Sendemast und den Netzaufbau sind zu berücksichtigen. Insgesamt werden die Investitionskosten je Anwender, ohne die Kosten für die Funkmodems, im Bereich von € 300 – 500 liegen. Die laufenden Kosten hängen stark vom jeweiligen Geschäftsmodell und der eigenen Wertschöpfung ab. Ein Betreiber kann den Netzbetrieb und die Teilnehmerverwaltung (Freischaltung neuer Kunden, Erfassung der Kundendaten, Auswertung der Nutzung, Rechnungsstellung, Mahnwesen, … ) selber übernehmen oder im Rahmen eines Outsourcings an einen Dienstleister übertragen. Auf jeden Fall sind die laufenden Kosten für die Internet-Connectivity zu berücksichtigen und Marketing- und Vertriebskosten zur Gewinnung neuer Kunden.

Im Vergleich mit anderen Anschlusstechniken ist fest zu stellen, dass ein Funknetz nicht automatisch teuerer als ein leitungsgebundenes Netz sein muss. In manchen Fällen werden Investitions- und Betriebskosten sogar unter den vergleichbaren Kosten im Festnetz liegen. Der Netzaufbau selber kann in vielen Fällen schneller als im Festnetz erfolgen. Funknetze sind damit auch für den Betreiber privater oder öffentlicher Breitbandzugänge eine wettbewerbsfähige Alternative zu den anderen Zugangstechniken.

Ein potenzieller Betreiber muss sein Geschäftsmodell so ausgestalten, dass er Wettbewerbsvorteile erzielt, die ein ausreichendes Marktpotenzial eröffnen. Er sollte notwendige Partner für die Umsetzung identifizieren und nicht zu letzt den Business Case für Investoren attraktiv gestalten. Der Betreiber benötigt nicht nur die erforderliche technische Kompetenz und den Zugang zu dem erforderlichen Kapital, sondern insbesondere Marketing- und Vertriebskompetenz, damit schnell die erforderlichen Kundenzahlen gewonnen werden können und die Planung für Break-even und Pay-back eingehalten werden kann.

Vorteile von mobilen Anschlüssen im Geschäftsablauf

Der Einsatz von Funkübertragung ist kein Selbstzweck. Vor der Entscheidung über den Einsatz entsprechender Dienste sollte daher eine auf die Applikation und den Geschäftprozess gerichtete Analyse stehen:

– Für welche Anwendung werden mobile Breitbanddienste benötigt?
– Wie viele Anwender sind mobil oder an häufig wechselnden Standorten unterwegs und benötigen einen Onlinezugriff?
– Welche Geschäftsprozesse lassen sich unter Anwendung von nicht ortsgebundenen Internetzugängen effizienter gestalten?
– Welche Bandbreiten und Verfügbarkeiten sind im mobilen Einsatz erforderlich?
– Sollen die mobilen Anwender in ein bestehendes VPN eingebunden werden?
– An welche anderen Netze (Inhouse-Netze, externe Betreiber, WLAN-Netze …) soll das Funknetz angebunden werden?
– Welche Inhouse-Versorgung ist mit bei Einsatz eines Funknetzes erforderlich und machbar, sind externe Antennen erforderlich?

Für geschäftliche Anwender empfiehlt sich vor einer Entscheidung die Einholung neutraler Beratung bei der unabhängigen Analyse der Geschäftsprozesse. Änderungen von Geschäftsprozessen und Entscheidungen, die über den Vertrag zu einem Standard-Breitband-Anschluss hinaus gehen, haben in der Regel längerfristige Konsequenzen und sollten entsprechend abgesichert sein. Bei entsprechender Vorbereitung kann bei der späteren Nutzung von funkgestützten Diensten grundsätzlich nicht mehr falsch laufen als bei einer der anderen Zugangstechnologien.

Fazit

Der Breitbandzugang über Funksysteme, die nach einem internationalen Standard arbeiten, ist eine ausgereifte und in vielen Fällen wirtschaftlich interessante Alternative zu leitungsgebundenen Zugängen. Die verfügbaren Bandbreiten reichen für viele Anwendungen aus, sind aber deutlich niedriger als bei leitungsgebundenen Anschlüssen. funkspezifische Probleme wie Schwankungen in der Versorgungsqualität und Funklöcher z.B. durch Abschattung kommen hinzu. Die entscheidende Stärke liegt in der Portabilität und in der Entbündelung der Leistungen, so dass ein breitbandiger Internetzugang nicht zwangsläufig mit einem Telefonanschluss gekoppelt sein muss. Ein wesentlicher Vorteil ist die nicht (oder beim Einsatz von Fensterantennen nur eingeschränkt) erforderliche Verkabelung Da der Zugang über ein Funknetz nicht wesentlich teuerer ist als ein vergleichbarer leitungsgebundener Anschluss, können diese Lösungen eingesetzt werden, wenn die Stärken für den Anwender Vorteile bringen.

Anders als bei WLAN-Zellen handelt es sich bei Funknetzen nach UMTS-TDD oder WiMAX-Standard um anspruchsvolle und hochwertige Funktechniken, die nur von Experten geplant, aufgebaut und betrieben werden kann. Dafür sind dann aber professionelle Anwendungen mit individuellen Ansprüchen an Verfügbarkeit, Mindestbandbreiten und Sicherheit umsetzbar.

Mit Funknetzen können unterschiedliche Geschäftsmodelle realisiert werden, die vom reinen Anschlussnetzbetreiber als Zulieferer von Internetanbietern (ISP) oder Regionalcarriern über das eigenständige Angebot des kompletten IP-Dienstes, vielleicht angereichert um eigene Mehrwertdienste bis zum Aufbau kompletter unternehmensinterner Netze reichen. Die Funktechnik bietet auch Chancen für Unternehmensgründer. Tatsächlich haben sich schon neue Unternehmen formiert haben, die eigene Funknetze aufbauen (z.B. Airdata, Deutsche Breitband Dienste (DBD) oder WiMAX Telecom in Österreich). Die Funktechnik wird ihr eigenes Segment im Markt der Anschlussnetze finden, das die Angebotsbreite sinnvoll erweitert.

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