eBusiness in Deutschland – Es geht voran!

Nachdem deutsche Unternehmen vor zwei Jahren noch eher im internationalen eBusiness-Mittelfeld zu finden waren, vollzogen vor allem die heimischen KMU in der Zwischenzeit eine beeindruckende Aufholjagd und gehören nun zur europäischen Online-Elite. Gleichwohl sind noch nicht alle Defizite ausgeräumt.

Der deutsche Mittelstand hat deutliche Fortschritte im eBusiness gemacht. Gehörte man vor zwei Jahren noch zur Online-Diaspora, so nehmen deutsche KMU inzwischen in Europa Platz zwei ein. Einzig Finnland liegt noch was Online-Präsenz, -Zugang und -Nutzung angeht vor Deutschland.

Dies verkündet jedenfalls das Gutachten „Stand und Entwicklungsperspektiven des elektronischen Geschäftsverkehrs in Deutschland, Europa und den USA unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in 1999 und 2001“, das die empirica GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) nun abgeschlossen hat.

Der Zugang zum Internet
Etwa neun von zehn Betrieben haben hierzulande Zugang zum Internet. Wie der Zeitvergleich mit 1999 veranschaulicht, konnten Deutschland und Italien die prozentual höchsten Zuwächse verzeichnen. Der Internet-Zugang gehört zu Beginn des 21. Jahrhunderts beinahe zur selbstverständlichen Ausstattung deutscher KMU. Insgesamt gesehen liegt Finnland weiterhin vorne bei annähernder Vollversorgung der Betriebe. Deutschland ist beim Zugang der Betriebe zum Internet an Großbritannien und den USA vorbeigezogen. Die noch 1999 vorhandenen starken Gegensätze zwischen den Untersuchungsländern haben sich mittlerweile jedoch deutlich abgeschwächt. In allen Ländern liegt die Zugangsquote über 80 Prozent.

Der eigene Online-Auftritt
Die Entwicklung der Internet-Präsenz der deutschen Betriebe verlief in den letzten beiden Jahren sehr dynamisch. Während 1999 in Deutschland lediglich 47% aller KMU über eine eigene Internet-Präsenz verfügten, sind heute 62% aller Unternehmen im Web zu finden. Damit nimmt man im Ländervergleich nach Finnland den zweiten Platz ein. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass sich viele Betriebe hierzulande auf Werbung und Marketing beschränken und eine intensivere Nutzung des Internet noch nicht zum Regelfall gehört.

Gründe für das Online-Engagement
Vor allem marktbezogene Gründe veranlassen Unternehmen dazu, den Schritt ins Internet zu wagen. Die meisten Firmen wollen den Markt für existierende Produkte erweitern (34%) bzw. neue Geschäftsmöglichkeiten oder Märkte erschließen (28%). Beachtenswert ist auch das Ergebnis, dass immerhin jedes vierte Unternehmen (26%) nicht aus eigenen Stücken online gegangen ist, sondern weil die Kunden es verlangten.

Online-Datenaustausch mit enttäuschender Entwicklung
Weniger erfreuliche Ergebnisse sind aus deutscher Sicht im Bereich Online-Datenaustausch zu vermelden. Während alle vier Vergleichsländer auf respektable Zuwächse bei der Nutzung von EDI & Co. blicken können, ist diese Art der Online-Nutzung hierzulande sogar leicht gesunken. Aber immerhin noch 45 Prozent aller Online-Betriebe setzen auf den Online-Datenaustausch. Am populärsten war und ist diese Nutzungsart jedoch mit Abstand in Italien (73%).

Barrieren beim Online-Vertrieb
Der direkte Kontakt mit den Kunden wird immer noch als Hauptgrund angegeben, wenn es darum geht die eigene Zurückhaltung beim Online-Vertrieb zu begründen. In Deutschland schätzen immerhin 35,1 Prozent aller KMU-Betriebe diese Barriere als sehr wichtig ein. In fast allen untersuchten Ländern ist der fehlende persönliche Kontakt zum Kunden der Haupt-Hinderungsgrund. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Medienberichterstattung dürften Bedenken bzgl. Datenschutz und Sicherheitsaspekten gleich an zweiter Stelle folgen. Länderspezifisch existieren hier jedoch größere Unterschiede. Während „nur“ 17,1 Prozent aller deutschen Unternehmen diesen Aspekt als große Barriere für den Online-Vertrieb ansehen, hat in den USA mehr als jedes zweite Unternehmen (50,9%) hier Bedenken.

Insgesamt zeigt der internationale Vergleich, dass deutsche Betriebe zusammen mit den finnischen die wenigsten Barrieren im Online-Vertrieb sehen.

Lesen Sie weiter im 2. Teil: Der eProcurement-Boom in deutschen KMU

Die Beschaffung von Vorprodukten, Produktionsmitteln und Dienstleistungen erlebte in den vergangenen zwei Jahren einen regelrechten Boom hierzulande. Die Zahl der „eProcurement Unternehmen“ hat sich seit 1999 (26%) bis Ende 2001 (49%) nahezu verdoppelt. Im Ländervergleich lässt sich einzig in den USA eine ähnlich dynamische Entwicklung beobachten. Dagegen ist der Anteil der online beschaffenden Unternehmen im Vorzeigeland Finnland auf hohem Niveau leicht gefallen. Laut empirica hat sich in Deutschland die Einsicht durchgesetzt, dass nahezu jeder Betrieb von den Vorteilen des eProcurement profitieren kann.

Barrieren bei der Online-Beschaffung
Vor allem Bedenken hinsichtlich der Sicherheit bzw. des Datenschutzes stellen für 28 Prozent aller KMU eine sehr wichtige Barriere dar. Und fast jedes fünfte Unternehmen engagiert sich nicht im eProcurement, da der Kauf den so genannten „Face-to-Face“-Kontakt voraussetzt. Aber auch der Staat ist noch weiterhin gefragt. Immerhin 18 Prozent sehen im nicht ausreichendem gesetzlichen Schutz ein sehr großes eProcurement-Hindernis. Dagegen scheinen die meisten Unternehmen mit der vorhandenen Technologie zufrieden zu sein. Lediglich 9 Prozent sehen hier noch Handlungsbedarf.

Wie wirkt sich eProcurement im Unternehmen aus?
Vor allem interne Prozesse werden durch Online Beschaffung optimiert. Dies gibt immerhin jedes zweite Unternehmen in Deutschland an. Im direkten Ländervergleich fällt auf, dass in den USA (mit der höchsten eProcurement-Quote) von eindeutig mehr Unternehmen positive Effekte gesehen werden. Dieses Ergebnis lässt zugleich vermuten, dass die europäischen Länder in den nächsten Jahren eine ähnliche Entwicklung vollziehen werden und im stärkeren Maße die positiven Auswirkungen des eProcurement zu spüren bekommen.

2003: eBusiness as usual in KMU?
Der Blick in die Zukunft (2003) lässt hoffen: Immerhin werden laut empirica im Jahr 2003 drei Viertel aller deutschen Betriebe im Internet vertreten sein. Geht man von den konkreten Planungen der Unternehmen aus, werden dann auch drei von fünf KMU aktiv im Netz Waren und Dienstleistungen beschaffen. Auch wenn Deutschland damit dann in punkto eProcurement eine Spitzenposition – noch vor den USA und Finnland – einnehmen wird, bleibt man hinsichtlich Online-Vertrieb, Datenaustausch etc. im Ländervergleich zurück. Umso verwunderlicher ist es da, dass die potenziellen Barrieren hierzulande als weniger bedeutsam eingeschätzt werden. Die Rahmenbedingungen scheinen demnach zu stimmen, es gilt nun das Potential des eBusiness auch auszuschöpfen.

Die komplette Studie der empirica GmbH „Stand und Entwicklungsperspektiven des elektronischen Geschäftsverkehrs in Deutschland, Europa und den USA unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung in KMU in 1999 und 2001“ steht auf der Website des BMWi zum kostenlosen Download (PDF, 1 MB) bereit.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
Nach oben scrollen