Im mCommerce gekonnt punkten

Dank des unglaublichen Booms an Smartphone-Verkäufen und mobilen Internet-Flatrates sowie einer nicht enden wollenden Berichterstattung, die das Thema weiter pusht, setzen bereits viele Marketer und eShop-Betreiber auf Werbung und Kauf per Mobiltelefon oder Netbook. Schon in naher Zukunft, so prognostizieren Experten, führt sowohl für Verbraucher als auch für Händler kein Weg mehr an der mobilen Front vorbei.

eCommerce wird mobil

Mobile Internetanwendungen werden nicht nur den mCommerce verändern, sondern den gesamten B2C-eCommerce. Auf Dauer gibt es keinen Grund mehr, auf dem klassischen PC zu shoppen. Schon in wenigen Jahren werden Smart Phones, iPad und Slate den PC bei den eCommerce-Umsätzen überholen. Ein wachsendes Angebot an Apps und Funktionen wird die Entwicklung weiter beschleunigen.

Smart Phones/Pads vs. PC

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Smart Phones eher für den Spontankauf genutzt werden, während ein PC eher für komplexere Kaufentscheidungen geeignet ist, weil man auf einem großen Bildschirm Information besser vergleichen kann. iPad und Slate verbinden beide Vorteile und werden ab 2013/2014 den Löwenanteil des Home-basierten eCommerce-Umsatzes auf sich vereinen.

Smartphones haben den großen Vorteil, dass sie unmittelbar verfügbar sind. Man hat das Gerät in der Regel sofort zur Hand – Smart Phone noch schneller als iPad oder Slate. Man kann es auch an Orten benutzen, wo ein Notebook eher lästig ist, etwa beim Kochen neben dem Herd, um das Kochrezept zu lesen. Und es lässt sich innerhalb von Sekunden aktivieren.

Dieser Convenience-Aspekt macht die Geräte auch für den Einkauf von „Kleinigkeiten“ geeignet. Ein interessanter Bereich sind Supermarkt-Artikel für den täglichen Bedarf. Wenn die Kaffee-Pads zur Neige gehen oder keine Butter mehr im Kühlschrank ist, würde niemand den PC einschalten, um einen Einkaufszettel anzulegen und auf diesem Wege Lebensmittel zu bestellen. Mit dem iPhone ist das einfacher. Es ist mit einem Klick „erwacht“, und man kann den Artikel direkt in den Einkaufskorb legen. Da die iPhone App diesen speichert, kann man das Gerät abschalten, ohne dass der Warenkorb verloren geht. Wenn genügend Produkte angesammelt sind, klickt man auf „Bestellen“ und löst die Lieferung aus. Diese Warenkorb-Persistenz ist im mCommerce noch relevanter als im klassischen eCommerce.

Prozessbeschleunigung steigert Akzeptanz

Allerdings dauert die Bestellung einzelner Artikel per Internet heute noch viel Zeit. Ob PC oder iPhone – einen ganzen Einkaufswagen zu füllen würde eine Stunde dauern, also etwa so lange wie die Fahrt zum Shopping-Center. Da ist Einkaufsbummel im Supermarkt letztlich doch natürlicher und damit angenehmer – noch.

Die Akzeptanz des webbasierten Einkaufs wird mit der Beschleunigung des Bestellprozesses wachsen. Beispielsweise durch einen Barcode-Scanner oder auch Vorschläge von Angeboten auf der Startseite, die der Kunde vermutlich erwerben will. Windeln etwa kauft er erfahrungsgemäß alle zwei Wochen. Für solche Vorhersagen kann man mathematische Formeln entwickeln und in einer Recommendation Engine integrieren. Wohin die Reise geht, zeigt ein Beispiel aus UK: Die Supermarkt-Kette Tesco macht schon heute ca. 2 Mrd. Euro Umsatz im Internet. Das wird sich durch das iPad noch erheblich steigern.

Daneben werden Smart Phones ihre Besitzer beim realen Einkaufsbummel Orientierungshilfe leisten, d.h. Interessenten zu Waren in Geschäften oder Show-Rooms führen und dort vermutlich auch als Zahlungsmittel dienen. Und wann und wo immer man auf die Idee kommt, spontan etwas zu bestellen, wird man das mit dem iPhone sofort realisieren können.

Der PC bleibt bei Kaufentscheidungen überlegen, die mit einer längeren und intensiveren Prüfung von Details verbunden sind. Außerdem ist der PC derzeit bei Mode-Artikeln und DVDs noch klar im Vorteil, weil damit Videos abgespielt werden können. Der Flash Player ist beim iPhone derzeit noch gesperrt, was sich aber ändern dürfte. Andere Smart Phones verfügen schon über diese Funktion.

Was sollte ein Shop auf dem iPhone an Funktionalitäten bieten? Der Kunde erwartet eine App und keinen Browser auf kleinem Bildschirm. Wer ein iPhone besitzt, wird ganz natürlich das Gerät vom Hoch- ins Querformat drehen, Bilder mit zwei Fingern vergrößern usw. Eine Browser-Lösung reagiert nicht wie gewohnt, weil die Sensoren des iPhone nicht angesprochen werden können.

An Shopping-Apps führt kein Weg vorbei

Obwohl bisher nur wenige Kunden per iPhone in Shops einkaufen, lohnt es sich, diesen Vertriebsweg anzubieten. Das ist einerseits „hip“, die Marke verjüngt sich und wird positiv aufgeladen. Zweitens gewinnt man jetzt die nötige Erfahrung. Wenn das Rennen ernsthaft beginnt, kann man sich Anfängerfehler nicht mehr leisten. Drittens hat die Zukunft im Grunde schon begonnen. Mittlerweile kaufen etliche Leute per iPhone ein, hier hat sich in den letzten Monaten viel gewandelt.

Barcode-Scan, EAN und Produktfoto-Suche sind allesamt nützliche unterstützende Funktionen, aber noch nicht richtig ausgereift. Ein Barcode-Scan auf dem iPhone dauert etwa 10-15 Sekunden – mit einer guten Suchfunktion hat man das Produkt genau so schnell gefunden. Zum Vergleich: Der Scanner an der Supermarkt-Kasse braucht etwa 1-2 Sekunden. Nicht zu unterschätzen ist der Viral-Effekt, das heißt, User zeigen solche Funktionen anderen Usern, „weil es cool ist“. Taugt der Rest der Shop-App jedoch nichts, verfliegt der Coolness-Effekt rasch. Bei der Shop-Einrichtung kommt es zunächst auf eine gute Basis an, damit man mit der Shop-App sinnvoll einkaufen kann.

Ob man eine eigene App machen oder an einer Gemeinschafts-App (Mall) teilnehmen sollte, die sich mehrere Shops teilen, ist primär eine Frage der Größe des Shops und der Kauffrequenz der Kunden. FACT-Finder-Shops beispielsweise ermöglichen sowohl die eine als auch die andere Variante, weil beides richtig sein kann. Eine spezielle App wird der Kunde nur installieren, wenn er sich einen Bequemlichkeitsvorteil davon verspricht, also regelmäßig kaufen will. Der Vorteil einer App, die nur den eigenen Shop zeigt, ist die höhere Kundenbindung. Eine Gemeinschafts-App, mit der man in einer Vielzahl von Shops einkaufen kann, ist für den Nutzer bequemer. Kunden, die die App eines einzelnen Shops geladen haben, werden ihm treuer sein als beim browserbasierten eCommerce. Das gilt jedoch auch wiederum nur, wenn der Kunde sich oft genug für die Produkte dieses Shops interessiert.

Geräte werden künftig noch mehr können

Das funktionale Angebot rund um den m-Commerce wird weiter wachsen. Dazu gehören auch Location Based Services. Hier gibt es allerdings noch eine Art Henne-Ei-Problem: Erst wenn eine kritische Masse an Usern da ist, lohnt es sich, Services anzubieten. Aber nur wenn genügend Services da sind, investieren die User in ein neues Gerät. Viele kaufkräftige Menschen haben inzwischen ein Smartphone mit GPS, verfügen also die technischen Voraussetzungen. Wenn das Rennen startet, wird plötzlich alles sehr schnell gehen.

Zusätzlich kann man sich eine Menge Mashups vorstellen, beispielsweise Produktempfehlungen, die das Wetter einbeziehen oder die zu Fuß zurückgelegte Wegstrecke. Wahrscheinlich werden Smart Phones neben GPS, Lagesensor, Kamera usw. weitere Sensoren bekommen. Dazu wird in absehbarer Zukunft ein RFID-Leser gehören, ebenso ein individueller RFID-Chip zur berührungslosen Identifikation. Damit wird das Smart Phone sofort zur digitalen Geldbörse – neben vielen weiteren Anwendungen außerhalb des „Commerce“ wie dem digitalen Haustürschlüssel.

Dieser Artikel erschien am und wurde am aktualisiert.
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