Nachrichten, Wettervorhersagen, Bahnauskünfte, Börsenkurse und vieles mehr mobil abrufen zu können, verspricht WAP. Wird nun die Vision eines weltumspannenden Netzes, das sämtliche Informationen an jedem Ort der Erde zugänglich macht, Wirklichkeit?
WAP (Wireless Application Protocol) verspricht den problemlosen Abruf von häufig benötigten Informationen: Nachrichten, Wettervorhersagen, Bahnauskünften, Börsenkursen, Adress- und Telefonauskünften sowie Preisinformationen. Ebenso wird das Bestellen und Buchen von Flug- und Bahntickets, Konzertkarten, Hotels etc. von unterwegs möglich sein – so die Werbung! WAP stand lange Zeit für Warten auf Produkte. Dieser Mangelzustand ist jetzt behoben. Fast alle namhaften Mobilfunkhersteller bieten mittlerweile WAP-fähige Handys an. WAP ist jedoch keineswegs auf Mobiltelefone beschränkt. Alle Empfangsgeräte auf denen ein sogenannter Microbrowser installiert ist, sind in der Lage WAP-Seiten aufzurufen. Wird nun die Vision eines weltumspannenden Netzes, das sämtliche Informationen an jedem Ort der Erde zugänglich macht, Wirklichkeit?
Das Potential von WAP
Marktforscher wie die Strategis Group prognostizieren, dass bis zum Ende des Jahres etwa 300.000 Kunden die neuen WAP-Dienste nutzen. Bis 2002 soll die Zahl dann auf 5,7 Millionen ansteigen, um 2004 schließlich bei insgesamt 14,5 Millionen Nutzern zu liegen. Forrester prophezeit, dass spätestens in einem Jahr 50 Millionen WAP-Geräte (PDAs -Personal Digital Assistant- und Mobilfunktelefone) in Europa im Einsatz sein werden. Schon in zwei bis drei Jahren werden mehr Menschen über mobile WAP-Geräte auf das Internet zugreifen als über PCs, sagt eine Studie der Giga Information Group voraus. Schaut man auf den immer noch enormen Mobilfunk-Boom, erscheinen diese Zahlen nicht abwegig. Größter Vorteil beim Mobile Commerce ist die Standortunabhängigkeit. WAP bindet den Abruf von Informationen aus dem Internet nicht mehr an fest installierte Netzzugänge. Noch sind die Unternehmen dabei, sich auf dem Markt zu positionieren. Eine Killerapplikation, die WAP zum Durchbruch verhelfen könnte, ist jedoch noch nicht gefunden. Großes Potential wird mobilen Internet-Email-Dienstleistungen von Durlacher eingeräumt. Durlacher geht davon aus, dass der Erfolg von SMS-Nachrichten (Short Message Service) durch WAP-Handys fortgesetzt werden kann.
Was WAP kann / nicht kann
WAP wurde entwickelt, um den Eigenschaften von Kleingeräten mit geringer Bandbreite gerecht zu werden. Basis von WAP ist die Wireless Markup Language (WML), die eine optimale Nutzung kleiner Bildschirme sowie eine leichte Navigation ermöglicht. Derzeit arbeiten noch alle Netzbetreiber mit der GSM-Übertragungstechnik (Global System for Mobile Communication), die nur eine Verbindung mit max. 9,6 Kilobit/sec. (Vgl. ISDN: 64 Kilobit/sec.) zulässt. Dadurch, dass zur Zeit die Übertragungsbandbreite beim GSM beschränkt ist, werden WML-Seiten erhebliche Einschränkungen auferlegt. Aufwendigere Grafiken oder Animationen würden eine zu große Übertragungszeit in Anspruch nehmen. Der zweite Nachteil von WAP ist systemimmanent. Mobile Endgeräte setzen eine gewisse Handlichkeit voraus. Die Displays der WAP-Handys sind sehr klein, und so sind auch die Darstellungsmöglichkeiten begrenzt. Außer Text sind einfache Tabellen momentan noch das Höchste der Gefühle. Erinnerungen an die grafisch schwache Darstellung des BTX werden wach. Solange die dritte Generation des Mobilfunks UMTS (Universal Mobile Telephony Standard), die bis zu 200 mal schneller ist als GSM, noch nicht eingeführt worden ist, wird sich auch an diesen Zustand nichts ändern. So räumt die Giga Information Group der WML-Sprache auch keine langfristigen Chancen ein. Sobald die Übermittlungsgeschwindigkeit auf ISDN-Niveau steigt und die Handy-Displays besser werden, wird sich auch dort HTML als Programmiersprache durchsetzen, vermutet die Giga Information Group. Die momentan vermeintlich größte Herausforderung ist die Umwandlung von HTML-Seiten in (aussagekräftige und brauchbare) WML-Seiten. Hier ist eine enorme Informationsreduzierung gefragt. Von (WAP-) Interesse können nur Seiten sein, die Informationen anbieten, die sich schnell ändern, wie z.B. Bahnauskunft oder Wettervorhersage. Hier machen mobile Abfragen Sinn.
Obwohl die zur Verfügung stehenden WAP-Angebote noch recht bescheiden sind, gibt es mittlerweile auch schon eine deutsche Suchmaschine für WAP-Seiten. Der Suchmaschinen-Anbieter Hövener & Trapp evision GmbH (nathan.de, apollo7.de) hat in Kooperation mit PIRRO new media und dem Werbevermarkter Internetzentrale.com unter dem Namen WapUP! eine Suchmaschine für die mobile Webrecherche herausgebracht. Außerdem will sich das Joint Venture mit Produktion, Entwicklung und Betrieb von WAP-Diensten beschäftigen. Auch komplette WAP Shop-Lösungen werden mittlerweile u.a. von der hybris GmbH angeboten. Einem schnellen M-Commerce-Wachstum stehen jedoch noch mögliche WAP-Sicherheitsrisiken entgegen. So empfiehlt die Giga Information Group den Nutzern äußerste Zurückhaltung bei der Weitergabe von persönlichen Daten sowie bei finanziellen Transaktionen. Bei der überwiegenden Zahl der WAP-Angebote fehlen heute noch die Implementierung von digitalen Unterschriften oder Verschlüsselungsverfahren. Wenngleich der noch verwendete GSM-Standard prinzipiell sichere Übertragungen der sensiblen Daten ermöglicht, bietet in Deutschland bis jetzt noch kein Mobilnetzbetreiber wirklich sichere M-Commere-Anwendungen an.
Braucht jemand WAP?
Die Erreichbarkeit des Handys ist die eine, das mobile Einkaufen per WAP-Handy die andere Sache. Geht es nach dem Willen der IT-Branche, werden die Handy-Nutzer schon bald in ihrer Freizeit – wenn gerade kein Computer in der Nähe ist – mobil Informationen abrufen und einkaufen. Ob es das Abgeben von Online-Lotto-Tipps, das Kaufen und Verkaufen von Aktien oder das Bestellen von Tickets fürs Kino oder Theater ist, alles soll M-Commerce ermöglichen. Vor allem die großen Telekommunikationsfirmen sehen in WAP eine Möglichkeit, die aufgrund der starken Konkurrenz sinkenden Gewinnmargen durch höhere Umsätze pro Privatkunde wieder auszugleichen. Aus diesem Grund haben sich auch fast alle namhaften Telekommunikationsunternehmen, die in WAP eine Unternehmenschance sehen, im internationalen WAP-Forum zusammengeschlossen. Das primäre Ziel des 1997 gegründeten WAP-Forums ist die Zusammenführung aller Unternehmenszweige entlang der mobilen Wertschöpfungskette, um die Interoperabilität und das Wachstum des mobilen Marktes sicherzustellen. Dies sind unter anderem Netzwerkhersteller (Nortel Networks), Technologielieferanten(Oracle), Anwendungshersteller (Phone.com), Endgeräteanbieter (Nokia / Motorola), Inhalte und Services Produzenten/Aggregaten (AOL) sowie Service-Provider und Mobilfunkanbieter (Vodafone).
Die Zukunftsperspektiven für WAP sind derzeit durchwachsen. Einerseits findet man momentan in Print und TV allenthalben Werbekampagnen für WAP-Geräte und andererseits sind konkrete Dienstleistungen im WAP-Format noch Mangelware. Dabeisein ist alles; scheint das oberste Gebot der Stunde zu sein. Der richtige Mehrwert für den Kunden ist derzeit nur schwer zu finden. Ob WAP-Business zum Kerngeschäft der IT-Branche werden kann bleibt zweifelhaft, allenfalls als Zusatzdienstleistung könnte WAP einen Platz in der Online-Welt finden.