Bislang waren Einrichtung und Betrieb eines Online-Shops eine komplexe und kostspielige Angelegenheit. Jetzt wollen die Anbieter von Shoplösungen mit preiswerten und einfach zu bedienende Produkten den Massenmarkt erobern. Potentiellen Shopbetreibern werden kostenlose Testshops, einfache Benutzeroberflächen und Unterstützung beim Marketing geboten.
Online-Verkauf als zusätzlicher Vertriebskanal
Bei den Umsatzprognosen für den Online-Handel sind sich die Experten einig: in den nächsten Jahren wird es enormes Wachstum geben. Allein in Deutschland sollen sich die Umsätze mit E-Commerce nach einer Prognose der Unternehmungsberatung Roland Berger auf rund 28 Mrd. DM verzehnfachen (siehe ECIN-Marktbarometer). Doch noch lassen sich die kleineren Einzelhändler mit ihrem Online-Einstieg viel Zeit. Kein Wunder, denn das Angebot an Shoplösungen ist nach wie vor ziemlich unübersichtlich und geht oft an den Ansprüchen vorbei. Allgemeiner Tenor: Kaufshops sind überdimensioniert, schwierig zu implementieren, personalaufwendig und zu teuer. Alternative Standardprodukte wie z. B. Mietshops oder Einsteigerpakete sind im Kommen. Immer mehr Anbieter, darunter Branchengrößen wie die Deutsche Telekom oder AOL stoßen in diese Marktlücke und bieten Lösungen von der Stange, die zukünftigen Shopbetreibern einen risikoarmen Einstieg in den Online-Handel ohne größere Investitionen ermöglichen.
Strategieentscheidung erleichtert Produktauswahl
Standardisierte Mietshops nehmen den Betreibern viel Arbeit ab, erfordern aber dennoch eine Entscheidung. Bei der Auswahl eines Produktes sollten aber nicht nur technische Features eine Rolle spielen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Softwarelösung das richtige Mittel zur Realisierung der Online-Strategie darstellt. Schließlich soll sich die gewählte Lösung im Nachhinein nicht als unpassend herausstellen. Ausbaufähigkeit ist deshalb ein großer Vorteil. Preisgünstige Mietlösungen, die einen testweisen Einstieg erlauben, minimieren das Risiko eines Fehlgriffs.
Gedanken machen sollte man sich vor einer Entscheidung für ein bestimmtes Produkt, wie auch bei realen Läden, über einen geeigneten Standort. Will man den Cyberladen unter einer eigenen Internet-Adresse anbieten und eigenständig vermarkten oder entscheidet man sich für eine virtuelle Filiale in einem Online-Kaufhaus wie Netzmarkt? So kann z.B. der deutsche Shopping-Mall Pionier Netzmarkt mittlerweile rund 2 Mio. Seitenabrufe pro Monat und damit genügend Laufkundschaft vorweisen, was den Shopbetreibern zugute kommt. Dafür liegt der Mietpreis schon etwas höher als bei Shops, die ohne Mall und Marketingunterstützung auskommen müssen.
Andere Anbieter von Mietshops, wie etwa Vivendo, unterhalten Shop-Suchmaschinen und tragen die Betreiber ihrer Mietshoplösungen dort ein. Die Nutzer der Suchmaschine können dann gezielt nach Shops oder auch Produkten suchen. Die Auffindbarkeit des eigenen Sortiments für Online-Shopper ist deshalb wesentlich verbessert, unabhängig davon, ob man sich in einer Mall oder allein unter einer individuellen Domain seinen Laden betreibt.
Auch die Entscheidung für eine bestimmte Sortimentsgestaltung im geplanten Online-Shop hat einen nicht unwesentlichen Einfluß auf den späteren Geschäftserfolg. Je mehr Anbieter ins Web drängen, desto eher ist gerade kleineren Händlern zu empfehlen, sich statt mit einem breiten Sortiment lieber in einer Nische zu positionieren und dort Kompetenz zu beweisen. Nicht zuletzt spielt das angebotene Sortiment auch deshalb eine Rolle, weil viele Anbieter von Mietshops die Preise für ihr Produkt von der Anzahl der angebotenen Produkte abhängig machen.
Vor- und Nachteile von Mietshops
Mietshops sollen den preisgünstigen, risikolosen Einstieg in E-Commerce ermöglichen. Und tatsächlich bieten sie einige klare Vorteile gegenüber den bisher dominierenden Kauflösungen. Das beginnt mit den Preis: Während für eine Kauflösung eine einmalige, nicht geringe Summe zu entrichten ist, bestehen für Mietshops vielfältige Preismodelle. Fast immer wird ein bestimmter Betrag für die Nutzung des Shops pro Zeitraum fällig (i.d.R. monatlich). Oftmals richtet sich die Höhe des Preises auch nach der Anzahl der im Shop angeboten Produkte. Shops mit wenigen Produkten sind bei einigen Anbietern sogar kostenlos wie etwa beim Kompaktshop von AOL oder dem Smartshop der Telekom. Bei Webmart sind dank eingeblendeter Bannerwerbung des Anbieters sogar bis zu 100 Produkte kostenlos. Je mehr Produkte angeboten werden, desto teurer wird der Mietshop. Ein weiteres Preismodell nimmt den Umsatz des Shops als Grundlage für den Preis und finanziert sich über eine Provision.
Shopbetreiber, die neu ins Webbusiness einsteigen und die Größenordnung des möglichen Absatzvolumens nur schwierig einschätzen können, sind mit Mietshops häufig auf der sicheren Seite. Denn die teuren Kaufshop-Lösungen für mehrere tausend Mark lassen den Return on Investment bei mageren Anfangsumsätzen in weite Ferne rücken.
In jedem Fall sollte aber auch bei Mietshops auf versteckte Kosten geachtet werden. Wie hoch ist die einmalige Einrichtungsgebühr? Wird das Datentransfervolumen zusätzlich berechnet? Wie teuer ist ist die Support-Hotline? Letzteres schlägt etwa beim ansonsten preisgünstigen Shop von 1&1 Puretec mit 3,63 DM pro Minute zu Buche.
Ein weiterer Vorteil von Mietshops liegt darin, dass sie im Gegensatz zu gekauften Softwarelösungen nicht auf dem Webserver des Shopbetreibers bzw. Internetproviders laufen und dort implementiert werden müssen, sondern beim Anbieter des Mietshops gehostet werden. Die Bedienung und Verwaltung nimmt der Betreiber des Shops sozusagen aus der Ferne vor. Sofern sich der Mietshop einfach bedienen lässt, ist das eine bequeme Sache.
Viele Anbieter gewähren ihren Kunden schon auf der Website einen Einblick in die Bedienoberfläche zur Verwaltung des Mietshops. Oftmals kann die Sortimentspflege vom Betreiber des Shops offline durchgeführt werden und die gesammelten Eingaben werden über eine geeignete Schnittstelle zum Host übertragen. Je größer die Anzahl der Produkte im Shop ist und je öfter sich diese Daten ändern, desto wichtiger ist ein solches Feature.
Ein wesentlicher Nachteil von Mietshops besteht aber darin, das die Anbindung an Warenwirtschaftssysteme und den Backoffice-Bereich zumeist unzureichend gelöst oder schlichtweg nicht vorhanden ist. In der Folge müssen manuelle Eingaben die Lücke zwischen externem Mietshop und internem Warenwirtschaftssystem schliessen. Das kann sehr zeitaufwendig sein.
Defizite können bei Mietshops auch im Bereich der Sicherung der vom Kunden gemachten Eingaben sowie beim Handling sensibler Daten bestehen. Dies liegt zu weiten Teilen in den Händen des Mietshop-Anbieters. Hier sollte man sich vor Abschluß eines Vertrags, dessen Dauer einen Zeitraum von einem Jahr nicht übersteigen sollte, über den sorgfältigen und gewissenhaften Umgang des Anbieters mit solchen Daten informieren.
Checkliste: Was ist bei der Auswahl eines Mietshop zu beachten?
• Kann ein kostenloser Testshop eingerichtet werden?
• Lassen sich Produkte in Kategorien einordnen?
• Besteht eine Möglichkeit zur Offline-Administration mit Uploadmöglichkeit oder muß das Sortiment mit bestehender Online-Verbindung verwaltet werden?
• Werden Features wie Suchfunktionen, Warenkorb und Verwendung von Produktbildern angeboten?
• Sind Anpassungen beim Design des Shops möglich?
• Werden die gängigen Zahlungsarten Überweisung, Nachnahme und Kreditkarte unterstützt und entsprechende Daten sicher übertragen (z.B. per SSL)?
• Welche weiteren Kosten neben der Monatsmiete entstehen (z.B. Einrichtungsgebühr, Kosten für eigene Domain oder Transferkosten)?
• Wird eine Beratung per Mail oder zumindest eine FAQ-Liste auf der Homepage angeboten? Was kostet telefonischer Support?
• Wie werden Auftragsbestätigungen an Besteller bzw. Anbieter weitergeleitet (Email, Fax, etc.)?
• Sind Report- bzw. Statistikfunktionen verfügbar?
• Ist die Anbindung an Backoffice-Systeme oder die Verwendung einer Datenbank möglich?
• Ist eine regelmäßige Datensicherung gewährleistet?
• Wie lang sind Vertragsdauer und Kündigungsfrist?
• Kann der Anbieter entsprechende Referenzen vorweisen?